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Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841.

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§. 232. Concurrenz der Klagen. (Fortsetzung.)
5) Desgleichen mit der a. rationibus distrahendis (k).
6) Tutelae und rationibus distrahendis (l).
7) Communi dividundo und pro socio, wegen der
Früchte und Auslagen (m).
8) Doli und quod metus causa (n).

Es ist aber zu bemerken, daß die hier erwähnten Fälle
der Concurrenz nicht immer zu dieser ersten Klasse, son-
dern oft zu der zweyten gehören, so daß ihre Behandlung
stets von den zufälligen Umständen des einzelnen Falles
abhängt. Wenn nämlich der Gegenstand beider Klagen
genau denselben Umfang hat, so gehört dieser Fall zur er-
sten Klasse (o); eben so wenn die umfassendere Klage zu-
erst mit Erfolg angestellt worden ist (p). Wurde dagegen
die beschränktere Klage zuerst angestellt, so gehört der Fall

(k) L. 2 § 1 tutelae (27. 3.),
L. 55 § 1 in f. de administr.

(26. 7.).
(l) L. 1 § 21 tutelae (27. 3.).
Die Stelle geht allerdings in ih-
rem ursprünglichen Sinn auf die
Prozeßconsumtion, im Justiniani-
schen Recht muß sie auf dieselbe
Weise, wie die übrigen hier zusam-
mengestellten Fälle der Concurrenz,
gedeutet werden, d. h. man muß
zu der Anstellung der Klage auch
noch den Erfolg hinzu denken. Vgl.
über diese Stelle Ribbentrop
S. 56 -- 58, ferner über das Ver-
hältniß der beiden genannten Kla-
gen zu einander, oben § 212, und
über die Behandlung der ange-
führten Stelle im neuesten Recht
unten § 235. g.
(m) L. 38 § 1 pro soc. (17. 2.).
(n) L. 14 § 13 quod metus
(4. 2.). Der Widerspruch dieser
Stelle mit L. 1 § 4 de dolo
(4. 3.), woran sich Viele versucht
haben, gehört nicht hierher.
(o) So z. B. wenn der Mie-
ther eines Pferdes dasselbe gestoh-
len hat, und aus dem Miethcon-
tract gerade nichts Anderes schul-
dig ist, als den Ersatz für das
Pferd, worauf auch die condictio
furtiva
geht.
(p) So wenn in dem in der
Note o. erwähnten Fall auch noch
Miethgeld rückständig ist, und durch
die zuerst angestellte actio locati
Ersatz und Miethgeld zugleich er-
langt wurde.
§. 232. Concurrenz der Klagen. (Fortſetzung.)
5) Desgleichen mit der a. rationibus distrahendis (k).
6) Tutelae und rationibus distrahendis (l).
7) Communi dividundo und pro socio, wegen der
Früchte und Auslagen (m).
8) Doli und quod metus causa (n).

Es iſt aber zu bemerken, daß die hier erwähnten Fälle
der Concurrenz nicht immer zu dieſer erſten Klaſſe, ſon-
dern oft zu der zweyten gehören, ſo daß ihre Behandlung
ſtets von den zufälligen Umſtänden des einzelnen Falles
abhängt. Wenn nämlich der Gegenſtand beider Klagen
genau denſelben Umfang hat, ſo gehört dieſer Fall zur er-
ſten Klaſſe (o); eben ſo wenn die umfaſſendere Klage zu-
erſt mit Erfolg angeſtellt worden iſt (p). Wurde dagegen
die beſchränktere Klage zuerſt angeſtellt, ſo gehört der Fall

(k) L. 2 § 1 tutelae (27. 3.),
L. 55 § 1 in f. de administr.

(26. 7.).
(l) L. 1 § 21 tutelae (27. 3.).
Die Stelle geht allerdings in ih-
rem urſprünglichen Sinn auf die
Prozeßconſumtion, im Juſtiniani-
ſchen Recht muß ſie auf dieſelbe
Weiſe, wie die übrigen hier zuſam-
mengeſtellten Fälle der Concurrenz,
gedeutet werden, d. h. man muß
zu der Anſtellung der Klage auch
noch den Erfolg hinzu denken. Vgl.
über dieſe Stelle Ribbentrop
S. 56 — 58, ferner über das Ver-
hältniß der beiden genannten Kla-
gen zu einander, oben § 212, und
über die Behandlung der ange-
führten Stelle im neueſten Recht
unten § 235. g.
(m) L. 38 § 1 pro soc. (17. 2.).
(n) L. 14 § 13 quod metus
(4. 2.). Der Widerſpruch dieſer
Stelle mit L. 1 § 4 de dolo
(4. 3.), woran ſich Viele verſucht
haben, gehört nicht hierher.
(o) So z. B. wenn der Mie-
ther eines Pferdes daſſelbe geſtoh-
len hat, und aus dem Miethcon-
tract gerade nichts Anderes ſchul-
dig iſt, als den Erſatz für das
Pferd, worauf auch die condictio
furtiva
geht.
(p) So wenn in dem in der
Note o. erwähnten Fall auch noch
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die zuerſt angeſtellte actio locati
Erſatz und Miethgeld zugleich er-
langt wurde.
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[219/0233] §. 232. Concurrenz der Klagen. (Fortſetzung.) 5) Desgleichen mit der a. rationibus distrahendis (k). 6) Tutelae und rationibus distrahendis (l). 7) Communi dividundo und pro socio, wegen der Früchte und Auslagen (m). 8) Doli und quod metus causa (n). Es iſt aber zu bemerken, daß die hier erwähnten Fälle der Concurrenz nicht immer zu dieſer erſten Klaſſe, ſon- dern oft zu der zweyten gehören, ſo daß ihre Behandlung ſtets von den zufälligen Umſtänden des einzelnen Falles abhängt. Wenn nämlich der Gegenſtand beider Klagen genau denſelben Umfang hat, ſo gehört dieſer Fall zur er- ſten Klaſſe (o); eben ſo wenn die umfaſſendere Klage zu- erſt mit Erfolg angeſtellt worden iſt (p). Wurde dagegen die beſchränktere Klage zuerſt angeſtellt, ſo gehört der Fall (k) L. 2 § 1 tutelae (27. 3.), L. 55 § 1 in f. de administr. (26. 7.). (l) L. 1 § 21 tutelae (27. 3.). Die Stelle geht allerdings in ih- rem urſprünglichen Sinn auf die Prozeßconſumtion, im Juſtiniani- ſchen Recht muß ſie auf dieſelbe Weiſe, wie die übrigen hier zuſam- mengeſtellten Fälle der Concurrenz, gedeutet werden, d. h. man muß zu der Anſtellung der Klage auch noch den Erfolg hinzu denken. Vgl. über dieſe Stelle Ribbentrop S. 56 — 58, ferner über das Ver- hältniß der beiden genannten Kla- gen zu einander, oben § 212, und über die Behandlung der ange- führten Stelle im neueſten Recht unten § 235. g. (m) L. 38 § 1 pro soc. (17. 2.). (n) L. 14 § 13 quod metus (4. 2.). Der Widerſpruch dieſer Stelle mit L. 1 § 4 de dolo (4. 3.), woran ſich Viele verſucht haben, gehört nicht hierher. (o) So z. B. wenn der Mie- ther eines Pferdes daſſelbe geſtoh- len hat, und aus dem Miethcon- tract gerade nichts Anderes ſchul- dig iſt, als den Erſatz für das Pferd, worauf auch die condictio furtiva geht. (p) So wenn in dem in der Note o. erwähnten Fall auch noch Miethgeld rückſtändig iſt, und durch die zuerſt angeſtellte actio locati Erſatz und Miethgeld zugleich er- langt wurde.

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Zitationshilfe: Savigny, Friedrich Carl von: System des heutigen Römischen Rechts. Bd. 5. Berlin, 1841, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/savigny_system05_1841/233>, abgerufen am 19.04.2024.