Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692.

Bild:
<< vorherige Seite

Judas der Ertzschelm hasset das Wort Gottes/
gleich schickte seine Frau Gemahlin einen Paggi zu ihm/
und zwar/ nach Aussag Simonis de Cassia, mit einem Briefl
oder Zettel/ worinn sie ihn sowol gütlich/ als ernsthasft
ermahnet/ er solle doch seine Hände nicht waschen in dem
Blut dieses gerechten Manns JESU von Nazareth/
dann sie wegen seiner die Nacht hindurch einen wunder-
lichen Traum und Gesicht gehabt. Ob schon einige der
Meynung und Aussag sind/ als hätte solchen Traum der
böse Feind verursachet/ der durch ein Weib den Tod Chri-
sti/ und folgsam die Erlösung des menschlichen Geschlechts
zu verhindern suchte/ so wird von den meisten heiligen
Vättern/ bevorab von allen Griechischen Lehrern/ obbe-
nannte Frau über allemassen gelobt/ die es auch mit
gründlichen Beweisungen behaupten/ daß erstgedachter
Traum nicht vom Teufel hergerührt/ als der nicht wu-
ste/ daß Christus wahrer GOtt und Mensch seye/ und
durch seinen Tod die Welt erlöset werde/ dann sonsten hät-
te dieser leidige Satan die Haebreer nicht zu solchen Haß
und Verfolgung Christi angesporret/ sondern solcher
Traum seye von GOtt/ vom Himmel/ von ihrem eignem
Schutz-Engel herkommen/ wie solches leicht von dem
heiligen Wandel/ den sie nachgehends geführt/ abzuneh-
men/ massen sie in der Zahl der Heiligen gesetzt/ und
Claudia Procula genannt/ wie dann von ihr auch der hei-
lige Paulus in einer Epistel zu dem Timotheum c. 4. Mel-
dung thut. Wann nun Pilatus der heylsamen Ermah-
nung seiner Frauen hätte gefolgt/ so wäre er anitzo und
auf ewig nit so unglückseelig. Wer hat den Propheten
Balaam ermahnet? Wer hat gemacht/ daß er nit um das
Num. 22.zeitliche und ewige Leben kommen? Wer? sag an? Wer?
nit der/ wer? nit der/ sondern die/ die Eselin/ welcher
GOtt wunderbarlich ein menschliche Zung ertheilt/ wor-
durch den geitzigen Propheten von seinem Untergang er-
halten. Es gibt viel grobe Knispel/ viel grobe Gispel/

welche

Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes/
gleich ſchickte ſeine Frau Gemahlin einen Paggi zu ihm/
und zwar/ nach Auſſag Simonis de Caſſia, mit einem Briefl
oder Zettel/ worinn ſie ihn ſowol guͤtlich/ als ernſthaſft
ermahnet/ er ſolle doch ſeine Haͤnde nicht waſchen in dem
Blut dieſes gerechten Manns JESU von Nazareth/
dann ſie wegen ſeiner die Nacht hindurch einen wunder-
lichen Traum und Geſicht gehabt. Ob ſchon einige der
Meynung und Auſſag ſind/ als haͤtte ſolchen Traum der
boͤſe Feind verurſachet/ der durch ein Weib den Tod Chri-
ſti/ und folgſam die Erloͤſung des menſchlichen Geſchlechts
zu verhindern ſuchte/ ſo wird von den meiſten heiligen
Vaͤttern/ bevorab von allen Griechiſchen Lehrern/ obbe-
nannte Frau uͤber allemaſſen gelobt/ die es auch mit
gruͤndlichen Beweiſungen behaupten/ daß erſtgedachter
Traum nicht vom Teufel hergeruͤhrt/ als der nicht wu-
ſte/ daß Chriſtus wahrer GOtt und Menſch ſeye/ und
durch ſeinen Tod die Welt erloͤſet werde/ dann ſonſten haͤt-
te dieſer leidige Satan die Hæbreer nicht zu ſolchen Haß
und Verfolgung Chriſti angeſporret/ ſondern ſolcher
Traum ſeye von GOtt/ vom Himmel/ von ihrem eignem
Schutz-Engel herkommen/ wie ſolches leicht von dem
heiligen Wandel/ den ſie nachgehends gefuͤhrt/ abzuneh-
men/ maſſen ſie in der Zahl der Heiligen geſetzt/ und
Claudia Procula genannt/ wie dann von ihr auch der hei-
lige Paulus in einer Epiſtel zu dem Timotheum c. 4. Mel-
dung thut. Wann nun Pilatus der heylſamen Ermah-
nung ſeiner Frauen haͤtte gefolgt/ ſo waͤre er anitzo und
auf ewig nit ſo ungluͤckſeelig. Wer hat den Propheten
Balaam ermahnet? Wer hat gemacht/ daß er nit um das
Num. 22.zeitliche und ewige Leben kommen? Wer? ſag an? Wer?
nit der/ wer? nit der/ ſondern die/ die Eſelin/ welcher
GOtt wunderbarlich ein menſchliche Zung ertheilt/ wor-
durch den geitzigen Propheten von ſeinem Untergang er-
halten. Es gibt viel grobe Kniſpel/ viel grobe Giſpel/

welche
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0044" n="12"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#fr">Judas der Ertz&#x017F;chelm ha&#x017F;&#x017F;et das Wort Gottes/</hi></fw><lb/>
gleich &#x017F;chickte &#x017F;eine Frau Gemahlin einen <hi rendition="#aq">Paggi</hi> zu ihm/<lb/>
und zwar/ nach Au&#x017F;&#x017F;ag <hi rendition="#aq">Simonis de Ca&#x017F;&#x017F;ia,</hi> mit einem Briefl<lb/>
oder Zettel/ worinn &#x017F;ie ihn &#x017F;owol gu&#x0364;tlich/ als ern&#x017F;tha&#x017F;ft<lb/>
ermahnet/ er &#x017F;olle doch &#x017F;eine Ha&#x0364;nde nicht wa&#x017F;chen in dem<lb/>
Blut die&#x017F;es gerechten Manns JESU von Nazareth/<lb/>
dann &#x017F;ie wegen &#x017F;einer die Nacht hindurch einen wunder-<lb/>
lichen Traum und Ge&#x017F;icht gehabt. Ob &#x017F;chon einige der<lb/>
Meynung und Au&#x017F;&#x017F;ag &#x017F;ind/ als ha&#x0364;tte &#x017F;olchen Traum der<lb/>
bo&#x0364;&#x017F;e Feind verur&#x017F;achet/ der durch ein Weib den Tod Chri-<lb/>
&#x017F;ti/ und folg&#x017F;am die Erlo&#x0364;&#x017F;ung des men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechts<lb/>
zu verhindern &#x017F;uchte/ &#x017F;o wird von den mei&#x017F;ten heiligen<lb/>
Va&#x0364;ttern/ bevorab von allen Griechi&#x017F;chen Lehrern/ obbe-<lb/>
nannte Frau u&#x0364;ber allema&#x017F;&#x017F;en gelobt/ die es auch mit<lb/>
gru&#x0364;ndlichen Bewei&#x017F;ungen behaupten/ daß er&#x017F;tgedachter<lb/>
Traum nicht vom Teufel hergeru&#x0364;hrt/ als der nicht wu-<lb/>
&#x017F;te/ daß Chri&#x017F;tus wahrer GOtt und Men&#x017F;ch &#x017F;eye/ und<lb/>
durch &#x017F;einen Tod die Welt erlo&#x0364;&#x017F;et werde/ dann &#x017F;on&#x017F;ten ha&#x0364;t-<lb/>
te die&#x017F;er leidige Satan die <hi rendition="#aq">Hæbreer</hi> nicht zu &#x017F;olchen Haß<lb/>
und Verfolgung Chri&#x017F;ti ange&#x017F;porret/ &#x017F;ondern &#x017F;olcher<lb/>
Traum &#x017F;eye von GOtt/ vom Himmel/ von ihrem eignem<lb/>
Schutz-Engel herkommen/ wie &#x017F;olches leicht von dem<lb/>
heiligen Wandel/ den &#x017F;ie nachgehends gefu&#x0364;hrt/ abzuneh-<lb/>
men/ ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie in der Zahl der Heiligen ge&#x017F;etzt/ und<lb/><hi rendition="#aq">Claudia Procula</hi> genannt/ wie dann von ihr auch der hei-<lb/>
lige <hi rendition="#aq">Paulus</hi> in einer Epi&#x017F;tel zu dem <hi rendition="#aq">Timotheum c.</hi> 4. Mel-<lb/>
dung thut. Wann nun <hi rendition="#aq">Pilatus</hi> der heyl&#x017F;amen Ermah-<lb/>
nung &#x017F;einer Frauen ha&#x0364;tte gefolgt/ &#x017F;o wa&#x0364;re er anitzo und<lb/>
auf ewig nit &#x017F;o unglu&#x0364;ck&#x017F;eelig. Wer hat den Propheten<lb/><hi rendition="#aq">Balaam</hi> ermahnet? Wer hat gemacht/ daß er nit um das<lb/><note place="left"><hi rendition="#aq">Num.</hi> 22.</note>zeitliche und ewige Leben kommen? Wer? &#x017F;ag an? Wer?<lb/>
nit <hi rendition="#fr">der</hi>/ wer? nit <hi rendition="#fr">der</hi>/ &#x017F;ondern <hi rendition="#fr">die</hi>/ die E&#x017F;elin/ welcher<lb/>
GOtt wunderbarlich ein men&#x017F;chliche Zung ertheilt/ wor-<lb/>
durch den geitzigen Propheten von &#x017F;einem Untergang er-<lb/>
halten. Es gibt viel grobe Kni&#x017F;pel/ viel grobe Gi&#x017F;pel/<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">welche</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[12/0044] Judas der Ertzſchelm haſſet das Wort Gottes/ gleich ſchickte ſeine Frau Gemahlin einen Paggi zu ihm/ und zwar/ nach Auſſag Simonis de Caſſia, mit einem Briefl oder Zettel/ worinn ſie ihn ſowol guͤtlich/ als ernſthaſft ermahnet/ er ſolle doch ſeine Haͤnde nicht waſchen in dem Blut dieſes gerechten Manns JESU von Nazareth/ dann ſie wegen ſeiner die Nacht hindurch einen wunder- lichen Traum und Geſicht gehabt. Ob ſchon einige der Meynung und Auſſag ſind/ als haͤtte ſolchen Traum der boͤſe Feind verurſachet/ der durch ein Weib den Tod Chri- ſti/ und folgſam die Erloͤſung des menſchlichen Geſchlechts zu verhindern ſuchte/ ſo wird von den meiſten heiligen Vaͤttern/ bevorab von allen Griechiſchen Lehrern/ obbe- nannte Frau uͤber allemaſſen gelobt/ die es auch mit gruͤndlichen Beweiſungen behaupten/ daß erſtgedachter Traum nicht vom Teufel hergeruͤhrt/ als der nicht wu- ſte/ daß Chriſtus wahrer GOtt und Menſch ſeye/ und durch ſeinen Tod die Welt erloͤſet werde/ dann ſonſten haͤt- te dieſer leidige Satan die Hæbreer nicht zu ſolchen Haß und Verfolgung Chriſti angeſporret/ ſondern ſolcher Traum ſeye von GOtt/ vom Himmel/ von ihrem eignem Schutz-Engel herkommen/ wie ſolches leicht von dem heiligen Wandel/ den ſie nachgehends gefuͤhrt/ abzuneh- men/ maſſen ſie in der Zahl der Heiligen geſetzt/ und Claudia Procula genannt/ wie dann von ihr auch der hei- lige Paulus in einer Epiſtel zu dem Timotheum c. 4. Mel- dung thut. Wann nun Pilatus der heylſamen Ermah- nung ſeiner Frauen haͤtte gefolgt/ ſo waͤre er anitzo und auf ewig nit ſo ungluͤckſeelig. Wer hat den Propheten Balaam ermahnet? Wer hat gemacht/ daß er nit um das zeitliche und ewige Leben kommen? Wer? ſag an? Wer? nit der/ wer? nit der/ ſondern die/ die Eſelin/ welcher GOtt wunderbarlich ein menſchliche Zung ertheilt/ wor- durch den geitzigen Propheten von ſeinem Untergang er- halten. Es gibt viel grobe Kniſpel/ viel grobe Giſpel/ welche Num. 22.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/44
Zitationshilfe: Clara, Abraham a Sancta: Judas Der Ertz-Schelm. Bd. 3. Salzburg, 1692, S. 12. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/santa_judas03_1692/44>, abgerufen am 20.04.2024.