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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] Hülfe/ und belagerte Jerusalem: muste aber wieder abziehen/ und verlohre sechstausend Mann/ darunter auch Florus mit der Haut bezahlet.

Vespasiani Krieg mit ihnen. Sobald nun die Zeitung hievon nach Rom gekommen/ schickte Kaiser Nero Flavium Vespasianum mit aller Vollmacht/ die Juden abzustraffen. Dieser kame/ im Früling/ mit seinem Heer angezogen/ eroberte Anfangs etliche Städte in Galilea/ als Gadara/ Zapher/ Samaria/ und Jotapata: in welcher letzern der Geschichtschreiber Josephus Commendant gewesen/ und als er gefangen worden/ beyden Vespasianen/ Vatter und Sohne/ geweissaget/ daß sie würden Römische Kaiser werden; womit er sein Leben errettet/ aber zwey Jahre lang gefangen gehalten worden. Er eroberte hierauf ferner gantz Judaea, auser Jerusalem/ und den drey Schlössern Herodium, Massada und Macherus: welche er/ als er zum Kaiser erwehlt worden/ seinem Sohn zu bestreiten hinterlassen/ und nach Rom geeilet/ die Regirung zu übernehmen. Er hatte diesen Belägerungen so dapfer beygewohnet/ daß er einsmals mit einem Stein an das Knie verletzet worden/ und den Schild mit Pfeilen wol gespickt davon getragen.

Vorzeichen seines Todes. Sein Tod/ ward von einem Cometen vorangedeutet/ von welchem/ als er krank daniederligend/ seine Leute lang reden gehöret/ sagte er endlich zu ihnen: Worzu dienet euer Gewäsche? Dieser Haar-Stern kündigt dem König der Parthenier/ der Haare am Kopf hat/ den Tod an/ und nicht mir/ der ich kahl bin. Als auch Kais. Augusti Begräbnis-Kluft sich selbst aufgethan/ und etliche solches für ein Vorzeichen von des Kaisers Tod hielten/ widerredte er ihnen/ und sagte: Es würde die Juniam Calvinam antreffen/ die von Kais. Augusti Geschlecht wäre. Wie er aber endlich sahe/ daß er sterben würde/ ließe er dieser Worte sich vernehmen: Mich deucht/ ich fange nun an/ ein Gott zu werden. Womit er absahe auf die Gewonheit/ damit man die Kaisere nach ihrem Tode zu vergöttern pflegte.

Als er durch kalt Wasser-trincken ihme den Durchlauf zugezogen/ und die Medici, weil er gleichwol immer noch schaffete/ auch so gar fremde Abgesandten ligend anhörte/ ihn vermahnten/ daß er ihm selber etwas Ruhe gönnen wolte/ gab er zur Antwort: Einem Feldherrn will obligen/ daß Sein Tod. er stehend sterbe. Er thäte auch/ was er redte. Dann als die Gesandten nur zur Thür hinaus waren/ wolte er/ als vom Ligen ermüdet/ aufstehen: starbe aber den Seinen/ auf die er sich gesteuret/ unter den Händen. Diß geschahe auf seinem Mairhof/ den 24 Junii A. Chr. 80/ seines Reichs [Spaltenumbruch] im er füllten (ohne sechs Tage) zehendem/ und seines Alters im 70 Jahr. Unter ihm hat sich Rom wieder zu erheben angefangen: Wiewol die Ruhe nicht lang gewähret/ und mit seinem Sohn Domitiano die Torheit sich wieder auf den Thron gesetzet.

Sein Bildnis und selner Gemahlin. Dieses Kaisers Bildnis hierbey ligend/ ist von einer Marmornen Statua in Lebens-größe entnommen: deme oben seiner Gemahlin Flaviae Domitillae Bildnis zugefüget worden.

Der Streit.Die obere mittlere zweyte Figur/ macht vorstellig einen Teutschen Soldaten zu Fuß/ welcher ganz nacket und ohn einige Rüstung/ auser seines Schildes/ gegen einem Römischen Ritter zu Pferd sich dapfer zur Wehr setzet: wie dann dergleichen/ von den Teutschen/ in den alten Historien Der Fechter. zu lesen ist. Also zeiget die folgende dritte Figur einen Römischen Fechter von denen/ die man Rudiarios genannt/ von dem hölzernen Gewehr/ das sie geführet: wovon auch droben bey Kais. Galba Anregung beschehen.

Philosophus Cathedrarius. In der mittleren Figur zur Rechten/ erscheinet ein alter Philosophus, deren einer/ welche Seneca Cathedrarios genennt: massen er auf einem Sessel sitzet/ mit solchen Geberden/ die einen Lehrer vorstellen/ der da discurriret und profitiret.

Q. Cincinnatum. Die mittlere Figur zur Lincken/ weiset uns den fürtrefflichen alten Römer Q. Cincinnatum, welcher vom Pflug zum höchsten Amt der Dictatur in Rom beruffen worden: und sihet man allhier/ wie er die Strümpfe anziehet/ (weil ihn die Römische Legaten barfüssig hinter dem Pflug gefunden) und sich bewaffnet. Ist von einem schönen antichen Stuck abgebildet worden.

Biga. Auf diese/ zeiget sich unten eine Biga oder offene Fuhr mit zwey Pferden/ einem weissen und braunen. Der Cameus, davon diese Figur abgezeichnet/ ist hochschätzbar und an Kunst fürtrefflich/ weil daran der Grund ganz dunckel/ das eine weiße Pferd aus einem Sardonyx/ und das andere braun aus einem Sapphir/ geschnitten ist: hat also die Natur dem Künstler zu seinem Vorhaben dienen müssen.

Cursor. Die letzte Figur bildet einen alten Cursorem oder Renner/ auf welche Weise Caligula, Nero und andere/ der Kaiserlichen Würde zu Schimpf/ sich vielfältig offentlich haben sehen lassen: und solche Rennspiel-Art/ haben erstlich Carvilius und Popilius aus Griechenland nach Rom gebracht/ und daselbst eingeführet.

[Spaltenumbruch] Hülfe/ und belagerte Jerusalem: muste aber wieder abziehen/ und verlohre sechstausend Mann/ darunter auch Florus mit der Haut bezahlet.

Vespasiani Krieg mit ihnen. Sobald nun die Zeitung hievon nach Rom gekommen/ schickte Kaiser Nero Flavium Vespasianum mit aller Vollmacht/ die Juden abzustraffen. Dieser kame/ im Früling/ mit seinem Heer angezogen/ eroberte Anfangs etliche Städte in Galilea/ als Gadara/ Zapher/ Samaria/ und Jotapata: in welcher letzern der Geschichtschreiber Josephus Commendant gewesen/ und als er gefangen worden/ beyden Vespasianen/ Vatter und Sohne/ geweissaget/ daß sie würden Römische Kaiser werden; womit er sein Leben errettet/ aber zwey Jahre lang gefangen gehalten worden. Er eroberte hierauf ferner gantz Judaea, auser Jerusalem/ und den drey Schlössern Herodium, Massada und Macherus: welche er/ als er zum Kaiser erwehlt worden/ seinem Sohn zu bestreiten hinterlassen/ und nach Rom geeilet/ die Regirung zu übernehmen. Er hatte diesen Belägerungen so dapfer beygewohnet/ daß er einsmals mit einem Stein an das Knie verletzet worden/ und den Schild mit Pfeilen wol gespickt davon getragen.

Vorzeichen seines Todes. Sein Tod/ ward von einem Cometen vorangedeutet/ von welchem/ als er krank daniederligend/ seine Leute lang reden gehöret/ sagte er endlich zu ihnen: Worzu dienet euer Gewäsche? Dieser Haar-Stern kündigt dem König der Parthenier/ der Haare am Kopf hat/ den Tod an/ und nicht mir/ der ich kahl bin. Als auch Kais. Augusti Begräbnis-Kluft sich selbst aufgethan/ und etliche solches für ein Vorzeichen von des Kaisers Tod hielten/ widerredte er ihnen/ und sagte: Es würde die Juniam Calvinam antreffen/ die von Kais. Augusti Geschlecht wäre. Wie er aber endlich sahe/ daß er sterben würde/ ließe er dieser Worte sich vernehmen: Mich deucht/ ich fange nun an/ ein Gott zu werden. Womit er absahe auf die Gewonheit/ damit man die Kaisere nach ihrem Tode zu vergöttern pflegte.

Als er durch kalt Wasser-trincken ihme den Durchlauf zugezogen/ und die Medici, weil er gleichwol immer noch schaffete/ auch so gar fremde Abgesandten ligend anhörte/ ihn vermahnten/ daß er ihm selber etwas Ruhe gönnen wolte/ gab er zur Antwort: Einem Feldherrn will obligen/ daß Sein Tod. er stehend sterbe. Er thäte auch/ was er redte. Dann als die Gesandten nur zur Thür hinaus waren/ wolte er/ als vom Ligen ermüdet/ aufstehen: starbe aber den Seinen/ auf die er sich gesteuret/ unter den Händen. Diß geschahe auf seinem Mairhof/ den 24 Junii A. Chr. 80/ seines Reichs [Spaltenumbruch] im er füllten (ohne sechs Tage) zehendem/ und seines Alters im 70 Jahr. Unter ihm hat sich Rom wieder zu erheben angefangen: Wiewol die Ruhe nicht lang gewähret/ und mit seinem Sohn Domitiano die Torheit sich wieder auf den Thron gesetzet.

Sein Bildnis und selner Gemahlin. Dieses Kaisers Bildnis hierbey ligend/ ist von einer Marmornen Statua in Lebens-größe entnommen: deme oben seiner Gemahlin Flaviae Domitillae Bildnis zugefüget worden.

Der Streit.Die obere mittlere zweyte Figur/ macht vorstellig einen Teutschen Soldaten zu Fuß/ welcher ganz nacket und ohn einige Rüstung/ auser seines Schildes/ gegen einem Römischen Ritter zu Pferd sich dapfer zur Wehr setzet: wie dann dergleichen/ von den Teutschen/ in den alten Historien Der Fechter. zu lesen ist. Also zeiget die folgende dritte Figur einen Römischen Fechter von denen/ die man Rudiarios genannt/ von dem hölzernen Gewehr/ das sie geführet: wovon auch droben bey Kais. Galba Anregung beschehen.

Philosophus Cathedrarius. In der mittleren Figur zur Rechten/ erscheinet ein alter Philosophus, deren einer/ welche Seneca Cathedrarios genennt: massen er auf einem Sessel sitzet/ mit solchen Geberden/ die einen Lehrer vorstellen/ der da discurriret und profitiret.

Q. Cincinnatum. Die mittlere Figur zur Lincken/ weiset uns den fürtrefflichen alten Römer Q. Cincinnatum, welcher vom Pflug zum höchsten Amt der Dictatur in Rom beruffen worden: und sihet man allhier/ wie er die Strümpfe anziehet/ (weil ihn die Römische Legaten barfüssig hinter dem Pflug gefunden) und sich bewaffnet. Ist von einem schönen antichen Stuck abgebildet worden.

Biga. Auf diese/ zeiget sich unten eine Biga oder offene Fuhr mit zwey Pferden/ einem weissen und braunen. Der Cameus, davon diese Figur abgezeichnet/ ist hochschätzbar und an Kunst fürtrefflich/ weil daran der Grund ganz dunckel/ das eine weiße Pferd aus einem Sardonyx/ und das andere braun aus einem Sapphir/ geschnitten ist: hat also die Natur dem Künstler zu seinem Vorhaben dienen müssen.

Cursor. Die letzte Figur bildet einen alten Cursorem oder Renner/ auf welche Weise Caligula, Nero und andere/ der Kaiserlichen Würde zu Schimpf/ sich vielfältig offentlich haben sehen lassen: und solche Rennspiel-Art/ haben erstlich Carvilius und Popilius aus Griechenland nach Rom gebracht/ und daselbst eingeführet.

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[[II (Skulptur), S. 60]/0086] Hülfe/ und belagerte Jerusalem: muste aber wieder abziehen/ und verlohre sechstausend Mann/ darunter auch Florus mit der Haut bezahlet. Sobald nun die Zeitung hievon nach Rom gekommen/ schickte Kaiser Nero Flavium Vespasianum mit aller Vollmacht/ die Juden abzustraffen. Dieser kame/ im Früling/ mit seinem Heer angezogen/ eroberte Anfangs etliche Städte in Galilea/ als Gadara/ Zapher/ Samaria/ und Jotapata: in welcher letzern der Geschichtschreiber Josephus Commendant gewesen/ und als er gefangen worden/ beyden Vespasianen/ Vatter und Sohne/ geweissaget/ daß sie würden Römische Kaiser werden; womit er sein Leben errettet/ aber zwey Jahre lang gefangen gehalten worden. Er eroberte hierauf ferner gantz Judaea, auser Jerusalem/ und den drey Schlössern Herodium, Massada und Macherus: welche er/ als er zum Kaiser erwehlt worden/ seinem Sohn zu bestreiten hinterlassen/ und nach Rom geeilet/ die Regirung zu übernehmen. Er hatte diesen Belägerungen so dapfer beygewohnet/ daß er einsmals mit einem Stein an das Knie verletzet worden/ und den Schild mit Pfeilen wol gespickt davon getragen. Vespasiani Krieg mit ihnen. Sein Tod/ ward von einem Cometen vorangedeutet/ von welchem/ als er krank daniederligend/ seine Leute lang reden gehöret/ sagte er endlich zu ihnen: Worzu dienet euer Gewäsche? Dieser Haar-Stern kündigt dem König der Parthenier/ der Haare am Kopf hat/ den Tod an/ und nicht mir/ der ich kahl bin. Als auch Kais. Augusti Begräbnis-Kluft sich selbst aufgethan/ und etliche solches für ein Vorzeichen von des Kaisers Tod hielten/ widerredte er ihnen/ und sagte: Es würde die Juniam Calvinam antreffen/ die von Kais. Augusti Geschlecht wäre. Wie er aber endlich sahe/ daß er sterben würde/ ließe er dieser Worte sich vernehmen: Mich deucht/ ich fange nun an/ ein Gott zu werden. Womit er absahe auf die Gewonheit/ damit man die Kaisere nach ihrem Tode zu vergöttern pflegte. Vorzeichen seines Todes.Als er durch kalt Wasser-trincken ihme den Durchlauf zugezogen/ und die Medici, weil er gleichwol immer noch schaffete/ auch so gar fremde Abgesandten ligend anhörte/ ihn vermahnten/ daß er ihm selber etwas Ruhe gönnen wolte/ gab er zur Antwort: Einem Feldherrn will obligen/ daß er stehend sterbe. Er thäte auch/ was er redte. Dann als die Gesandten nur zur Thür hinaus waren/ wolte er/ als vom Ligen ermüdet/ aufstehen: starbe aber den Seinen/ auf die er sich gesteuret/ unter den Händen. Diß geschahe auf seinem Mairhof/ den 24 Junii A. Chr. 80/ seines Reichs im er füllten (ohne sechs Tage) zehendem/ und seines Alters im 70 Jahr. Unter ihm hat sich Rom wieder zu erheben angefangen: Wiewol die Ruhe nicht lang gewähret/ und mit seinem Sohn Domitiano die Torheit sich wieder auf den Thron gesetzet. Sein Tod. Dieses Kaisers Bildnis hierbey ligend/ ist von einer Marmornen Statua in Lebens-größe entnommen: deme oben seiner Gemahlin Flaviae Domitillae Bildnis zugefüget worden. Sein Bildnis und selner Gemahlin.Die obere mittlere zweyte Figur/ macht vorstellig einen Teutschen Soldaten zu Fuß/ welcher ganz nacket und ohn einige Rüstung/ auser seines Schildes/ gegen einem Römischen Ritter zu Pferd sich dapfer zur Wehr setzet: wie dann dergleichen/ von den Teutschen/ in den alten Historien zu lesen ist. Also zeiget die folgende dritte Figur einen Römischen Fechter von denen/ die man Rudiarios genannt/ von dem hölzernen Gewehr/ das sie geführet: wovon auch droben bey Kais. Galba Anregung beschehen. Der Streit. Der Fechter. In der mittleren Figur zur Rechten/ erscheinet ein alter Philosophus, deren einer/ welche Seneca Cathedrarios genennt: massen er auf einem Sessel sitzet/ mit solchen Geberden/ die einen Lehrer vorstellen/ der da discurriret und profitiret. Philosophus Cathedrarius. Die mittlere Figur zur Lincken/ weiset uns den fürtrefflichen alten Römer Q. Cincinnatum, welcher vom Pflug zum höchsten Amt der Dictatur in Rom beruffen worden: und sihet man allhier/ wie er die Strümpfe anziehet/ (weil ihn die Römische Legaten barfüssig hinter dem Pflug gefunden) und sich bewaffnet. Ist von einem schönen antichen Stuck abgebildet worden. Q. Cincinnatum. Auf diese/ zeiget sich unten eine Biga oder offene Fuhr mit zwey Pferden/ einem weissen und braunen. Der Cameus, davon diese Figur abgezeichnet/ ist hochschätzbar und an Kunst fürtrefflich/ weil daran der Grund ganz dunckel/ das eine weiße Pferd aus einem Sardonyx/ und das andere braun aus einem Sapphir/ geschnitten ist: hat also die Natur dem Künstler zu seinem Vorhaben dienen müssen. Biga. Die letzte Figur bildet einen alten Cursorem oder Renner/ auf welche Weise Caligula, Nero und andere/ der Kaiserlichen Würde zu Schimpf/ sich vielfältig offentlich haben sehen lassen: und solche Rennspiel-Art/ haben erstlich Carvilius und Popilius aus Griechenland nach Rom gebracht/ und daselbst eingeführet. Cursor.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,2. Nürnberg, 1679, S. [II (Skulptur), S. 60]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0202_1679/86>, abgerufen am 28.03.2024.