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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679.

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[Spaltenumbruch] geschehen seyn wird) meinen Mangel ersetzen können. Damit man solcher Gestalt allgemach/ den fremden Misbrauch/ barbarische Erfindungen/ überflüßige Unkosten/ bey seit zu legen/ und/ das das Vornemste ist/ das verschiedene und stätige Misbauen/ oder Fehler die an vielen Häusern gesehen werden/ zu vermeiden/ lernen möge. Zu dieser Unternehmung aber hab ich mich desto eher beqvemet/ als ich gesehen/ daß ietziger Zeit ziemlich viel Liebhaber dieser Kunst sich finden lassen. Absonderlich/ da wir erfahren/ daß unser voriges Buch so wol von männiglich/ als denen Erfahrensten sehr wol an- und aufgenommen worden/ sondern auch/ daß unterschiedliche dieses des Heil. Röm. Reichs/ Höchste Chur- und Fürsten/ nebenst andern der Profession zugethanen/ um das zweyte Werck mich inständig belanget und angefrischt; So habe hierauf abermals/ unangesehen meines hohen und schweren Alters der 73. Jahre/ auch hierzu erforderter Ruhe/ mich gleichwol noch dahin entschlossen/ und dieses schwere zweyte Werck über mich genommen/ solches auch nunmehro vermittelst Göttlicher Gnaden-verleihung/ durch emsigen Fleiß/ Arbeit/ und ohne Ersparung einiger Unkosten/ zu glücklichen Ende gebracht/ und hiermit an das Liecht geben/ verhoffende/ daß wir die weis/ mit allgemeinen Nutzen zu bauen wol bald so weit bringen werden/ wie es in allen Künsten höchlich verlanget wird/ und worinnen/ wie es scheinet/ man hier zu Land schon ziemlich hochgestiegen. Allein wieder auf unser Vorhaben zu gelangen; wann ich die Mühe und Arbeit/ so von meiner Jugend an bis hieher im Nachsuchen/ ja/ aller allerfleißigsten Nachmessen gehabt/ auch hierbey in Kupfer ans Liecht geben/ dann von so viel Antichen/ oder alten Gebäuen/ welche mir bekand worden/ und durch deren Andeutung ich kürtzlich von der Baukunst ordentlich und unterschiedener Weise/ so viel mir möglich handeln soll; so habe sehr dienlich zu seyn erachtet/ neben den vornemsten Palazzis, auch von gemeinen Häusern den Anfang zu machen; Weil wir so wol glauben müssen/ daß diese denen offentlichen Gebäuen das Recht mitgetheilet/ und fast wahr scheinet/ daß/ als Anfangs der Mensch vor sich selbst allein gewohnet/ und nachgehends da er gesehen/ daß des Menschen Hülffe/ zu erlangung der jenigen Sachen/ welche Glückseelig machen (wann anders Glückseeligkeit hier auf Erden zu finden) vonnöthen die Gesellschafft der Menschen/ natürlicherweise[Spaltenumbruch] verlanget und geliebet habe/ daß dannenhero aus vielen Häusern/ Dörffer/ aus den Dörffern Städte/ und in diesen die öffentlichen Ort und Gebäude gemachet worden: Als auch/ weil in allen theilen der Bau-Kunst keine denen Menschen nützlicher und nothwendiger/ noch üblicher/ als diese ist. So wollen wir anfänglich von denen Antiqven und nachfolgends von denen Privat-Häusern handeln/ und ferner auf die offentlichen Gebäue kommen; auch kürtzlich von den notwendigsten Dingen Meldung thun; In allen diesen Capiteln aber die Weitläufftigkeit der Wort vermeiden/ und nur einfältig weg/ diejenigen Anmerckungen geben/ welche die Notwendigsten seyn/ zu gleich auch der Vor-Namen Italiänischer Sprach uns bedienen/ so heutiges Tages bey denen Architecten und Bauleuten ins gemein im Gebrauch sind. Und weil ich von mir selbst nichts anderst/ als eine langwierige Müh/ grossen Fleiß und Liebe/ die jenige zu lernen/ und zu practiciren versprechen kan/ so will ich Gott dem Allmächtigen/ wann ich meine Arbeit nicht unnützlich angewendet sehe/ vor seine Güte von gantzen Hertzen dancken/ und benebenst denen Jenigen/ die von ihren artlichen Erfindungen und gethanen Proben die Lehr-Sätze/ dieser Kunst uns überlassen/ verbunden bleiben; Dann selbige haben zu Untersuchung neuer Sachen eine leichte und hurtige Bahn eröffnet/ wie wir dann schon von vielen eine Wissenschafft überkommen/ welche sonst verborgen blieben wären. Dieser erste Theil soll in zwey Bücher getheilet werden; in dem ersten wollen wir handeln von Zubereitung der Materi, so dann/ wie/ und auf was Weiß die zubereitete Stuck/ vom Grund aus bis auf das Dachwerck aufzuführen/ woselbsten die jenigen Lehr-Sätze seyn sollen/ welche allgemein sind/ und in allen so wol öffentlichen als Privat-Gebäuen beobachten werden müssen. In dem andern Buch wollen wir melden von Eigenschafft der Gebäu/ welche unterschiedliches Standes leuten zugehören und gebühren/ und zwar erstlich von denen alten/ folgends denen ietzigen beqvemen Ortsgelegenheiten auf dem Land/ und wie solche eingetheilt werden sollen: Wir wollen den Grund und Fuß von vielen Gebäuen mit anhero setzen/ nebenst den Abrissen der heutigen vortreflichsten Palazzen und Häuser-Art/ so an ihnen am merckwürdigsten ist/ auf Art und Weiß/ wie solchesVitruvius uns lehret.

[Spaltenumbruch] geschehen seyn wird) meinen Mangel ersetzen können. Damit man solcher Gestalt allgemach/ den fremden Misbrauch/ barbarische Erfindungen/ überflüßige Unkosten/ bey seit zu legen/ und/ das das Vornemste ist/ das verschiedene und stätige Misbauen/ oder Fehler die an vielen Häusern gesehen werden/ zu vermeiden/ lernen möge. Zu dieser Unternehmung aber hab ich mich desto eher beqvemet/ als ich gesehen/ daß ietziger Zeit ziemlich viel Liebhaber dieser Kunst sich finden lassen. Absonderlich/ da wir erfahren/ daß unser voriges Buch so wol von männiglich/ als denen Erfahrensten sehr wol an- und aufgenommen worden/ sondern auch/ daß unterschiedliche dieses des Heil. Röm. Reichs/ Höchste Chur- und Fürsten/ nebenst andern der Profession zugethanen/ um das zweyte Werck mich inständig belanget und angefrischt; So habe hierauf abermals/ unangesehen meines hohen und schweren Alters der 73. Jahre/ auch hierzu erforderter Ruhe/ mich gleichwol noch dahin entschlossen/ und dieses schwere zweyte Werck über mich genommen/ solches auch nunmehro vermittelst Göttlicher Gnaden-verleihung/ durch emsigen Fleiß/ Arbeit/ und ohne Ersparung einiger Unkosten/ zu glücklichen Ende gebracht/ und hiermit an das Liecht geben/ verhoffende/ daß wir die weis/ mit allgemeinen Nutzen zu bauen wol bald so weit bringen werden/ wie es in allen Künsten höchlich verlanget wird/ und worinnen/ wie es scheinet/ man hier zu Land schon ziemlich hochgestiegen. Allein wieder auf unser Vorhaben zu gelangen; wann ich die Mühe und Arbeit/ so von meiner Jugend an bis hieher im Nachsuchen/ ja/ aller allerfleißigsten Nachmessen gehabt/ auch hierbey in Kupfer ans Liecht geben/ dann von so viel Antichen/ oder alten Gebäuen/ welche mir bekand worden/ und durch deren Andeutung ich kürtzlich von der Baukunst ordentlich und unterschiedener Weise/ so viel mir möglich handeln soll; so habe sehr dienlich zu seyn erachtet/ neben den vornemsten Palazzis, auch von gemeinen Häusern den Anfang zu machen; Weil wir so wol glauben müssen/ daß diese denen offentlichen Gebäuen das Recht mitgetheilet/ und fast wahr scheinet/ daß/ als Anfangs der Mensch vor sich selbst allein gewohnet/ und nachgehends da er gesehen/ daß des Menschen Hülffe/ zu erlangung der jenigen Sachen/ welche Glückseelig machen (wann anders Glückseeligkeit hier auf Erden zu finden) vonnöthen die Gesellschafft der Menschen/ natürlicherweise[Spaltenumbruch] verlanget und geliebet habe/ daß dannenhero aus vielen Häusern/ Dörffer/ aus den Dörffern Städte/ und in diesen die öffentlichen Ort und Gebäude gemachet worden: Als auch/ weil in allen theilen der Bau-Kunst keine denen Menschen nützlicher und nothwendiger/ noch üblicher/ als diese ist. So wollen wir anfänglich von denen Antiqven und nachfolgends von denen Privat-Häusern handeln/ und ferner auf die offentlichen Gebäue kommen; auch kürtzlich von den notwendigsten Dingen Meldung thun; In allen diesen Capiteln aber die Weitläufftigkeit der Wort vermeiden/ und nur einfältig weg/ diejenigen Anmerckungen geben/ welche die Notwendigsten seyn/ zu gleich auch der Vor-Namen Italiänischer Sprach uns bedienen/ so heutiges Tages bey denen Architecten und Bauleuten ins gemein im Gebrauch sind. Und weil ich von mir selbst nichts anderst/ als eine langwierige Müh/ grossen Fleiß und Liebe/ die jenige zu lernen/ und zu practiciren versprechen kan/ so will ich Gott dem Allmächtigen/ wann ich meine Arbeit nicht unnützlich angewendet sehe/ vor seine Güte von gantzen Hertzen dancken/ und benebenst denen Jenigen/ die von ihren artlichen Erfindungen und gethanen Proben die Lehr-Sätze/ dieser Kunst uns überlassen/ verbunden bleiben; Dann selbige haben zu Untersuchung neuer Sachen eine leichte und hurtige Bahn eröffnet/ wie wir dann schon von vielen eine Wissenschafft überkommen/ welche sonst verborgen blieben wären. Dieser erste Theil soll in zwey Bücher getheilet werden; in dem ersten wollen wir handeln von Zubereitung der Materi, so dann/ wie/ und auf was Weiß die zubereitete Stuck/ vom Grund aus bis auf das Dachwerck aufzuführen/ woselbsten die jenigen Lehr-Sätze seyn sollen/ welche allgemein sind/ und in allen so wol öffentlichen als Privat-Gebäuen beobachten werden müssen. In dem andern Buch wollen wir melden von Eigenschafft der Gebäu/ welche unterschiedliches Standes leuten zugehören und gebühren/ und zwar erstlich von denen alten/ folgends denen ietzigen beqvemen Ortsgelegenheiten auf dem Land/ und wie solche eingetheilt werden sollen: Wir wollen den Grund und Fuß von vielen Gebäuen mit anhero setzen/ nebenst den Abrissen der heutigen vortreflichsten Palazzen und Häuser-Art/ so an ihnen am merckwürdigsten ist/ auf Art und Weiß/ wie solchesVitruvius uns lehret.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 2,1. Nürnberg, 1679, S. [I (Architektur), S. 2]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0201_1679/199>, abgerufen am 25.04.2024.