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Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675.

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[Spaltenumbruch] setzen/ und ihme/ entweder den Demophilus von Himera, oder den Neseas von Thasus zum Lehrmeister geben.

DEr jenige/ so in der Renn-Bahne nach dem Ziel und in die Wette laufet/ wann er eines andern Schnellheit siehet/ wendet desto grössern Fleiß an/ ihme vorzulauffen. Eben also ergienge XVI. PARRHASIUS von Epheso. es mit den berühmten Mahlern zur Zeit PARRHASII, deren Anzahl damals zu wachsen begunte. Dieser Parrhasius (dessen Bildnis in der Kupferblatten/ mit Lit. D. gezeichnet/ zu finden) war gebohren zu Epheso, bey Zeit des Zeuxis, in der 95. Olympiade, und erlangte grossen Ruhm. Evenor, sein Vatter und Lehrmeister. Sein Vatter Evenor, war auch ein guter Mahler/ und ward/ mit Aglaophon, Cephisodorus und Phyrlus , so alle gute Künstler gewesen/ in die 90. Olympiade gezehlet. Also hat Parrhasius die Kunst bey seinem Vatter gelernet/ aber ihn darinn weit übertroffen: welches aus dem vorerzehlten Kunst-Kampf-Spiel genugsam erhellet.

Er hat die Mahler-Kunst/ durch seinen behenden und reichen Geist/ mit unterschiedlichen neuen Erfindungen vermehret und verbässert. Er war War kunstreich mit Gesicht- und Haarbilden/ der erste/ so die Gleichheit/ Ebenmaß und Gestalt eines Menschlichen Angesichts wol treffen/ das Haar künstlich ausmachen/ auch die Schönheit und Rundigkeit des Halses/ samt dem freundlichen Lachen des Mundes/ beobachten kunte. Es wurde ihm auch/ von dem Urtheil aller damals-lebenden Mahlere/ das Lob gegeben/ daß er der verständigste auch einen Umriß zu machen. gewesen/ einen schönen Umriß zu machen und sein Werk vollkommen auszuführen/ welches doch/ in unsrer Kunst/ eines der schweresten und fast unmöglichsten Dinge ist. Dann des Menschen nakkenden Leib/ nach allen Gliedmassen/ und mit gutem Umriß/ absonderlich den innern Theil/ in seiner Vollkommenheit für zu stellen/ erfordert Kunst und Geist. Man findet ja/ die hierinn excelliren/ aber derer/ die einen vollkommenen schönen Haupt-Riß zu machen wissen/ werden wol gar wenig gefunden. Dann der äusere Umriß muß ein Bild so rund und gut vorstellen/ daß man darinn mehr sehe/ als darinn zu seyn scheinet/ ja daß daraus herfür scheine/ was darunter verborgen ist. Doch Antigonus und Xenocrates, welche Bücher von der Mahler-Kunst geschrieben/ geben Parrhasio, in diesem Stuck/ das Lob der Fürtreflich- und Vollkommenheit vor allen andern Kunst-Mahlern. Plinius erwehnet/ daß man noch zu seiner Zeit/ unterschiedliche Zeichnungen/ auf Pergamentine Tafeln/ von seiner Hand gemacht/ gefunden habe/ deren sich damals die Mahler ingesamt zur Lernung bedienet. Er hat/ in seiner Arbeit/ eine gewiße Erde gebraucht/ welche er gebracht aus Eretria, der Haupt-Stadt in der Insul Negroponte: die dann weiß/ wie Kreide/ und darbey zur Arzney tauglich gewesen.

ICh befinde/ daß ihrer viele/ indem sie von den künstlichen Werken der Mahlerey geschrieben/ sich damit vergriffen/ und solche oft durcheinander vermenget: wie sie dann meistentheils Parrhasio zugeeignet/ was vom Demon gemacht[Spaltenumbruch] XVII. DEMON von Athen. worden. Dieser DEMON lebte auch zur Zeit des Zeuxis und Parrhasii, in der 93. Olympiade, und wurde gleichfals für einen sehr künstlichen Mahler gehalten. (Dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. D. gezeichnet/ zu finden) Er Wart verwunderbar in Ausbildung der affecten. konte treflich ausbilden die Geist-Art/ inclination und Neigung eines Menschen/ und zwar also/ daß aus einem Bilde zugleich widrige affecten hervorschienen.

Seine Werke/ Von seiner Hand war/ vor langer Zeit/ zu Rom/ im Capitolio, eine Tafel vom Theseus, mit einem sehr wohl gemachten geharnischten Piloten oder Steurmann. Zu Rhodis mahlete er eine Tafel/ auf welcher zu sehen waren Meleager, bleiben vom Donner unversehrt. Hercules und Perseus, welche dreymahl von dem Donner getroffen worden/ und dannoch ganz unversehrt geblieben/ deßwegen auch in noch höhere Achtung gekommen. Er mahlte auch auf eine Tafel einen Archi-Gallum, worvon Kays. Tiberius sehr viel gehalten/und/ wie Decius Eucleus schreibet/ 60. Sesterzen darfür gegeben/ auch dieses Stuck meist bey sich in seiner Kammer verschlossen aufbehalten. Widerum mahlte er eine Tafel/ mit einer Seugamme und dem Kind auf dem Schoß/ welche er Cressa nennte. Er bildete auch Philiscum, den Tyrannen von Athen, und Bacchum, mit der Tugend-Göttin. Er mahlte auch zwey junge Kinder/ in welchen man sehen konte die Unbedachtsamkeit/ Künheit und Unschuld der Jugend. Auch mahlte er einen opfrenden Priester/ und einen Jungen bey ihm/ der ein kleines Rauch-Faß hielte: Sein Haupt ware mit einem Blumen-Kranz gezieret. Aber über alle seine Werke wurden gelobet zween Soldaten/ die er gemahlt mit liechtem Harnisch/ worvon der eine so erhizt und begierig war/ in den Streit zu gehen/ daß man den Schweiß im Angesicht sahe/ der andere aber seine Waffen abwarfe/ und so müd schiene/ daß man vermeinte/ als ob man ihn keichen sähe. Man hielt auch sehr hoch eine Tafel von seiner Hand/ worinn Aeneas, Castor und Pollux, und noch eine andere/ darinn Telephus, Achilles, Agamemnon und Ulysses zu sehen waren.

Er hat viel gethan/ Es ist unter den Alten keiner/ von deme man so viel Stücke findet/ als von diesem. Er war ein Mann/ der ob seiner Ehr/ die er durch die Kunst ware ruhmredig. erworben/ steiff hielte/ und deßwegen ihm selbst unterschiedliche Namen gabe. Dann bißweilen nennte er sich Aphroditum, von der Venus, bißweilen einen Prinzen der Mahler-Kunst/ sich selbst berühmend/ daß er sie zu dieser Vollkommenheit gebracht habe. Er berühmte sich auch der Herkunft von Apollo. Er sagte ingleichen/ er habe zu Lyndos, auf eine Tafel/ den Hercules nach dem Leben gebildet/ nachdem selbiger ihm oft im Schlaf erschinen sey. Es hat aber/ nach Aussag aller Kunst-Verständigen/ Timanthes ihn übertroffen/ als sie einen Ajax in die Wette gemahlet/ und zwar in dessen Bewafnung/ und dieser Kampf geschahe in der Insel Samos. Demon entrüstete sich sehr darüber/ und sagte: Er sey allein betrübet wegen des Prinzen Ajax, daß der nun zum zweytenmal von einem Menschen überwunden worden/ der solcher Ehre unwürdig wäre; dann

[Spaltenumbruch] setzen/ und ihme/ entweder den Demophilus von Himera, oder den Neseas von Thasus zum Lehrmeister geben.

DEr jenige/ so in der Renn-Bahne nach dem Ziel und in die Wette laufet/ wann er eines andern Schnellheit siehet/ wendet desto grössern Fleiß an/ ihme vorzulauffen. Eben also ergienge XVI. PARRHASIUS von Epheso. es mit den berühmten Mahlern zur Zeit PARRHASII, deren Anzahl damals zu wachsen begunte. Dieser Parrhasius (dessen Bildnis in der Kupferblatten/ mit Lit. D. gezeichnet/ zu finden) war gebohren zu Epheso, bey Zeit des Zeuxis, in der 95. Olympiade, und erlangte grossen Ruhm. Evenor, sein Vatter und Lehrmeister. Sein Vatter Evenor, war auch ein guter Mahler/ und ward/ mit Aglaophon, Cephisodorus und Phyrlus , so alle gute Künstler gewesen/ in die 90. Olympiade gezehlet. Also hat Parrhasius die Kunst bey seinem Vatter gelernet/ aber ihn darinn weit übertroffen: welches aus dem vorerzehlten Kunst-Kampf-Spiel genugsam erhellet.

Er hat die Mahler-Kunst/ durch seinen behenden und reichen Geist/ mit unterschiedlichen neuen Erfindungen vermehret und verbässert. Er war War kunstreich mit Gesicht- und Haarbilden/ der erste/ so die Gleichheit/ Ebenmaß und Gestalt eines Menschlichen Angesichts wol treffen/ das Haar künstlich ausmachen/ auch die Schönheit und Rundigkeit des Halses/ samt dem freundlichen Lachen des Mundes/ beobachten kunte. Es wurde ihm auch/ von dem Urtheil aller damals-lebenden Mahlere/ das Lob gegeben/ daß er der verständigste auch einen Umriß zu machen. gewesen/ einen schönen Umriß zu machen und sein Werk vollkommen auszuführen/ welches doch/ in unsrer Kunst/ eines der schweresten und fast unmöglichsten Dinge ist. Dann des Menschen nakkenden Leib/ nach allen Gliedmassen/ und mit gutem Umriß/ absonderlich den innern Theil/ in seiner Vollkommenheit für zu stellen/ erfordert Kunst und Geist. Man findet ja/ die hierinn excelliren/ aber derer/ die einen vollkommenen schönen Haupt-Riß zu machen wissen/ werden wol gar wenig gefunden. Dann der äusere Umriß muß ein Bild so rund und gut vorstellen/ daß man darinn mehr sehe/ als darinn zu seyn scheinet/ ja daß daraus herfür scheine/ was darunter verborgen ist. Doch Antigonus und Xenocrates, welche Bücher von der Mahler-Kunst geschrieben/ geben Parrhasio, in diesem Stuck/ das Lob der Fürtreflich- und Vollkommenheit vor allen andern Kunst-Mahlern. Plinius erwehnet/ daß man noch zu seiner Zeit/ unterschiedliche Zeichnungen/ auf Pergamentine Tafeln/ von seiner Hand gemacht/ gefunden habe/ deren sich damals die Mahler ingesamt zur Lernung bedienet. Er hat/ in seiner Arbeit/ eine gewiße Erde gebraucht/ welche er gebracht aus Eretria, der Haupt-Stadt in der Insul Negroponte: die dann weiß/ wie Kreide/ und darbey zur Arzney tauglich gewesen.

ICh befinde/ daß ihrer viele/ indem sie von den künstlichen Werken der Mahlerey geschrieben/ sich damit vergriffen/ und solche oft durcheinander vermenget: wie sie dann meistentheils Parrhasio zugeeignet/ was vom Demon gemacht[Spaltenumbruch] XVII. DEMON von Athen. worden. Dieser DEMON lebte auch zur Zeit des Zeuxis und Parrhasii, in der 93. Olympiade, und wurde gleichfals für einen sehr künstlichen Mahler gehalten. (Dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. D. gezeichnet/ zu finden) Er Wart verwunderbar in Ausbildung der affecten. konte treflich ausbilden die Geist-Art/ inclination und Neigung eines Menschen/ und zwar also/ daß aus einem Bilde zugleich widrige affecten hervorschienen.

Seine Werke/ Von seiner Hand war/ vor langer Zeit/ zu Rom/ im Capitolio, eine Tafel vom Theseus, mit einem sehr wohl gemachten geharnischten Piloten oder Steurmann. Zu Rhodis mahlete er eine Tafel/ auf welcher zu sehen waren Meleager, bleiben vom Donner unversehrt. Hercules und Perseus, welche dreymahl von dem Donner getroffen worden/ und dannoch ganz unversehrt geblieben/ deßwegen auch in noch höhere Achtung gekommen. Er mahlte auch auf eine Tafel einen Archi-Gallum, worvon Kays. Tiberius sehr viel gehalten/und/ wie Decius Eucleus schreibet/ 60. Sesterzen darfür gegeben/ auch dieses Stuck meist bey sich in seiner Kammer verschlossen aufbehalten. Widerum mahlte er eine Tafel/ mit einer Seugamme und dem Kind auf dem Schoß/ welche er Cressa nennte. Er bildete auch Philiscum, den Tyrannen von Athen, und Bacchum, mit der Tugend-Göttin. Er mahlte auch zwey junge Kinder/ in welchen man sehen konte die Unbedachtsamkeit/ Künheit und Unschuld der Jugend. Auch mahlte er einen opfrenden Priester/ und einen Jungen bey ihm/ der ein kleines Rauch-Faß hielte: Sein Haupt ware mit einem Blumen-Kranz gezieret. Aber über alle seine Werke wurden gelobet zween Soldaten/ die er gemahlt mit liechtem Harnisch/ worvon der eine so erhizt und begierig war/ in den Streit zu gehen/ daß man den Schweiß im Angesicht sahe/ der andere aber seine Waffen abwarfe/ und so müd schiene/ daß man vermeinte/ als ob man ihn keichen sähe. Man hielt auch sehr hoch eine Tafel von seiner Hand/ worinn Aeneas, Castor und Pollux, und noch eine andere/ darinn Telephus, Achilles, Agamemnon und Ulysses zu sehen waren.

Er hat viel gethan/ Es ist unter den Alten keiner/ von deme man so viel Stücke findet/ als von diesem. Er war ein Mann/ der ob seiner Ehr/ die er durch die Kunst ware ruhmredig. erworben/ steiff hielte/ und deßwegen ihm selbst unterschiedliche Namen gabe. Dann bißweilen nennte er sich Aphroditum, von der Venus, bißweilen einen Prinzen der Mahler-Kunst/ sich selbst berühmend/ daß er sie zu dieser Vollkommenheit gebracht habe. Er berühmte sich auch der Herkunft von Apollo. Er sagte ingleichen/ er habe zu Lyndos, auf eine Tafel/ den Hercules nach dem Leben gebildet/ nachdem selbiger ihm oft im Schlaf erschinen sey. Es hat aber/ nach Aussag aller Kunst-Verständigen/ Timanthes ihn übertroffen/ als sie einen Ajax in die Wette gemahlet/ und zwar in dessen Bewafnung/ und dieser Kampf geschahe in der Insel Samos. Demon entrüstete sich sehr darüber/ und sagte: Er sey allein betrübet wegen des Prinzen Ajax, daß der nun zum zweytenmal von einem Menschen überwunden worden/ der solcher Ehre unwürdig wäre; dann

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        <p xml:id="p221.5"><note place="right">Er hat viel gethan/</note> Es ist unter den Alten keiner/ von deme man so viel Stücke findet/ als von diesem. Er war ein Mann/ der ob seiner Ehr/ die er durch die Kunst <note place="right">ware ruhmredig.</note> erworben/ steiff hielte/ und deßwegen ihm selbst unterschiedliche Namen gabe. Dann bißweilen nennte er sich <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-461"><hi rendition="#aq">Aphroditum</hi></persName>, von der <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-126 http://d-nb.info/gnd/11876800X http://viaf.org/viaf/30332680">Venus</persName>,</hi> bißweilen einen Prinzen der Mahler-Kunst/ sich selbst berühmend/ daß er sie zu dieser Vollkommenheit gebracht habe. Er berühmte sich auch der Herkunft von <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-59 http://d-nb.info/gnd/118503642 http://viaf.org/viaf/3261638">Apollo</persName></hi>. Er sagte ingleichen/ er habe zu <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-185 http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7011269">Lyndos</placeName>,</hi> auf eine Tafel/ den <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-215 http://d-nb.info/gnd/118639552 http://viaf.org/viaf/32789834">Hercules</persName></hi> nach dem Leben gebildet/ nachdem selbiger ihm oft im Schlaf erschinen sey. Es hat aber/ nach Aussag aller Kunst-Verständigen/ <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-417 http://d-nb.info/gnd/130314722 http://www.getty.edu/vow/ULANFullDisplay?find=&amp;role=&amp;nation=&amp;subjectid=500023991">Timanthes</persName></hi> ihn übertroffen/ als sie einen <hi rendition="#aq"><persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-394 http://d-nb.info/gnd/118501194 http://viaf.org/viaf/62339710">Ajax</persName></hi> in die Wette gemahlet/ und zwar in dessen Bewafnung/ und dieser Kampf geschahe in der Insel <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://ta.sandrart.net/-place-186 http://www.geonames.org/254114/ http://www.getty.edu/vow/TGNFullDisplay?find=&amp;place=&amp;nation=&amp;subjectid=7002673">Samos</placeName>. <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-461">Demon</persName></hi> entrüstete sich sehr darüber/ und sagte: Er sey allein betrübet wegen des <persName ref="http://ta.sandrart.net/-person-394 http://d-nb.info/gnd/118501194 http://viaf.org/viaf/62339710">Prinzen <hi rendition="#aq">Ajax</hi></persName>, daß der nun zum zweytenmal von einem Menschen überwunden worden/ der solcher Ehre unwürdig wäre; dann
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[[II, Buch 1 (antike Künstler), S. 21]/0029] setzen/ und ihme/ entweder den Demophilus von Himera, oder den Neseas von Thasus zum Lehrmeister geben. DEr jenige/ so in der Renn-Bahne nach dem Ziel und in die Wette laufet/ wann er eines andern Schnellheit siehet/ wendet desto grössern Fleiß an/ ihme vorzulauffen. Eben also ergienge es mit den berühmten Mahlern zur Zeit PARRHASII, deren Anzahl damals zu wachsen begunte. Dieser Parrhasius (dessen Bildnis in der Kupferblatten/ mit Lit. D. gezeichnet/ zu finden) war gebohren zu Epheso, bey Zeit des Zeuxis, in der 95. Olympiade, und erlangte grossen Ruhm. Sein Vatter Evenor, war auch ein guter Mahler/ und ward/ mit Aglaophon, Cephisodorus und Phyrlus , so alle gute Künstler gewesen/ in die 90. Olympiade gezehlet. Also hat Parrhasius die Kunst bey seinem Vatter gelernet/ aber ihn darinn weit übertroffen: welches aus dem vorerzehlten Kunst-Kampf-Spiel genugsam erhellet. XVI. PARRHASIUS von Epheso. Evenor, sein Vatter und Lehrmeister. Er hat die Mahler-Kunst/ durch seinen behenden und reichen Geist/ mit unterschiedlichen neuen Erfindungen vermehret und verbässert. Er war der erste/ so die Gleichheit/ Ebenmaß und Gestalt eines Menschlichen Angesichts wol treffen/ das Haar künstlich ausmachen/ auch die Schönheit und Rundigkeit des Halses/ samt dem freundlichen Lachen des Mundes/ beobachten kunte. Es wurde ihm auch/ von dem Urtheil aller damals-lebenden Mahlere/ das Lob gegeben/ daß er der verständigste gewesen/ einen schönen Umriß zu machen und sein Werk vollkommen auszuführen/ welches doch/ in unsrer Kunst/ eines der schweresten und fast unmöglichsten Dinge ist. Dann des Menschen nakkenden Leib/ nach allen Gliedmassen/ und mit gutem Umriß/ absonderlich den innern Theil/ in seiner Vollkommenheit für zu stellen/ erfordert Kunst und Geist. Man findet ja/ die hierinn excelliren/ aber derer/ die einen vollkommenen schönen Haupt-Riß zu machen wissen/ werden wol gar wenig gefunden. Dann der äusere Umriß muß ein Bild so rund und gut vorstellen/ daß man darinn mehr sehe/ als darinn zu seyn scheinet/ ja daß daraus herfür scheine/ was darunter verborgen ist. Doch Antigonus und Xenocrates, welche Bücher von der Mahler-Kunst geschrieben/ geben Parrhasio, in diesem Stuck/ das Lob der Fürtreflich- und Vollkommenheit vor allen andern Kunst-Mahlern. Plinius erwehnet/ daß man noch zu seiner Zeit/ unterschiedliche Zeichnungen/ auf Pergamentine Tafeln/ von seiner Hand gemacht/ gefunden habe/ deren sich damals die Mahler ingesamt zur Lernung bedienet. Er hat/ in seiner Arbeit/ eine gewiße Erde gebraucht/ welche er gebracht aus Eretria, der Haupt-Stadt in der Insul Negroponte: die dann weiß/ wie Kreide/ und darbey zur Arzney tauglich gewesen. War kunstreich mit Gesicht- und Haarbilden/ auch einen Umriß zu machen. ICh befinde/ daß ihrer viele/ indem sie von den künstlichen Werken der Mahlerey geschrieben/ sich damit vergriffen/ und solche oft durcheinander vermenget: wie sie dann meistentheils Parrhasio zugeeignet/ was vom Demon gemacht worden. Dieser DEMON lebte auch zur Zeit des Zeuxis und Parrhasii, in der 93. Olympiade, und wurde gleichfals für einen sehr künstlichen Mahler gehalten. (Dessen Contrefät in der Kupferblatten/ mit Lit. D. gezeichnet/ zu finden) Er konte treflich ausbilden die Geist-Art/ inclination und Neigung eines Menschen/ und zwar also/ daß aus einem Bilde zugleich widrige affecten hervorschienen. XVII. DEMON von Athen. Wart verwunderbar in Ausbildung der affecten. Von seiner Hand war/ vor langer Zeit/ zu Rom/ im Capitolio, eine Tafel vom Theseus, mit einem sehr wohl gemachten geharnischten Piloten oder Steurmann. Zu Rhodis mahlete er eine Tafel/ auf welcher zu sehen waren Meleager, Hercules und Perseus, welche dreymahl von dem Donner getroffen worden/ und dannoch ganz unversehrt geblieben/ deßwegen auch in noch höhere Achtung gekommen. Er mahlte auch auf eine Tafel einen Archi-Gallum, worvon Kays. Tiberius sehr viel gehalten/und/ wie Decius Eucleus schreibet/ 60. Sesterzen darfür gegeben/ auch dieses Stuck meist bey sich in seiner Kammer verschlossen aufbehalten. Widerum mahlte er eine Tafel/ mit einer Seugamme und dem Kind auf dem Schoß/ welche er Cressa nennte. Er bildete auch Philiscum, den Tyrannen von Athen, und Bacchum, mit der Tugend-Göttin. Er mahlte auch zwey junge Kinder/ in welchen man sehen konte die Unbedachtsamkeit/ Künheit und Unschuld der Jugend. Auch mahlte er einen opfrenden Priester/ und einen Jungen bey ihm/ der ein kleines Rauch-Faß hielte: Sein Haupt ware mit einem Blumen-Kranz gezieret. Aber über alle seine Werke wurden gelobet zween Soldaten/ die er gemahlt mit liechtem Harnisch/ worvon der eine so erhizt und begierig war/ in den Streit zu gehen/ daß man den Schweiß im Angesicht sahe/ der andere aber seine Waffen abwarfe/ und so müd schiene/ daß man vermeinte/ als ob man ihn keichen sähe. Man hielt auch sehr hoch eine Tafel von seiner Hand/ worinn Aeneas, Castor und Pollux, und noch eine andere/ darinn Telephus, Achilles, Agamemnon und Ulysses zu sehen waren. Seine Werke/ Es ist unter den Alten keiner/ von deme man so viel Stücke findet/ als von diesem. Er war ein Mann/ der ob seiner Ehr/ die er durch die Kunst erworben/ steiff hielte/ und deßwegen ihm selbst unterschiedliche Namen gabe. Dann bißweilen nennte er sich Aphroditum, von der Venus, bißweilen einen Prinzen der Mahler-Kunst/ sich selbst berühmend/ daß er sie zu dieser Vollkommenheit gebracht habe. Er berühmte sich auch der Herkunft von Apollo. Er sagte ingleichen/ er habe zu Lyndos, auf eine Tafel/ den Hercules nach dem Leben gebildet/ nachdem selbiger ihm oft im Schlaf erschinen sey. Es hat aber/ nach Aussag aller Kunst-Verständigen/ Timanthes ihn übertroffen/ als sie einen Ajax in die Wette gemahlet/ und zwar in dessen Bewafnung/ und dieser Kampf geschahe in der Insel Samos. Demon entrüstete sich sehr darüber/ und sagte: Er sey allein betrübet wegen des Prinzen Ajax, daß der nun zum zweytenmal von einem Menschen überwunden worden/ der solcher Ehre unwürdig wäre; dann Er hat viel gethan/ ware ruhmredig.

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Zitationshilfe: Sandrart, Joachim von: L’Academia Todesca. della Architectura, Scultura & Pittura: Oder Teutsche Academie der Edlen Bau- Bild- und Mahlerey-Künste. Bd. 1,2. Nürnberg, 1675, S. [II, Buch 1 (antike Künstler), S. 21]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sandrart_academie0102_1675/29>, abgerufen am 19.04.2024.