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Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889.

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ich eine tüchtige Grundlage im Englischen und im
Französischen voraus, welche beiden Sprachen auf der
Altstrelitzer Schule mit als Hauptgegenstände behandelt
worden waren, während auf dem Gymnasium damals
vom Englischen überhaupt nicht die Rede war und im
Französischen auch nur Privatunterricht ertheilt wurde,
an welchem nur Einzelne theilnahmen, und auch diese
meistens mehr, um allerlei Ungehörigkeiten und Unfug
zu treiben, als um wirklich die Sprache zu erlernen.
Dagegen war in der Altstrelitzer Schule das Griechische
gar nicht gelehrt worden, allerdings hatte mein Vater
mir in der letzten Zeit bei einem tüchtigen Primaner
Privatunterricht im Griechischen ertheilen lassen; aber
Das, was ich mir hier in den verhältnismäßig we-
nigen Stunden hatte aneignen können, reichte doch
für das in Tertia Geforderte nicht aus und hier
hatten meine neuen Mitschüler einen bedeutenden Vor-
sprung vor mir. Das fühlte und merkte ich bald und
ich sagte mir, dass ich sehr tüchtig nacharbeiten müsse,
um sie hier einzuholen und dann, gleichen Schritt mit
ihnen haltend, vorwärts zu kommen. Ich sagte mir,
dass ich es müsse, und, weil ich es musste, wollte ich
es auch und in der That war ich nach nicht gar
langer Zeit auch hier mit in der Reihe und konnte
ohne Schwierigkeit mit fortschreiten. Dieser zum ersten

ich eine tüchtige Grundlage im Engliſchen und im
Franzöſiſchen voraus, welche beiden Sprachen auf der
Altſtrelitzer Schule mit als Hauptgegenſtände behandelt
worden waren, während auf dem Gymnaſium damals
vom Engliſchen überhaupt nicht die Rede war und im
Franzöſiſchen auch nur Privatunterricht ertheilt wurde,
an welchem nur Einzelne theilnahmen, und auch dieſe
meiſtens mehr, um allerlei Ungehörigkeiten und Unfug
zu treiben, als um wirklich die Sprache zu erlernen.
Dagegen war in der Altſtrelitzer Schule das Griechiſche
gar nicht gelehrt worden, allerdings hatte mein Vater
mir in der letzten Zeit bei einem tüchtigen Primaner
Privatunterricht im Griechiſchen ertheilen laſſen; aber
Das, was ich mir hier in den verhältnismäßig we-
nigen Stunden hatte aneignen können, reichte doch
für das in Tertia Geforderte nicht aus und hier
hatten meine neuen Mitſchüler einen bedeutenden Vor-
ſprung vor mir. Das fühlte und merkte ich bald und
ich ſagte mir, daſs ich ſehr tüchtig nacharbeiten müſſe,
um ſie hier einzuholen und dann, gleichen Schritt mit
ihnen haltend, vorwärts zu kommen. Ich ſagte mir,
daſs ich es müſſe, und, weil ich es muſste, wollte ich
es auch und in der That war ich nach nicht gar
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[9/0037] ich eine tüchtige Grundlage im Engliſchen und im Franzöſiſchen voraus, welche beiden Sprachen auf der Altſtrelitzer Schule mit als Hauptgegenſtände behandelt worden waren, während auf dem Gymnaſium damals vom Engliſchen überhaupt nicht die Rede war und im Franzöſiſchen auch nur Privatunterricht ertheilt wurde, an welchem nur Einzelne theilnahmen, und auch dieſe meiſtens mehr, um allerlei Ungehörigkeiten und Unfug zu treiben, als um wirklich die Sprache zu erlernen. Dagegen war in der Altſtrelitzer Schule das Griechiſche gar nicht gelehrt worden, allerdings hatte mein Vater mir in der letzten Zeit bei einem tüchtigen Primaner Privatunterricht im Griechiſchen ertheilen laſſen; aber Das, was ich mir hier in den verhältnismäßig we- nigen Stunden hatte aneignen können, reichte doch für das in Tertia Geforderte nicht aus und hier hatten meine neuen Mitſchüler einen bedeutenden Vor- ſprung vor mir. Das fühlte und merkte ich bald und ich ſagte mir, daſs ich ſehr tüchtig nacharbeiten müſſe, um ſie hier einzuholen und dann, gleichen Schritt mit ihnen haltend, vorwärts zu kommen. Ich ſagte mir, daſs ich es müſſe, und, weil ich es muſste, wollte ich es auch und in der That war ich nach nicht gar langer Zeit auch hier mit in der Reihe und konnte ohne Schwierigkeit mit fortſchreiten. Dieſer zum erſten

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Aus der Werkstatt eines Wörterbuchschreibers. Plaudereien. Berlin, 1889, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_woerterbuchschreiber_1889/37>, abgerufen am 28.03.2024.