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Sanders, Daniel: Brief an Joachim Meyer. Altstrelitz, 4. Juni 1859.

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daß dagegen von "Philolog" pp. der Genitiv und die Mehrzahl auf "en" gebil-
det werden und doch lassen hierüber und über ähnliche Punkte zum Beispiel
das Heyse'sche Fremdwörterbuch und ähnliches mehr den Nachschlagenden durch-
aus im Stich. - Und nun genug von meiner Leistung, wenn ich
nur noch das aufrichtige Bekenntnis beigefügt, daß ich
trotz allen Selbstgefühls weiß und, noch mehr als ich es weiß,
ahne, wieviel meinem Werk noch fehlt. Vollkommenes, in
allen Stücken gleich Genügendes hier zu leisten, ist ab-
solut unmöglich, setzt namentlich eine Universalität des
Geistes, eine gleichmäßige Vertrautheit mit den Ausdrücken
der verschiedensten Fächer und Wissenschaften voraus, die
vielleicht kein Mensch je erreicht und von der namentlich
ich mich sehr entfernt fühle. Redlichen Strebens aber,
unverdrossenen Fleißes und rastlosen Eifers das Rich-
tige zu erkennen und, wo ich es nicht selbst erkennen
kann, es von Kundigern zu erfragen bin ich mir be-
wusst und trotz Fehler und Irrthümern im Einzelnen
weiß ich mich im Ganzen und Großen auf dem richtigen
Wege. Mit diesem offnen Geständnis schließe ich
diese lange Epistel.

Sie machen mir in Ihrem Brief Hoffnung auf
ein nächstens erscheinendes Werk von Ihnen. Ich bin
äußerst verlangend danach. Darf ich mir die Frage


daß dagegen von „Philolog“ pp. der Genitiv und die Mehrzahl auf „en“ gebil-
det werden und doch lassen hierüber und über ähnliche Punkte zum Beispiel
das Heyse’sche Fremdwörterbuch und ähnliches mehr den Nachschlagenden durch-
aus im Stich. – Und nun genug von meiner Leistung, weñ ich
nur noch das aufrichtige Bekeñtnis beigefügt, daß ich
trotz allen Selbstgefühls weiß und, noch mehr als ich es weiß,
ahne, wieviel meinem Werk noch fehlt. Vollkom̃enes, in
allen Stücken gleich Genügendes hier zu leisten, ist ab-
solut unmöglich, setzt namentlich eine Universalität des
Geistes, eine gleichmäßige Vertrautheit mit den Ausdrücken
der verschiedensten Fächer und Wissenschaften voraus, die
vielleicht kein Mensch je erreicht und von der namentlich
ich mich sehr entfernt fühle. Redlichen Strebens aber,
unverdrossenen Fleißes und rastlosen Eifers das Rich-
tige zu erkennen und, wo ich es nicht selbst erkeñen
kañ, es von Kundigern zu erfragen bin ich mir be-
wusst und trotz Fehler und Irrthümern im Einzelnen
weiß ich mich im Ganzen und Großen auf dem richtigen
Wege. Mit diesem offnen Geständnis schließe ich
diese lange Epistel.

Sie machen mir in Ihrem Brief Hoffnung auf
ein nächstens erscheinendes Werk von Ihnen. Ich bin
äußerst verlangend danach. Darf ich mir die Frage

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Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Joachim Meyer. Altstrelitz, 4. Juni 1859, S. [7r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_meyer2_1859/13>, abgerufen am 25.04.2024.