Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sanders, Daniel: Brief an Moritz Carrière. Altstrelitz, 29. September 1854.

Bild:
erste Seite

Mein lieber
Carriere
.


Obgleich seit der Unterbrechung unserer früheren Verbin-
dung geraume Zeit verstrichen, so hoffe ich doch, es wird Dir will-
kommen sein, von mir aus der Ferne mit einem freundlichen
Gruß wieder einmal ein Lebenszeichen zu erhalten, wie ich
es Dir, einem inneren Drange gehorchend, in dem beifolgen-
den "Programm eines neuen deutschen Wörterbuches" gebe. -
Wenn Du es näher ansiehst, wirst du finden, daß ich darin wie
in früheren Brochüren gegen zwei berühmte Namen in die Schran-
ken getreten; doch wird Dich, wie ich Dich von früher kenne, des
Namens Glanz gegen die Fehler pp. der Grimms nicht verblen-
den können und gerade deshalb bin ich auf dein Urtheil
über mein Programm um so gespannter. Durch eine einge-
hendere Besprechung würdest Du mich ungemein ver-
pflichten. -

Von Dir habe ich indirekt oft gehört, doch würde mir
eine direkte Mitheilung überaus erfreulich sein. Was ich
über mich mitzutheilen habe, lässt sich in wenig Worten zusammen-
drängen: Augenblicklich privatisiere ich hier in Strelitz,
nachdem die Schule, deren Direktor ich gewesen, "ein-
gegangen worden" ist; vielleicht komme ich aber später mehr
in Deine Nähe, wenn ich dem an mich ergangenen Ruf, die
Direktorstelle an der jüdischen Realschule in Frankfurt
a/M.
zu übernehmen Folge leiste, worüber ich mich noch


Mein lieber
Carriere
.


Obgleich seit der Unterbrechung unserer früheren Verbin-
dung geraume Zeit verstrichen, so hoffe ich doch, es wird Dir will-
kom̃en sein, von mir aus der Ferne mit einem freundlichen
Gruß wieder einmal ein Lebenszeichen zu erhalten, wie ich
es Dir, einem iñeren Drange gehorchend, in dem beifolgen-
den „Program̃ eines neuen deutschen Wörterbuches“ gebe. –
Weñ Du es näher ansiehst, wirst du finden, daß ich darin wie
in früheren Brochüren gegen zwei berühmte Namen in die Schran-
ken getreten; doch wird Dich, wie ich Dich von früher kenne, des
Namens Glanz gegen die Fehler pp. der Grim̃s nicht verblen-
den köñen und gerade deshalb bin ich auf dein Urtheil
über mein Program̃ um so gespannter. Durch eine einge-
hendere Besprechung würdest Du mich ungemein ver-
pflichten. –

Von Dir habe ich indirekt oft gehört, doch würde mir
eine direkte Mitheilung überaus erfreulich sein. Was ich
über mich mitzutheilen habe, lässt sich in wenig Worten zusam̃en-
drängen: Augenblicklich privatisiere ich hier in Strelitz,
nachdem die Schule, deren Direktor ich gewesen, „ein-
gegangen worden“ ist; vielleicht kom̃e ich aber später mehr
in Deine Nähe, weñ ich dem an mich ergangenen Ruf, die
Direktorstelle an der jüdischen Realschule in Frankfurt
a/M.
zu übernehmen Folge leiste, worüber ich mich noch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0001" n="[1r]"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>Herrn <hi rendition="#aq"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/119355841">Moritz Carrière</persName></hi> in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://www.geonames.org/2867714">München</placeName></hi>.</head><lb/>
        <space dim="vertical"/>
        <opener rendition="#et">
          <salute>Mein lieber </salute> <hi rendition="#aq">
            <salute>Carriere</salute>
          </hi> <salute>.</salute>
        </opener><lb/>
        <space dim="vertical"/>
        <p>Obgleich seit der Unterbrechung unserer früheren Verbin-<lb/>
dung geraume Zeit verstrichen, so hoffe ich doch, es wird Dir will-<lb/>
kom&#x0303;en sein, von mir aus der Ferne mit einem freundlichen<lb/>
Gruß wieder einmal ein Lebenszeichen zu erhalten, wie ich<lb/>
es Dir, einem in&#x0303;eren Drange gehorchend, in dem beifolgen-<lb/>
den &#x201E;Program&#x0303; eines neuen deutschen Wörterbuches&#x201C;<note type="editorial"><bibl>Sanders, Daniel: Programm eines neuen Wörterbuches der deutschen Sprache. Leipzig 1854.</bibl><ref target="https://books.google.de/books?id=wpVEAAAAcAAJ"> Online verfügbar: GoogleBooks, abgerufen am 08.12.2017.</ref></note> gebe. &#x2013;<lb/>
Wen&#x0303; Du es näher ansiehst, wirst du finden, daß ich darin wie<lb/>
in früheren Brochüren gegen zwei berühmte Namen in die Schran-<lb/>
ken getreten; doch wird Dich, wie ich Dich von früher kenne, des<lb/>
Namens Glanz gegen die Fehler <choice><orig>p.</orig><reg>pp.</reg></choice> der <persName ref="http://d-nb.info/gnd/1083009273">Grim&#x0303;s</persName> nicht verblen-<lb/>
den kön&#x0303;en und gerade deshalb bin ich auf dein Urtheil<lb/>
über mein Program&#x0303; um so gespannter. Durch eine einge-<lb/>
hendere Besprechung würdest Du mich ungemein ver-<lb/>
pflichten. &#x2013;</p><lb/>
        <p>Von Dir habe ich indirekt oft gehört, doch würde mir<lb/>
eine direkte Mitheilung überaus erfreulich sein. Was ich<lb/>
über mich mitzutheilen habe, lässt sich in wenig Worten zusam&#x0303;en-<lb/>
drängen: Augenblicklich privatisiere ich hier in <hi rendition="#aq"><placeName ref="http://www.geonames.org/2825922/">Strelitz</placeName></hi>,<lb/>
nachdem die Schule, deren Direktor ich gewesen, &#x201E;ein-<lb/>
gegangen worden&#x201C; ist; vielleicht kom&#x0303;e ich aber später mehr<lb/>
in Deine Nähe, wen&#x0303; ich dem an mich ergangenen Ruf, die<lb/>
Direktorstelle an der <orgName ref="http://d-nb.info/gnd/509394-6">jüdischen Realschule</orgName> in <placeName ref="http://www.geonames.org/2925533">Frankfurt<lb/>
a/M.</placeName> zu übernehmen Folge leiste, worüber ich mich noch<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1r]/0001] Herrn Moritz Carrière in München. Mein lieber Carriere. Obgleich seit der Unterbrechung unserer früheren Verbin- dung geraume Zeit verstrichen, so hoffe ich doch, es wird Dir will- kom̃en sein, von mir aus der Ferne mit einem freundlichen Gruß wieder einmal ein Lebenszeichen zu erhalten, wie ich es Dir, einem iñeren Drange gehorchend, in dem beifolgen- den „Program̃ eines neuen deutschen Wörterbuches“ gebe. – Weñ Du es näher ansiehst, wirst du finden, daß ich darin wie in früheren Brochüren gegen zwei berühmte Namen in die Schran- ken getreten; doch wird Dich, wie ich Dich von früher kenne, des Namens Glanz gegen die Fehler p. der Grim̃s nicht verblen- den köñen und gerade deshalb bin ich auf dein Urtheil über mein Program̃ um so gespannter. Durch eine einge- hendere Besprechung würdest Du mich ungemein ver- pflichten. – Von Dir habe ich indirekt oft gehört, doch würde mir eine direkte Mitheilung überaus erfreulich sein. Was ich über mich mitzutheilen habe, lässt sich in wenig Worten zusam̃en- drängen: Augenblicklich privatisiere ich hier in Strelitz, nachdem die Schule, deren Direktor ich gewesen, „ein- gegangen worden“ ist; vielleicht kom̃e ich aber später mehr in Deine Nähe, weñ ich dem an mich ergangenen Ruf, die Direktorstelle an der jüdischen Realschule in Frankfurt a/M. zu übernehmen Folge leiste, worüber ich mich noch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sebastian Göttel: Herausgeber.
Sebastian Göttel: Transkription und TEI-Textannotation.
Christian Thomas: Bearbeitung und Finalisierung der digitalen Edition. (2017-11-06T15:02:54Z)

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert. Abweichend davon wurden langes s (ſ) als 's', I/J als Lautwert und Vokale mit übergestelltem e als ä/ö/ü transkribiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_carriere_1854
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_carriere_1854/1
Zitationshilfe: Sanders, Daniel: Brief an Moritz Carrière. Altstrelitz, 29. September 1854, S. [1r]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sanders_carriere_1854/1>, abgerufen am 29.03.2024.