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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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umkehren muß, wenn man ihre Schönheit bewundern
will, viele grosse und kleine, ganze und durchschnittene
Nautili, viele Seenadeln, Strombi, Buccina, Mi-
trae, Tiarae, Cypraeae &c.
Unter den Kegel-
schnecken kommen seltene Stücke vor. Er hat auch eine
ungemein niedlich gezeichnete, mit Streifen und Pünkt-
chen, rothe und gelbe Muschel aus der Südersee. Auch
einen Cancer Bernhardus, der ganz gelb, und in sei-
ner Schaale vertrocknet ist. Viele Muscheln mit Sta-
cheln, mit Hacken, mit natürlichen Oefnungen, mit chi-
nesischen Zeichnungen und Künsteleien, auch eine linksge-
wundene Schnecke; auch eine Zebramuschel etc. Die
Einrichtung seines Kabinets ist diese: Ein grosser Kasten
ist in 4. Theile der Länge nach, von oben bis unten ge-
theilt. Alle diese Theile stehen voll Schubladen, die ein
paar Zoll tief sind, und weit in den Kasten hineingehen.
Darin liegen die Muscheln, nicht allemahl nach Linne'i-
schen Geschlechtern, oft blos nach der Symmetrie und
Schönheit. Die Boden der Schubladen sind mit gel-
ben, blauen, rothen etc. Zottelsammt ausgeschlagen, und
die Seitenwände hellblau angestrichen. Die Wen-
deltreppe liegt auf Baumwolle und Flockseide in einem
gläsernen Gefäs, auf welchem ein Deckel mit einem gel-
ben Rande eingeschraubt ist. So kan man sie sehen,
ohne sie zu zerbrechen. Andre seltene Stücke liegen un-
ter den andern noch auf einem kleinen Schachteldeckelchen,
worin ein rothes oder weisses seidnes Fleckchen liegt.
Die meisten Muscheln sind aus Ost- und Westin-
dien.

St. Jürgen heist eine Vorstadt von Hamburg.
Man fährt zwischen lauter Gartenhäusern hinaus. Die

Leute
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umkehren muß, wenn man ihre Schoͤnheit bewundern
will, viele groſſe und kleine, ganze und durchſchnittene
Nautili, viele Seenadeln, Strombi, Buccina, Mi-
trae, Tiarae, Cypraeae &c.
Unter den Kegel-
ſchnecken kommen ſeltene Stuͤcke vor. Er hat auch eine
ungemein niedlich gezeichnete, mit Streifen und Puͤnkt-
chen, rothe und gelbe Muſchel aus der Suͤderſee. Auch
einen Cancer Bernhardus, der ganz gelb, und in ſei-
ner Schaale vertrocknet iſt. Viele Muſcheln mit Sta-
cheln, mit Hacken, mit natuͤrlichen Oefnungen, mit chi-
neſiſchen Zeichnungen und Kuͤnſteleien, auch eine linksge-
wundene Schnecke; auch eine Zebramuſchel ꝛc. Die
Einrichtung ſeines Kabinets iſt dieſe: Ein groſſer Kaſten
iſt in 4. Theile der Laͤnge nach, von oben bis unten ge-
theilt. Alle dieſe Theile ſtehen voll Schubladen, die ein
paar Zoll tief ſind, und weit in den Kaſten hineingehen.
Darin liegen die Muſcheln, nicht allemahl nach Linne’i-
ſchen Geſchlechtern, oft blos nach der Symmetrie und
Schoͤnheit. Die Boden der Schubladen ſind mit gel-
ben, blauen, rothen ꝛc. Zottelſammt ausgeſchlagen, und
die Seitenwaͤnde hellblau angeſtrichen. Die Wen-
deltreppe liegt auf Baumwolle und Flockſeide in einem
glaͤſernen Gefaͤs, auf welchem ein Deckel mit einem gel-
ben Rande eingeſchraubt iſt. So kan man ſie ſehen,
ohne ſie zu zerbrechen. Andre ſeltene Stuͤcke liegen un-
ter den andern noch auf einem kleinen Schachteldeckelchen,
worin ein rothes oder weiſſes ſeidnes Fleckchen liegt.
Die meiſten Muſcheln ſind aus Oſt- und Weſtin-
dien.

St. Juͤrgen heiſt eine Vorſtadt von Hamburg.
Man faͤhrt zwiſchen lauter Gartenhaͤuſern hinaus. Die

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[675/0713] umkehren muß, wenn man ihre Schoͤnheit bewundern will, viele groſſe und kleine, ganze und durchſchnittene Nautili, viele Seenadeln, Strombi, Buccina, Mi- trae, Tiarae, Cypraeae &c. Unter den Kegel- ſchnecken kommen ſeltene Stuͤcke vor. Er hat auch eine ungemein niedlich gezeichnete, mit Streifen und Puͤnkt- chen, rothe und gelbe Muſchel aus der Suͤderſee. Auch einen Cancer Bernhardus, der ganz gelb, und in ſei- ner Schaale vertrocknet iſt. Viele Muſcheln mit Sta- cheln, mit Hacken, mit natuͤrlichen Oefnungen, mit chi- neſiſchen Zeichnungen und Kuͤnſteleien, auch eine linksge- wundene Schnecke; auch eine Zebramuſchel ꝛc. Die Einrichtung ſeines Kabinets iſt dieſe: Ein groſſer Kaſten iſt in 4. Theile der Laͤnge nach, von oben bis unten ge- theilt. Alle dieſe Theile ſtehen voll Schubladen, die ein paar Zoll tief ſind, und weit in den Kaſten hineingehen. Darin liegen die Muſcheln, nicht allemahl nach Linne’i- ſchen Geſchlechtern, oft blos nach der Symmetrie und Schoͤnheit. Die Boden der Schubladen ſind mit gel- ben, blauen, rothen ꝛc. Zottelſammt ausgeſchlagen, und die Seitenwaͤnde hellblau angeſtrichen. Die Wen- deltreppe liegt auf Baumwolle und Flockſeide in einem glaͤſernen Gefaͤs, auf welchem ein Deckel mit einem gel- ben Rande eingeſchraubt iſt. So kan man ſie ſehen, ohne ſie zu zerbrechen. Andre ſeltene Stuͤcke liegen un- ter den andern noch auf einem kleinen Schachteldeckelchen, worin ein rothes oder weiſſes ſeidnes Fleckchen liegt. Die meiſten Muſcheln ſind aus Oſt- und Weſtin- dien. St. Juͤrgen heiſt eine Vorſtadt von Hamburg. Man faͤhrt zwiſchen lauter Gartenhaͤuſern hinaus. Die Leute U u 2

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 675. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/713>, abgerufen am 29.03.2024.