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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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wieder aus, sondern schicken sie in die Münze, wo sie
andres Geld dafür bekommen, und wo die Dukaten alle
eingeschmolzen werden. Dann

bei Hrn. Reck und Laminith, auch deutsche, ge-
fällige, höfliche Leute, die hier ein ansehnliches Comtoir
haben. Ich hatte Addresse vom Baron Friesschen
Hause in Wien an sie.

Im Herrmannschen. Der Mann, der so hies,
ist zwar todt, aber seine Erben führen bis auf eine ge-
wisse Zeit die Handlung noch unter diesem Namen fort.
Ich war ebenfalls vom Baron Friesschen Comtoir em-
pfohlen. Der jetzige Principal ist ein Mann, der sich
sehr für die Veränderungen, die der Kaiser macht, in-
teressirt. Vom Pabst sagen die Leute auch hier: C'est
un Prince d'italie.

Bei Sgr. David Foscati, an den ich vom Hrn.
von Mechel einen Empfehlungsbrief hatte. Ich traf
ihn nicht an, die Leute im Hause sprachen alle nichts als
italiänisch, ich nur französisch oder deutsch, das war ein
lächerlicher Auftritt. -- Endlich führte mich doch eine
Tochter die Treppe hinauf zu einem Geistlichen aus Mün-
chen,
nun sprachen wir deutsch, und er machte den
Interprete. Nachmittage schickte Sgr. Foscati gleich
seinen Sohn mit Vermelden, daß er mich morgen ab-
hohlen wollte.

Nach der Hitze ging ich auf den Markusplatz. --
In der That ein herrlicher Anblick! Er ist erstaunend
lang und breit, und ringsum mit bedeckten Hallen, Bou-
tiken und Kaffeehäusern eingefaßt. Türken und alle
Nationen wimmeln hier unter einander. Je kühler und
später es wird, desto mehr sammeln sich die Menschen.

Alle

wieder aus, ſondern ſchicken ſie in die Muͤnze, wo ſie
andres Geld dafuͤr bekommen, und wo die Dukaten alle
eingeſchmolzen werden. Dann

bei Hrn. Reck und Laminith, auch deutſche, ge-
faͤllige, hoͤfliche Leute, die hier ein anſehnliches Comtoir
haben. Ich hatte Addreſſe vom Baron Friesſchen
Hauſe in Wien an ſie.

Im Herrmannſchen. Der Mann, der ſo hies,
iſt zwar todt, aber ſeine Erben fuͤhren bis auf eine ge-
wiſſe Zeit die Handlung noch unter dieſem Namen fort.
Ich war ebenfalls vom Baron Friesſchen Comtoir em-
pfohlen. Der jetzige Principal iſt ein Mann, der ſich
ſehr fuͤr die Veraͤnderungen, die der Kaiſer macht, in-
tereſſirt. Vom Pabſt ſagen die Leute auch hier: C’eſt
un Prince d’italie.

Bei Sgr. David Foſcati, an den ich vom Hrn.
von Mechel einen Empfehlungsbrief hatte. Ich traf
ihn nicht an, die Leute im Hauſe ſprachen alle nichts als
italiaͤniſch, ich nur franzoͤſiſch oder deutſch, das war ein
laͤcherlicher Auftritt. — Endlich fuͤhrte mich doch eine
Tochter die Treppe hinauf zu einem Geiſtlichen aus Muͤn-
chen,
nun ſprachen wir deutſch, und er machte den
Interprete. Nachmittage ſchickte Sgr. Foſcati gleich
ſeinen Sohn mit Vermelden, daß er mich morgen ab-
hohlen wollte.

Nach der Hitze ging ich auf den Markusplatz.
In der That ein herrlicher Anblick! Er iſt erſtaunend
lang und breit, und ringsum mit bedeckten Hallen, Bou-
tiken und Kaffeehaͤuſern eingefaßt. Tuͤrken und alle
Nationen wimmeln hier unter einander. Je kuͤhler und
ſpaͤter es wird, deſto mehr ſammeln ſich die Menſchen.

Alle
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[620/0658] wieder aus, ſondern ſchicken ſie in die Muͤnze, wo ſie andres Geld dafuͤr bekommen, und wo die Dukaten alle eingeſchmolzen werden. Dann bei Hrn. Reck und Laminith, auch deutſche, ge- faͤllige, hoͤfliche Leute, die hier ein anſehnliches Comtoir haben. Ich hatte Addreſſe vom Baron Friesſchen Hauſe in Wien an ſie. Im Herrmannſchen. Der Mann, der ſo hies, iſt zwar todt, aber ſeine Erben fuͤhren bis auf eine ge- wiſſe Zeit die Handlung noch unter dieſem Namen fort. Ich war ebenfalls vom Baron Friesſchen Comtoir em- pfohlen. Der jetzige Principal iſt ein Mann, der ſich ſehr fuͤr die Veraͤnderungen, die der Kaiſer macht, in- tereſſirt. Vom Pabſt ſagen die Leute auch hier: C’eſt un Prince d’italie. Bei Sgr. David Foſcati, an den ich vom Hrn. von Mechel einen Empfehlungsbrief hatte. Ich traf ihn nicht an, die Leute im Hauſe ſprachen alle nichts als italiaͤniſch, ich nur franzoͤſiſch oder deutſch, das war ein laͤcherlicher Auftritt. — Endlich fuͤhrte mich doch eine Tochter die Treppe hinauf zu einem Geiſtlichen aus Muͤn- chen, nun ſprachen wir deutſch, und er machte den Interprete. Nachmittage ſchickte Sgr. Foſcati gleich ſeinen Sohn mit Vermelden, daß er mich morgen ab- hohlen wollte. Nach der Hitze ging ich auf den Markusplatz. — In der That ein herrlicher Anblick! Er iſt erſtaunend lang und breit, und ringsum mit bedeckten Hallen, Bou- tiken und Kaffeehaͤuſern eingefaßt. Tuͤrken und alle Nationen wimmeln hier unter einander. Je kuͤhler und ſpaͤter es wird, deſto mehr ſammeln ſich die Menſchen. Alle

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/658>, abgerufen am 28.03.2024.