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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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wieder: damit lies Hr. Hell es endlich so einrichten,
daß das Regenwasser ordentlich zwischen den Steinen
auf ein kupfernes Dach hinablaufen kan, und nun sind
die Terrassen immer trocken.
k) Auf diesen Terrassen lies er 4. Kammern zum Ob-
serviren bauen, in welche er geht, wenn ihm in den
untern Observatorien durch 2. benachbarte Thürme die
Gelegenheit benommen wird.
l) Eine schöne Camera obscura, wo er alle Parthien
der Stadt auf einem grossen Tische vorbeigehen lassen
kan. Man sieht sogar Wagen und Pferde und
Menschen, aber erschrecklich weit weg, aus der Vor-
stadt.
Es war ein Ort in der Stadt, wo er auch
Menschen sehen konnte, aber er ward ihm verbaut.
Durch einen in der untern Etage angebrachten Spie-
gel
kan er ein Spiel auf dem Boden machen, als
wenn sein Bedienter aus dem Boden stiege, die Uhr,
Schnupftobacksdose etc. herausnähme, Komplimente
mache, das thut der Kerl nehmlich unten wirklich.
Darneben sind auch Einrichtungen zum Sonnenmi-
kroskop.

Bis zu P. Hells Wohnzimmer sind es 126. Stufen.
Vom Wohnzimmer sind noch etliche 80. Stufen, über-
haupt etwa 230. ohne den Keller. Da hat der hiesige
Wind eine solche Gewalt, daß er Adler und andre ange-
brachte Figuren alle zerbrach. Eine prächtige Aussicht
über die Stadt nach Böhmen, Mähren, Ungarn, und
auf die Donau, genießt man hier. Nicht weit davon liegt
das alte Observatorium der Jesuiten, wo auch noch
Instrumente sind; denn das neue hat die Kaiserin erbaut.
Besser stünde es freilich bei Belvedere, auf einem Hügel,
und so wäre aller Rauch und Staub der Stadt hinter dem
Beobachter.

Von
O o 3
wieder: damit lies Hr. Hell es endlich ſo einrichten,
daß das Regenwaſſer ordentlich zwiſchen den Steinen
auf ein kupfernes Dach hinablaufen kan, und nun ſind
die Terraſſen immer trocken.
k) Auf dieſen Terraſſen lies er 4. Kammern zum Ob-
ſerviren bauen, in welche er geht, wenn ihm in den
untern Obſervatorien durch 2. benachbarte Thuͤrme die
Gelegenheit benommen wird.
l) Eine ſchoͤne Camera obſcura, wo er alle Parthien
der Stadt auf einem groſſen Tiſche vorbeigehen laſſen
kan. Man ſieht ſogar Wagen und Pferde und
Menſchen, aber erſchrecklich weit weg, aus der Vor-
ſtadt.
Es war ein Ort in der Stadt, wo er auch
Menſchen ſehen konnte, aber er ward ihm verbaut.
Durch einen in der untern Etage angebrachten Spie-
gel
kan er ein Spiel auf dem Boden machen, als
wenn ſein Bedienter aus dem Boden ſtiege, die Uhr,
Schnupftobacksdoſe ꝛc. herausnaͤhme, Komplimente
mache, das thut der Kerl nehmlich unten wirklich.
Darneben ſind auch Einrichtungen zum Sonnenmi-
kroskop.

Bis zu P. Hells Wohnzimmer ſind es 126. Stufen.
Vom Wohnzimmer ſind noch etliche 80. Stufen, uͤber-
haupt etwa 230. ohne den Keller. Da hat der hieſige
Wind eine ſolche Gewalt, daß er Adler und andre ange-
brachte Figuren alle zerbrach. Eine praͤchtige Ausſicht
uͤber die Stadt nach Boͤhmen, Maͤhren, Ungarn, und
auf die Donau, genießt man hier. Nicht weit davon liegt
das alte Obſervatorium der Jeſuiten, wo auch noch
Inſtrumente ſind; denn das neue hat die Kaiſerin erbaut.
Beſſer ſtuͤnde es freilich bei Belvedere, auf einem Huͤgel,
und ſo waͤre aller Rauch und Staub der Stadt hinter dem
Beobachter.

Von
O o 3
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[581/0619] wieder: damit lies Hr. Hell es endlich ſo einrichten, daß das Regenwaſſer ordentlich zwiſchen den Steinen auf ein kupfernes Dach hinablaufen kan, und nun ſind die Terraſſen immer trocken. k) Auf dieſen Terraſſen lies er 4. Kammern zum Ob- ſerviren bauen, in welche er geht, wenn ihm in den untern Obſervatorien durch 2. benachbarte Thuͤrme die Gelegenheit benommen wird. l) Eine ſchoͤne Camera obſcura, wo er alle Parthien der Stadt auf einem groſſen Tiſche vorbeigehen laſſen kan. Man ſieht ſogar Wagen und Pferde und Menſchen, aber erſchrecklich weit weg, aus der Vor- ſtadt. Es war ein Ort in der Stadt, wo er auch Menſchen ſehen konnte, aber er ward ihm verbaut. Durch einen in der untern Etage angebrachten Spie- gel kan er ein Spiel auf dem Boden machen, als wenn ſein Bedienter aus dem Boden ſtiege, die Uhr, Schnupftobacksdoſe ꝛc. herausnaͤhme, Komplimente mache, das thut der Kerl nehmlich unten wirklich. Darneben ſind auch Einrichtungen zum Sonnenmi- kroskop. Bis zu P. Hells Wohnzimmer ſind es 126. Stufen. Vom Wohnzimmer ſind noch etliche 80. Stufen, uͤber- haupt etwa 230. ohne den Keller. Da hat der hieſige Wind eine ſolche Gewalt, daß er Adler und andre ange- brachte Figuren alle zerbrach. Eine praͤchtige Ausſicht uͤber die Stadt nach Boͤhmen, Maͤhren, Ungarn, und auf die Donau, genießt man hier. Nicht weit davon liegt das alte Obſervatorium der Jeſuiten, wo auch noch Inſtrumente ſind; denn das neue hat die Kaiſerin erbaut. Beſſer ſtuͤnde es freilich bei Belvedere, auf einem Huͤgel, und ſo waͤre aller Rauch und Staub der Stadt hinter dem Beobachter. Von O o 3

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 581. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/619>, abgerufen am 23.04.2024.