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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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nige antike. Herliche Gemälde sieht man hier, aber
auch darunter viele unzüchtige von italiänischen Malern,
mehr als in einer andern Sammlung. Schön sind be-
sonders die auf den Tischen liegenden Figuren. Darne-
ben ist noch ein Kabinet, wo mehr Auswahl in den Stü-
cken ist. Der König hat manches fehlerhafte Stück ge-
kauft, weils ihm gefiel, und manches schöne nicht, weils
ihm nicht gefiel.

Nachher machte ich noch einen Besuch beim

Hrn. K. R. Bamberger, reformirten Hofprediger,
und seiner gelehrten Frau, die eine Tochter des Hrn.
Sacks ist. Ich war vom Hrn. Kammergerichtsrath
Meier an ihn empfohlen.

Den 17ten Sept.

Ich fuhr heute mit Besehen fort, und ließ mich im

Königl. Schloß in Potsdam herumführen. Es
ist noch reicher meublirt als das neue, steht aber auf feuch-
tem Boden. In vielen Zimmern sind die Tapeten schon
verschossen und zerrissen. Des Königs Hunde zerreissen
mit den Knochen in seinem Zimmer alle Sessel, und er
läßt nichts neu machen. Herliche aus Chrysopras zu-
sammengesetzte Tische sieht man hier, auch köstliche Kron-
leuchter von Felskrystall, an denen unten gedrehte Kugeln
hängen, die grösser als ein Kindeskopf, und rein wie
Wasser sind. Ueber 30,000. Thaler hat mancher Leuch-
ter gekostet. Des vorigen Königs Zimmer sind alt.
Man zeigt das Zimmer, wo er Tobackskollegium hielt,
Stühle, die er selbst gedreht, und Malereien, die er selbst
gemalt hat. Man sieht auch noch die grosse Glas-

scheibe,

nige antike. Herliche Gemaͤlde ſieht man hier, aber
auch darunter viele unzuͤchtige von italiaͤniſchen Malern,
mehr als in einer andern Sammlung. Schoͤn ſind be-
ſonders die auf den Tiſchen liegenden Figuren. Darne-
ben iſt noch ein Kabinet, wo mehr Auswahl in den Stuͤ-
cken iſt. Der Koͤnig hat manches fehlerhafte Stuͤck ge-
kauft, weils ihm gefiel, und manches ſchoͤne nicht, weils
ihm nicht gefiel.

Nachher machte ich noch einen Beſuch beim

Hrn. K. R. Bamberger, reformirten Hofprediger,
und ſeiner gelehrten Frau, die eine Tochter des Hrn.
Sacks iſt. Ich war vom Hrn. Kammergerichtsrath
Meier an ihn empfohlen.

Den 17ten Sept.

Ich fuhr heute mit Beſehen fort, und ließ mich im

Koͤnigl. Schloß in Potsdam herumfuͤhren. Es
iſt noch reicher meublirt als das neue, ſteht aber auf feuch-
tem Boden. In vielen Zimmern ſind die Tapeten ſchon
verſchoſſen und zerriſſen. Des Koͤnigs Hunde zerreiſſen
mit den Knochen in ſeinem Zimmer alle Seſſel, und er
laͤßt nichts neu machen. Herliche aus Chryſopras zu-
ſammengeſetzte Tiſche ſieht man hier, auch koͤſtliche Kron-
leuchter von Felskryſtall, an denen unten gedrehte Kugeln
haͤngen, die groͤſſer als ein Kindeskopf, und rein wie
Waſſer ſind. Ueber 30,000. Thaler hat mancher Leuch-
ter gekoſtet. Des vorigen Koͤnigs Zimmer ſind alt.
Man zeigt das Zimmer, wo er Tobackskollegium hielt,
Stuͤhle, die er ſelbſt gedreht, und Malereien, die er ſelbſt
gemalt hat. Man ſieht auch noch die groſſe Glas-

ſcheibe,
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[208/0246] nige antike. Herliche Gemaͤlde ſieht man hier, aber auch darunter viele unzuͤchtige von italiaͤniſchen Malern, mehr als in einer andern Sammlung. Schoͤn ſind be- ſonders die auf den Tiſchen liegenden Figuren. Darne- ben iſt noch ein Kabinet, wo mehr Auswahl in den Stuͤ- cken iſt. Der Koͤnig hat manches fehlerhafte Stuͤck ge- kauft, weils ihm gefiel, und manches ſchoͤne nicht, weils ihm nicht gefiel. Nachher machte ich noch einen Beſuch beim Hrn. K. R. Bamberger, reformirten Hofprediger, und ſeiner gelehrten Frau, die eine Tochter des Hrn. Sacks iſt. Ich war vom Hrn. Kammergerichtsrath Meier an ihn empfohlen. Den 17ten Sept. Ich fuhr heute mit Beſehen fort, und ließ mich im Koͤnigl. Schloß in Potsdam herumfuͤhren. Es iſt noch reicher meublirt als das neue, ſteht aber auf feuch- tem Boden. In vielen Zimmern ſind die Tapeten ſchon verſchoſſen und zerriſſen. Des Koͤnigs Hunde zerreiſſen mit den Knochen in ſeinem Zimmer alle Seſſel, und er laͤßt nichts neu machen. Herliche aus Chryſopras zu- ſammengeſetzte Tiſche ſieht man hier, auch koͤſtliche Kron- leuchter von Felskryſtall, an denen unten gedrehte Kugeln haͤngen, die groͤſſer als ein Kindeskopf, und rein wie Waſſer ſind. Ueber 30,000. Thaler hat mancher Leuch- ter gekoſtet. Des vorigen Koͤnigs Zimmer ſind alt. Man zeigt das Zimmer, wo er Tobackskollegium hielt, Stuͤhle, die er ſelbſt gedreht, und Malereien, die er ſelbſt gemalt hat. Man ſieht auch noch die groſſe Glas- ſcheibe,

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 208. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/246>, abgerufen am 24.04.2024.