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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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an, wenn man die Menge Werkzeuge des Todes und
der Verwüstung sieht. -- Aber alles ist wohl gereinigt,
blank, nett und in bester Ordnung. Auf jedem Stücke
steht das Zeichen: Potsdammer Gewehrfabrik. Oben-
auf haben noch viele Regimenter ihre Montirungskam-
mern, die sonst in der Stadt vertheilt sind, auch sind hier
viele Sachen für die Offiziere. Alte verschossene Fah-
nen stehen ebenfalls in den Ecken herum. Auch 3. neue
österreichische im vorigen Kriege eroberte standen hier.
An einer hing noch ein Flor, weil das Regiment um sei-
nen Chef trauerte. Eine Büste vom alten General von
der Artillerie, von Dieskau, steht auch hier oben. Das
ganze Zeughaus umgibt eine Gallerie, auf welcher man
die Stadt übersehen kan.

Mittag, war ich beim Hrn. Kammergerichtsrath
Meier, mit Hrn. K. G. R. von Pönicke und Hrn.
Musikdirektor Andre' zu Gaste. Die beiden erste[r]n
hatten auch in der bekannten Sache des Müllers Arnold
zu thun, sie gaben aber Arnold nicht Recht, und zwar
deswegen: 1) hatte Arnold die Mühle so gekauft; 2)
der Obermüller hatte noch Wasser, folglich der Unter-
müller auch. 3) Man brachte Dokumente von 1546.
herbei, daß der Edelmann das Recht gehabt habe, abzu-
graben. -- Das Kammergericht machte dem Könige
wegen der Unschuld der 3. Kammergerichtsräthe lebhafte
Vorstellungen, er nahm es nicht ungnädig auf, gab aber
auch keine Antwort. An dem Tage, da der Groskanz-
ler von Fürstenberg kassirt wurde, standen über 200.
Karossen vor seinem Hause, alles besuchte ihn, sogar die
Prinzen vom Königl. Hause. Sie boten ihm ihre Börse
an, der König lärmte darüber, verbot es aber nicht.

So

an, wenn man die Menge Werkzeuge des Todes und
der Verwuͤſtung ſieht. — Aber alles iſt wohl gereinigt,
blank, nett und in beſter Ordnung. Auf jedem Stuͤcke
ſteht das Zeichen: Potsdammer Gewehrfabrik. Oben-
auf haben noch viele Regimenter ihre Montirungskam-
mern, die ſonſt in der Stadt vertheilt ſind, auch ſind hier
viele Sachen fuͤr die Offiziere. Alte verſchoſſene Fah-
nen ſtehen ebenfalls in den Ecken herum. Auch 3. neue
oͤſterreichiſche im vorigen Kriege eroberte ſtanden hier.
An einer hing noch ein Flor, weil das Regiment um ſei-
nen Chef trauerte. Eine Buͤſte vom alten General von
der Artillerie, von Dieskau, ſteht auch hier oben. Das
ganze Zeughaus umgibt eine Gallerie, auf welcher man
die Stadt uͤberſehen kan.

Mittag, war ich beim Hrn. Kammergerichtsrath
Meier, mit Hrn. K. G. R. von Poͤnicke und Hrn.
Muſikdirektor Andre’ zu Gaſte. Die beiden erſte[r]n
hatten auch in der bekannten Sache des Muͤllers Arnold
zu thun, ſie gaben aber Arnold nicht Recht, und zwar
deswegen: 1) hatte Arnold die Muͤhle ſo gekauft; 2)
der Obermuͤller hatte noch Waſſer, folglich der Unter-
muͤller auch. 3) Man brachte Dokumente von 1546.
herbei, daß der Edelmann das Recht gehabt habe, abzu-
graben. — Das Kammergericht machte dem Koͤnige
wegen der Unſchuld der 3. Kammergerichtsraͤthe lebhafte
Vorſtellungen, er nahm es nicht ungnaͤdig auf, gab aber
auch keine Antwort. An dem Tage, da der Groskanz-
ler von Fuͤrſtenberg kaſſirt wurde, ſtanden uͤber 200.
Karoſſen vor ſeinem Hauſe, alles beſuchte ihn, ſogar die
Prinzen vom Koͤnigl. Hauſe. Sie boten ihm ihre Boͤrſe
an, der Koͤnig laͤrmte daruͤber, verbot es aber nicht.

So
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[202/0240] an, wenn man die Menge Werkzeuge des Todes und der Verwuͤſtung ſieht. — Aber alles iſt wohl gereinigt, blank, nett und in beſter Ordnung. Auf jedem Stuͤcke ſteht das Zeichen: Potsdammer Gewehrfabrik. Oben- auf haben noch viele Regimenter ihre Montirungskam- mern, die ſonſt in der Stadt vertheilt ſind, auch ſind hier viele Sachen fuͤr die Offiziere. Alte verſchoſſene Fah- nen ſtehen ebenfalls in den Ecken herum. Auch 3. neue oͤſterreichiſche im vorigen Kriege eroberte ſtanden hier. An einer hing noch ein Flor, weil das Regiment um ſei- nen Chef trauerte. Eine Buͤſte vom alten General von der Artillerie, von Dieskau, ſteht auch hier oben. Das ganze Zeughaus umgibt eine Gallerie, auf welcher man die Stadt uͤberſehen kan. Mittag, war ich beim Hrn. Kammergerichtsrath Meier, mit Hrn. K. G. R. von Poͤnicke und Hrn. Muſikdirektor Andre’ zu Gaſte. Die beiden erſtern hatten auch in der bekannten Sache des Muͤllers Arnold zu thun, ſie gaben aber Arnold nicht Recht, und zwar deswegen: 1) hatte Arnold die Muͤhle ſo gekauft; 2) der Obermuͤller hatte noch Waſſer, folglich der Unter- muͤller auch. 3) Man brachte Dokumente von 1546. herbei, daß der Edelmann das Recht gehabt habe, abzu- graben. — Das Kammergericht machte dem Koͤnige wegen der Unſchuld der 3. Kammergerichtsraͤthe lebhafte Vorſtellungen, er nahm es nicht ungnaͤdig auf, gab aber auch keine Antwort. An dem Tage, da der Groskanz- ler von Fuͤrſtenberg kaſſirt wurde, ſtanden uͤber 200. Karoſſen vor ſeinem Hauſe, alles beſuchte ihn, ſogar die Prinzen vom Koͤnigl. Hauſe. Sie boten ihm ihre Boͤrſe an, der Koͤnig laͤrmte daruͤber, verbot es aber nicht. So

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/240>, abgerufen am 18.04.2024.