Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

Bild:
<< vorherige Seite

Freudengesang der Judenschaft auf die Kaiferin von
Rußland vorgelesen. Der Minister lies den Kupfer-
stecher Meil Zeichnungen von Gegenständen aus alten
Autoren machen. Diese werden nun in der Porzellanfa-
brick auf ein Dejeune' gebrannt. Es ward eben die erste
Probetasse geschickt. Darauf war Demosthenes, wie
er sich am Meer im Lautreden übt, und Milon von Cro-
ton,
der sich gewöhnt, alle Tage mehr zu tragen *).

Nachmittag besuchte ich Hrn. D. Bloch. Er ist
praktischer Arzt, und dabei ein sehr fleissiger und einsichts-
voller Naturforscher. Er fing mit Versteinerungen an
zu sammeln, und besitzt jetzt eine herliche Sammlung,
sonderlich aus dem Thierreiche. Ich fand darin vorzüg-
lich merkwürdig:

1) Den Kopf vom Bandwurm aus Katzen und mehr
Thieren, mit den Haken.
2) Eine Warze von einem Wallfisch, gros und hervor-
stehend.
3) Embryones von Hasen und Kühen, 3. Tage alt.
4) Tubularia concatenata, das Original zum Ketten-
stein.
5) Viele Eier, in einer Schublade voller Fächer, auf
Baumwolle, unter Glas, mit aufgeschriebenen Namen.
6) Hals-
*) Dieses geschmackvolle Dejeune' hat der Herr Rath
Adelung zu Leipzig von dem Minister, Freiherr von
Zedlitz, für die ihm aufgetragene Ausarbeitung der
zuvorgedachten deutschen Sprachlehre, zum Geschenk
erhalten. Man findet es umständlich beschrieben im
27. Bande der N. Bibl. d. sch. W. S. 345. u. f.
Herausgeber.

Freudengeſang der Judenſchaft auf die Kaiferin von
Rußland vorgeleſen. Der Miniſter lies den Kupfer-
ſtecher Meil Zeichnungen von Gegenſtaͤnden aus alten
Autoren machen. Dieſe werden nun in der Porzellanfa-
brick auf ein Dejeune’ gebrannt. Es ward eben die erſte
Probetaſſe geſchickt. Darauf war Demoſthenes, wie
er ſich am Meer im Lautreden uͤbt, und Milon von Cro-
ton,
der ſich gewoͤhnt, alle Tage mehr zu tragen *).

Nachmittag beſuchte ich Hrn. D. Bloch. Er iſt
praktiſcher Arzt, und dabei ein ſehr fleiſſiger und einſichts-
voller Naturforſcher. Er fing mit Verſteinerungen an
zu ſammeln, und beſitzt jetzt eine herliche Sammlung,
ſonderlich aus dem Thierreiche. Ich fand darin vorzuͤg-
lich merkwuͤrdig:

1) Den Kopf vom Bandwurm aus Katzen und mehr
Thieren, mit den Haken.
2) Eine Warze von einem Wallfiſch, gros und hervor-
ſtehend.
3) Embryones von Haſen und Kuͤhen, 3. Tage alt.
4) Tubularia concatenata, das Original zum Ketten-
ſtein.
5) Viele Eier, in einer Schublade voller Faͤcher, auf
Baumwolle, unter Glas, mit aufgeſchriebenen Namen.
6) Hals-
*) Dieſes geſchmackvolle Dejeune’ hat der Herr Rath
Adelung zu Leipzig von dem Miniſter, Freiherr von
Zedlitz, fuͤr die ihm aufgetragene Ausarbeitung der
zuvorgedachten deutſchen Sprachlehre, zum Geſchenk
erhalten. Man findet es umſtaͤndlich beſchrieben im
27. Bande der N. Bibl. d. ſch. W. S. 345. u. f.
Herausgeber.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0227" n="189"/>
Freudenge&#x017F;ang der Juden&#x017F;chaft auf die Kaiferin von<lb/><hi rendition="#fr">Rußland</hi> vorgele&#x017F;en. Der Mini&#x017F;ter lies den Kupfer-<lb/>
&#x017F;techer <hi rendition="#fr">Meil</hi> Zeichnungen von Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden aus alten<lb/>
Autoren machen. Die&#x017F;e werden nun in der Porzellanfa-<lb/>
brick auf ein Dejeune&#x2019; gebrannt. Es ward eben die er&#x017F;te<lb/>
Probeta&#x017F;&#x017F;e ge&#x017F;chickt. Darauf war <hi rendition="#fr">Demo&#x017F;thenes,</hi> wie<lb/>
er &#x017F;ich am Meer im Lautreden u&#x0364;bt, und <hi rendition="#fr">Milon</hi> von <hi rendition="#fr">Cro-<lb/>
ton,</hi> der &#x017F;ich gewo&#x0364;hnt, alle Tage mehr zu tragen <note place="foot" n="*)">Die&#x017F;es ge&#x017F;chmackvolle Dejeune&#x2019; hat der Herr Rath<lb/><hi rendition="#fr">Adelung</hi> zu <hi rendition="#fr">Leipzig</hi> von dem Mini&#x017F;ter, Freiherr von<lb/><hi rendition="#fr">Zedlitz,</hi> fu&#x0364;r die ihm aufgetragene Ausarbeitung der<lb/>
zuvorgedachten deut&#x017F;chen Sprachlehre, zum Ge&#x017F;chenk<lb/>
erhalten. Man findet es um&#x017F;ta&#x0364;ndlich be&#x017F;chrieben im<lb/>
27. Bande der N. Bibl. d. &#x017F;ch. W. S. 345. u. f.<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Herausgeber.</hi></hi></note>.</p><lb/>
            <p>Nachmittag be&#x017F;uchte ich Hrn. D. <hi rendition="#fr">Bloch.</hi> Er i&#x017F;t<lb/>
prakti&#x017F;cher Arzt, und dabei ein &#x017F;ehr flei&#x017F;&#x017F;iger und ein&#x017F;ichts-<lb/>
voller Naturfor&#x017F;cher. Er fing mit Ver&#x017F;teinerungen an<lb/>
zu &#x017F;ammeln, und be&#x017F;itzt jetzt eine herliche Sammlung,<lb/>
&#x017F;onderlich aus dem Thierreiche. Ich fand darin vorzu&#x0364;g-<lb/>
lich merkwu&#x0364;rdig:</p><lb/>
            <list>
              <item>1) Den Kopf vom <hi rendition="#fr">Bandwurm</hi> aus Katzen und mehr<lb/>
Thieren, mit den Haken.</item><lb/>
              <item>2) Eine <hi rendition="#fr">Warze</hi> von einem Wallfi&#x017F;ch, gros und hervor-<lb/>
&#x017F;tehend.</item><lb/>
              <item>3) <hi rendition="#aq">Embryones</hi> von <hi rendition="#fr">Ha&#x017F;en</hi> und <hi rendition="#fr">Ku&#x0364;hen,</hi> 3. Tage alt.</item><lb/>
              <item>4) <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tubularia concatenata</hi>,</hi> das Original zum Ketten-<lb/>
&#x017F;tein.</item><lb/>
              <item>5) Viele <hi rendition="#fr">Eier,</hi> in einer Schublade voller Fa&#x0364;cher, auf<lb/>
Baumwolle, unter Glas, mit aufge&#x017F;chriebenen Namen.</item>
            </list><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">6) <hi rendition="#fr">Hals-</hi></fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[189/0227] Freudengeſang der Judenſchaft auf die Kaiferin von Rußland vorgeleſen. Der Miniſter lies den Kupfer- ſtecher Meil Zeichnungen von Gegenſtaͤnden aus alten Autoren machen. Dieſe werden nun in der Porzellanfa- brick auf ein Dejeune’ gebrannt. Es ward eben die erſte Probetaſſe geſchickt. Darauf war Demoſthenes, wie er ſich am Meer im Lautreden uͤbt, und Milon von Cro- ton, der ſich gewoͤhnt, alle Tage mehr zu tragen *). Nachmittag beſuchte ich Hrn. D. Bloch. Er iſt praktiſcher Arzt, und dabei ein ſehr fleiſſiger und einſichts- voller Naturforſcher. Er fing mit Verſteinerungen an zu ſammeln, und beſitzt jetzt eine herliche Sammlung, ſonderlich aus dem Thierreiche. Ich fand darin vorzuͤg- lich merkwuͤrdig: 1) Den Kopf vom Bandwurm aus Katzen und mehr Thieren, mit den Haken. 2) Eine Warze von einem Wallfiſch, gros und hervor- ſtehend. 3) Embryones von Haſen und Kuͤhen, 3. Tage alt. 4) Tubularia concatenata, das Original zum Ketten- ſtein. 5) Viele Eier, in einer Schublade voller Faͤcher, auf Baumwolle, unter Glas, mit aufgeſchriebenen Namen. 6) Hals- *) Dieſes geſchmackvolle Dejeune’ hat der Herr Rath Adelung zu Leipzig von dem Miniſter, Freiherr von Zedlitz, fuͤr die ihm aufgetragene Ausarbeitung der zuvorgedachten deutſchen Sprachlehre, zum Geſchenk erhalten. Man findet es umſtaͤndlich beſchrieben im 27. Bande der N. Bibl. d. ſch. W. S. 345. u. f. Herausgeber.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Erst ein Jahr nach dem Tod Heinrich Sanders wird … [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/227
Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/227>, abgerufen am 25.04.2024.