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Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784.

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auch den besten Kapwein, -- weil einer seiner guten
Freunde Bewindhebber von der ostindischen Kompagnie
ist, -- sogar Lacrymae Christi hat der Mann. So
viel Ananasse werden hier gezogen, daß die Fr. Geheime-
räthin uns welche auf den Königstein mit gab.

Er hat weiter keine Kinder als einen einzigen Sohn,
der in Leipzig sehr fleissig den Wissenschaften obgelegen,
auch da mit vielem Beifall disputirt hat und jetzt nach
Göttingen geht.

Das Schloß ist seit vielen Jahrhunderten, da's
der Bünauischen Familie gehörte, ganz in einen Stein-
felsen gehauen, und dieser schreckliche Fels geht bis in den
Thurm hinauf. Es hat 8-9. Etagen, viele Höfe über-
einander, überall sind die Mauern der Fels selbst. Er
sieht überall durchs Mauerwerk hervor. Oft hat man
ihn durch die Kunst nur ausgegleicht. Es ist ein trock-
ner Felsen, nur unten sickert hie und da Wasser hervor,
und das wird ins Fischhaus und in die Küche geleitet.
90. Stuffen geht man aus dem Hause ins Badhaus
hinab, und etliche 80. Stuffen bis in die Wohnzimmer.
Zu den Kellern geht man 3. Treppen hinauf, und doch
sind sie im Sommer kühl, und im Winter warm. An
den Luftlöchern sieht man, daß die Mauern wohl 21/4. Fuß
dick sind. Sie stellen wahre Stollen oder Gänge vor.
Alles ist mit Pulver gesprengt und gewölbt, und doch
sind Fürstliche Zimmer Reihenweise darin. Unten ist
das Gerichtshaus und die Kanzlei. Ringsum her zie-
hen sich schreckliche mit Wald bewachsene Gebürge, von
denen das Holz auf der Mieglitz hergeflösset wird.
Durch diesen Wald geht ein Englischer Garten mit einem
Schlangenwege. Oben ist ein Pavillon angelegt, wo

man

auch den beſten Kapwein, — weil einer ſeiner guten
Freunde Bewindhebber von der oſtindiſchen Kompagnie
iſt, — ſogar Lacrymae Chriſti hat der Mann. So
viel Ananaſſe werden hier gezogen, daß die Fr. Geheime-
raͤthin uns welche auf den Koͤnigſtein mit gab.

Er hat weiter keine Kinder als einen einzigen Sohn,
der in Leipzig ſehr fleiſſig den Wiſſenſchaften obgelegen,
auch da mit vielem Beifall diſputirt hat und jetzt nach
Goͤttingen geht.

Das Schloß iſt ſeit vielen Jahrhunderten, da’s
der Buͤnauiſchen Familie gehoͤrte, ganz in einen Stein-
felſen gehauen, und dieſer ſchreckliche Fels geht bis in den
Thurm hinauf. Es hat 8-9. Etagen, viele Hoͤfe uͤber-
einander, uͤberall ſind die Mauern der Fels ſelbſt. Er
ſieht uͤberall durchs Mauerwerk hervor. Oft hat man
ihn durch die Kunſt nur ausgegleicht. Es iſt ein trock-
ner Felſen, nur unten ſickert hie und da Waſſer hervor,
und das wird ins Fiſchhaus und in die Kuͤche geleitet.
90. Stuffen geht man aus dem Hauſe ins Badhaus
hinab, und etliche 80. Stuffen bis in die Wohnzimmer.
Zu den Kellern geht man 3. Treppen hinauf, und doch
ſind ſie im Sommer kuͤhl, und im Winter warm. An
den Luftloͤchern ſieht man, daß die Mauern wohl 2¼. Fuß
dick ſind. Sie ſtellen wahre Stollen oder Gaͤnge vor.
Alles iſt mit Pulver geſprengt und gewoͤlbt, und doch
ſind Fuͤrſtliche Zimmer Reihenweiſe darin. Unten iſt
das Gerichtshaus und die Kanzlei. Ringsum her zie-
hen ſich ſchreckliche mit Wald bewachſene Gebuͤrge, von
denen das Holz auf der Mieglitz hergefloͤſſet wird.
Durch dieſen Wald geht ein Engliſcher Garten mit einem
Schlangenwege. Oben iſt ein Pavillon angelegt, wo

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[166/0204] auch den beſten Kapwein, — weil einer ſeiner guten Freunde Bewindhebber von der oſtindiſchen Kompagnie iſt, — ſogar Lacrymae Chriſti hat der Mann. So viel Ananaſſe werden hier gezogen, daß die Fr. Geheime- raͤthin uns welche auf den Koͤnigſtein mit gab. Er hat weiter keine Kinder als einen einzigen Sohn, der in Leipzig ſehr fleiſſig den Wiſſenſchaften obgelegen, auch da mit vielem Beifall diſputirt hat und jetzt nach Goͤttingen geht. Das Schloß iſt ſeit vielen Jahrhunderten, da’s der Buͤnauiſchen Familie gehoͤrte, ganz in einen Stein- felſen gehauen, und dieſer ſchreckliche Fels geht bis in den Thurm hinauf. Es hat 8-9. Etagen, viele Hoͤfe uͤber- einander, uͤberall ſind die Mauern der Fels ſelbſt. Er ſieht uͤberall durchs Mauerwerk hervor. Oft hat man ihn durch die Kunſt nur ausgegleicht. Es iſt ein trock- ner Felſen, nur unten ſickert hie und da Waſſer hervor, und das wird ins Fiſchhaus und in die Kuͤche geleitet. 90. Stuffen geht man aus dem Hauſe ins Badhaus hinab, und etliche 80. Stuffen bis in die Wohnzimmer. Zu den Kellern geht man 3. Treppen hinauf, und doch ſind ſie im Sommer kuͤhl, und im Winter warm. An den Luftloͤchern ſieht man, daß die Mauern wohl 2¼. Fuß dick ſind. Sie ſtellen wahre Stollen oder Gaͤnge vor. Alles iſt mit Pulver geſprengt und gewoͤlbt, und doch ſind Fuͤrſtliche Zimmer Reihenweiſe darin. Unten iſt das Gerichtshaus und die Kanzlei. Ringsum her zie- hen ſich ſchreckliche mit Wald bewachſene Gebuͤrge, von denen das Holz auf der Mieglitz hergefloͤſſet wird. Durch dieſen Wald geht ein Engliſcher Garten mit einem Schlangenwege. Oben iſt ein Pavillon angelegt, wo man

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Zitationshilfe: Sander, Heinrich: Beschreibung seiner Reisen durch Frankreich, die Niederlande, Holland, Deutschland und Italien. Bd. 2. Leipzig, 1784, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sander_beschreibung02_1784/204>, abgerufen am 29.03.2024.