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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Erfindung der Maße und Gewichte.
die Last Q wiegt. Dies findet bei den Dezimalwagen statt, macht man
noch A C zehnmal so lang wie C B, so braucht man in der Gewichts-
schale nur ein Hundertstel der Last, 1 Zentner wird durch 1 Pfund
abgewogen, man nennt diese Wage Zentesimalwage. Bei einer gut
gearbeiteten Brückenwage muß im unbelasteten Zustande der Balken A B
horizontal liegen, die Brücke muß bei den Schwingungen des Balkens,
bei ihrer Hebung und Senkung stets horizontal bleiben, endlich muß
es gleich sein, auf welche Stelle der Brücke man die Last auflegt.

Als letzte Anwendung der Hebelgesetze sei noch die Tafelwage
angeführt, die bei Kaufleuten und in der Wirtschaft vielfach in Gebrauch
ist, sowie die Zeigerwage, wie sie namentlich als Briefwage Verwendung
findet. Beide bedürfen nach dem Vorangegangenen weiter keiner
Erläuterung.

Auf ganz anderen Prinzipien beruhen die Federwagen, sowie alle
Wagen von elastischen Körpern. Wirklich in die Praxis eingeführt
haben sich nur die Federwagen. Sie haben sich vielfach deshalb in
Familien eingebürgert, weil zu ihrer Benutzung keine Gewichte erforderlich

[Abbildung] Fig. 17.

Federwage.

sind. Die Feder, mag sie nun spiralig oder kreis-
förmig oder sonstwie gebogen sein, setzt vermöge
ihrer Elastizität den Versuchen, sie weiter zusammen
zu drücken, oder auseinander zu ziehen, einen ge-
wissen Widerstand entgegen. Hängt man z. B. an
eine Spiralfeder, die mit ihrem oberen Ende befestigt
ist, unten 1 kg an, so wird sich dieselbe, wenn sie
genügend stark ist, nur um einen kleinen Bruchteil
ihrer Länge ausdehnen; soll sie sich noch mehr ver-
längern, so muß ein neues Gewicht hinzukommen u. s. w.
Wenn man einen Zeiger fest mit der Skala ver-
bindet, so kann man neben demselben auf einer Skala
Marken anbringen, auf welche er weist, wenn die
Feder mit ein, zwei u. s. w. Kilogramm belastet ist.
Fig. 17 zeigt eine solche Wage, bei der die Feder
zusammen gedrückt wird. Auch als Zugkraftmesser
namentlich für Dampfmaschinen finden diese Federn
vielfach Verwendung. Alle Federwagen aber haben den Nachteil, daß
die Federn, wenn sie häufig gebraucht werden, allmählich in ihrer
Spannung nachlassen und schlaffer werden.

Ebenfalls zu den Wagen rechnet man ein Instrument, welches
dazu dient, Dichten zu bestimmen, das Aräometer oder die Senkwage.
Dieselbe beruht auf hydrostatischen Prinzipien.

Jeder Körper verliert in einer Flüssigkeit soviel an Gewicht, als
das Volumen der von ihm verdrängten Flüssigkeitsmenge wiegt, oder
anders ausgedrückt: ein in eine Flüssigkeit getauchter Körper wird mit
einer Kraft emporgehoben, welche dem Gewicht der Flüssigkeits-
menge gleich ist, welche durch den eingetauchten Teil des Körpers

Die Erfindung der Maße und Gewichte.
die Laſt Q wiegt. Dies findet bei den Dezimalwagen ſtatt, macht man
noch A C zehnmal ſo lang wie C B, ſo braucht man in der Gewichts-
ſchale nur ein Hundertſtel der Laſt, 1 Zentner wird durch 1 Pfund
abgewogen, man nennt dieſe Wage Zenteſimalwage. Bei einer gut
gearbeiteten Brückenwage muß im unbelaſteten Zuſtande der Balken A B
horizontal liegen, die Brücke muß bei den Schwingungen des Balkens,
bei ihrer Hebung und Senkung ſtets horizontal bleiben, endlich muß
es gleich ſein, auf welche Stelle der Brücke man die Laſt auflegt.

Als letzte Anwendung der Hebelgeſetze ſei noch die Tafelwage
angeführt, die bei Kaufleuten und in der Wirtſchaft vielfach in Gebrauch
iſt, ſowie die Zeigerwage, wie ſie namentlich als Briefwage Verwendung
findet. Beide bedürfen nach dem Vorangegangenen weiter keiner
Erläuterung.

Auf ganz anderen Prinzipien beruhen die Federwagen, ſowie alle
Wagen von elaſtiſchen Körpern. Wirklich in die Praxis eingeführt
haben ſich nur die Federwagen. Sie haben ſich vielfach deshalb in
Familien eingebürgert, weil zu ihrer Benutzung keine Gewichte erforderlich

[Abbildung] Fig. 17.

Federwage.

ſind. Die Feder, mag ſie nun ſpiralig oder kreis-
förmig oder ſonſtwie gebogen ſein, ſetzt vermöge
ihrer Elaſtizität den Verſuchen, ſie weiter zuſammen
zu drücken, oder auseinander zu ziehen, einen ge-
wiſſen Widerſtand entgegen. Hängt man z. B. an
eine Spiralfeder, die mit ihrem oberen Ende befeſtigt
iſt, unten 1 kg an, ſo wird ſich dieſelbe, wenn ſie
genügend ſtark iſt, nur um einen kleinen Bruchteil
ihrer Länge ausdehnen; ſoll ſie ſich noch mehr ver-
längern, ſo muß ein neues Gewicht hinzukommen u. ſ. w.
Wenn man einen Zeiger feſt mit der Skala ver-
bindet, ſo kann man neben demſelben auf einer Skala
Marken anbringen, auf welche er weiſt, wenn die
Feder mit ein, zwei u. ſ. w. Kilogramm belaſtet iſt.
Fig. 17 zeigt eine ſolche Wage, bei der die Feder
zuſammen gedrückt wird. Auch als Zugkraftmeſſer
namentlich für Dampfmaſchinen finden dieſe Federn
vielfach Verwendung. Alle Federwagen aber haben den Nachteil, daß
die Federn, wenn ſie häufig gebraucht werden, allmählich in ihrer
Spannung nachlaſſen und ſchlaffer werden.

Ebenfalls zu den Wagen rechnet man ein Inſtrument, welches
dazu dient, Dichten zu beſtimmen, das Aräometer oder die Senkwage.
Dieſelbe beruht auf hydroſtatiſchen Prinzipien.

Jeder Körper verliert in einer Flüſſigkeit ſoviel an Gewicht, als
das Volumen der von ihm verdrängten Flüſſigkeitsmenge wiegt, oder
anders ausgedrückt: ein in eine Flüſſigkeit getauchter Körper wird mit
einer Kraft emporgehoben, welche dem Gewicht der Flüſſigkeits-
menge gleich iſt, welche durch den eingetauchten Teil des Körpers

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[22/0040] Die Erfindung der Maße und Gewichte. die Laſt Q wiegt. Dies findet bei den Dezimalwagen ſtatt, macht man noch A C zehnmal ſo lang wie C B, ſo braucht man in der Gewichts- ſchale nur ein Hundertſtel der Laſt, 1 Zentner wird durch 1 Pfund abgewogen, man nennt dieſe Wage Zenteſimalwage. Bei einer gut gearbeiteten Brückenwage muß im unbelaſteten Zuſtande der Balken A B horizontal liegen, die Brücke muß bei den Schwingungen des Balkens, bei ihrer Hebung und Senkung ſtets horizontal bleiben, endlich muß es gleich ſein, auf welche Stelle der Brücke man die Laſt auflegt. Als letzte Anwendung der Hebelgeſetze ſei noch die Tafelwage angeführt, die bei Kaufleuten und in der Wirtſchaft vielfach in Gebrauch iſt, ſowie die Zeigerwage, wie ſie namentlich als Briefwage Verwendung findet. Beide bedürfen nach dem Vorangegangenen weiter keiner Erläuterung. Auf ganz anderen Prinzipien beruhen die Federwagen, ſowie alle Wagen von elaſtiſchen Körpern. Wirklich in die Praxis eingeführt haben ſich nur die Federwagen. Sie haben ſich vielfach deshalb in Familien eingebürgert, weil zu ihrer Benutzung keine Gewichte erforderlich [Abbildung Fig. 17. Federwage.] ſind. Die Feder, mag ſie nun ſpiralig oder kreis- förmig oder ſonſtwie gebogen ſein, ſetzt vermöge ihrer Elaſtizität den Verſuchen, ſie weiter zuſammen zu drücken, oder auseinander zu ziehen, einen ge- wiſſen Widerſtand entgegen. Hängt man z. B. an eine Spiralfeder, die mit ihrem oberen Ende befeſtigt iſt, unten 1 kg an, ſo wird ſich dieſelbe, wenn ſie genügend ſtark iſt, nur um einen kleinen Bruchteil ihrer Länge ausdehnen; ſoll ſie ſich noch mehr ver- längern, ſo muß ein neues Gewicht hinzukommen u. ſ. w. Wenn man einen Zeiger feſt mit der Skala ver- bindet, ſo kann man neben demſelben auf einer Skala Marken anbringen, auf welche er weiſt, wenn die Feder mit ein, zwei u. ſ. w. Kilogramm belaſtet iſt. Fig. 17 zeigt eine ſolche Wage, bei der die Feder zuſammen gedrückt wird. Auch als Zugkraftmeſſer namentlich für Dampfmaſchinen finden dieſe Federn vielfach Verwendung. Alle Federwagen aber haben den Nachteil, daß die Federn, wenn ſie häufig gebraucht werden, allmählich in ihrer Spannung nachlaſſen und ſchlaffer werden. Ebenfalls zu den Wagen rechnet man ein Inſtrument, welches dazu dient, Dichten zu beſtimmen, das Aräometer oder die Senkwage. Dieſelbe beruht auf hydroſtatiſchen Prinzipien. Jeder Körper verliert in einer Flüſſigkeit ſoviel an Gewicht, als das Volumen der von ihm verdrängten Flüſſigkeitsmenge wiegt, oder anders ausgedrückt: ein in eine Flüſſigkeit getauchter Körper wird mit einer Kraft emporgehoben, welche dem Gewicht der Flüſſigkeits- menge gleich iſt, welche durch den eingetauchten Teil des Körpers

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/40>, abgerufen am 25.04.2024.