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Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896.

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Die Erfindung der Maße und Gewichte.
welche sich der Balken dreht, sowie eine Endschneide, auf welcher die für
die Last bestimmte Schale aufsitzt, fest eingelassen sind; der Hebelarm,
an welchem die Last hängt, ist also unveränderlich, auf dem eingeteilten
zweiten Arme läßt sich ein Gewicht verschieben. Ist der rechte Arm CE,
Fig. 15, ein Zehntel des linken, und ist der zehnmal so lange linke
Arm in 10 Teile geteilt, so kann man durch Anhängen eines 1 kg Stückes
[Abbildung] Fig. 15.

Schnellwage.

an D Lasten von 1 bis 10 Kilogramm Schwere wägen. Ist die Last
größer, so wählt man G 10 kg schwer, und kann dann durch Ver-
schieben von D mit G Lasten bis 100 kg abwägen. Die einzelnen
Zehntel des linken Armes sind meist noch in Unterabschnitte geteilt,
so daß man auch kleinere Gewichte noch ablesen kann. Ist der
Abstand zwischen zwei Hauptstrichen z. B. abermals in 10 Abschnitte
geteilt, und mußte man D bis zum 7. Strich hinter dem 4. Hauptstrich
schieben, bis Gleichgewicht vorhanden ist, so würde die Last unter
der Voraussetzung, daß G gleich 1 kg, alsdann 4,7 kg wiegen; wäre
G = 10 kg, so wöge sie 47 Kilogramm. Bei vielen Wagen, wie auch
bei Fig. 15, ist noch ein zweiter Unterstützungspunkt C vorhanden. In
E ist eine Doppelschneide, eine nach oben, die andere nach unten ge-
richtet; man kehrt den ganzen Balken um, hängt die Schale wieder
an und hängt die Wage an dem zweiten, E näheren Punkt C auf.
Dadurch ist das Hebelverhältnis geändert; war vorher der linke Arm
10 mal so lang wie der rechte, so wird er jetzt meist 20 mal so lang
sein. Der Balken trägt auf der anderen Seite ebenfalls noch eine
zweite Teilung, und man kann nunmehr mit 1 kg Gewicht 20 kg Last
wägen. Mit diesen Einrichtungen ist die Schnellwage ein außerordentlich
bequemes Hilfsmittel zum Abwägen von Lasten innerhalb sehr weiter
Grenzen der Schwere. Schnellwagen aus Elfenbeinstäbchen hatten
übrigens schon die alten Chinesen. Jüngeren Datums sind eine zweite
Klasse ungleicharmiger Wagen, bei denen im Gegensatz zu den eben be-

Die Erfindung der Maße und Gewichte.
welche ſich der Balken dreht, ſowie eine Endſchneide, auf welcher die für
die Laſt beſtimmte Schale aufſitzt, feſt eingelaſſen ſind; der Hebelarm,
an welchem die Laſt hängt, iſt alſo unveränderlich, auf dem eingeteilten
zweiten Arme läßt ſich ein Gewicht verſchieben. Iſt der rechte Arm CE,
Fig. 15, ein Zehntel des linken, und iſt der zehnmal ſo lange linke
Arm in 10 Teile geteilt, ſo kann man durch Anhängen eines 1 kg Stückes
[Abbildung] Fig. 15.

Schnellwage.

an D Laſten von 1 bis 10 Kilogramm Schwere wägen. Iſt die Laſt
größer, ſo wählt man G 10 kg ſchwer, und kann dann durch Ver-
ſchieben von D mit G Laſten bis 100 kg abwägen. Die einzelnen
Zehntel des linken Armes ſind meiſt noch in Unterabſchnitte geteilt,
ſo daß man auch kleinere Gewichte noch ableſen kann. Iſt der
Abſtand zwiſchen zwei Hauptſtrichen z. B. abermals in 10 Abſchnitte
geteilt, und mußte man D bis zum 7. Strich hinter dem 4. Hauptſtrich
ſchieben, bis Gleichgewicht vorhanden iſt, ſo würde die Laſt unter
der Vorausſetzung, daß G gleich 1 kg, alsdann 4,7 kg wiegen; wäre
G = 10 kg, ſo wöge ſie 47 Kilogramm. Bei vielen Wagen, wie auch
bei Fig. 15, iſt noch ein zweiter Unterſtützungspunkt C vorhanden. In
E iſt eine Doppelſchneide, eine nach oben, die andere nach unten ge-
richtet; man kehrt den ganzen Balken um, hängt die Schale wieder
an und hängt die Wage an dem zweiten, E näheren Punkt C auf.
Dadurch iſt das Hebelverhältnis geändert; war vorher der linke Arm
10 mal ſo lang wie der rechte, ſo wird er jetzt meiſt 20 mal ſo lang
ſein. Der Balken trägt auf der anderen Seite ebenfalls noch eine
zweite Teilung, und man kann nunmehr mit 1 kg Gewicht 20 kg Laſt
wägen. Mit dieſen Einrichtungen iſt die Schnellwage ein außerordentlich
bequemes Hilfsmittel zum Abwägen von Laſten innerhalb ſehr weiter
Grenzen der Schwere. Schnellwagen aus Elfenbeinſtäbchen hatten
übrigens ſchon die alten Chineſen. Jüngeren Datums ſind eine zweite
Klaſſe ungleicharmiger Wagen, bei denen im Gegenſatz zu den eben be-

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[20/0038] Die Erfindung der Maße und Gewichte. welche ſich der Balken dreht, ſowie eine Endſchneide, auf welcher die für die Laſt beſtimmte Schale aufſitzt, feſt eingelaſſen ſind; der Hebelarm, an welchem die Laſt hängt, iſt alſo unveränderlich, auf dem eingeteilten zweiten Arme läßt ſich ein Gewicht verſchieben. Iſt der rechte Arm CE, Fig. 15, ein Zehntel des linken, und iſt der zehnmal ſo lange linke Arm in 10 Teile geteilt, ſo kann man durch Anhängen eines 1 kg Stückes [Abbildung Fig. 15. Schnellwage.] an D Laſten von 1 bis 10 Kilogramm Schwere wägen. Iſt die Laſt größer, ſo wählt man G 10 kg ſchwer, und kann dann durch Ver- ſchieben von D mit G Laſten bis 100 kg abwägen. Die einzelnen Zehntel des linken Armes ſind meiſt noch in Unterabſchnitte geteilt, ſo daß man auch kleinere Gewichte noch ableſen kann. Iſt der Abſtand zwiſchen zwei Hauptſtrichen z. B. abermals in 10 Abſchnitte geteilt, und mußte man D bis zum 7. Strich hinter dem 4. Hauptſtrich ſchieben, bis Gleichgewicht vorhanden iſt, ſo würde die Laſt unter der Vorausſetzung, daß G gleich 1 kg, alsdann 4,7 kg wiegen; wäre G = 10 kg, ſo wöge ſie 47 Kilogramm. Bei vielen Wagen, wie auch bei Fig. 15, iſt noch ein zweiter Unterſtützungspunkt C vorhanden. In E iſt eine Doppelſchneide, eine nach oben, die andere nach unten ge- richtet; man kehrt den ganzen Balken um, hängt die Schale wieder an und hängt die Wage an dem zweiten, E näheren Punkt C auf. Dadurch iſt das Hebelverhältnis geändert; war vorher der linke Arm 10 mal ſo lang wie der rechte, ſo wird er jetzt meiſt 20 mal ſo lang ſein. Der Balken trägt auf der anderen Seite ebenfalls noch eine zweite Teilung, und man kann nunmehr mit 1 kg Gewicht 20 kg Laſt wägen. Mit dieſen Einrichtungen iſt die Schnellwage ein außerordentlich bequemes Hilfsmittel zum Abwägen von Laſten innerhalb ſehr weiter Grenzen der Schwere. Schnellwagen aus Elfenbeinſtäbchen hatten übrigens ſchon die alten Chineſen. Jüngeren Datums ſind eine zweite Klaſſe ungleicharmiger Wagen, bei denen im Gegenſatz zu den eben be-

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Zitationshilfe: Samter, Heinrich: Das Reich der Erfindungen. Berlin, 1896, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/samter_erfindungen_1896/38>, abgerufen am 18.04.2024.