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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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erschöpfliche Quelle von Freuden diess sey,
und welchen Vorzug diese Verbindung vor
jeder andern, selbst der besten Freunde, habe;
ein Feuer in seinem Innern brennen fühlen,
ohne es vermögen zu naehren, oder auszu-
löschen; die Beraubung der Hofnung je den
süssen Vaternamen führen zu können -- o
diess Gefühl macht mich rasend -- bringt
Tod mit sich -- ich bin zu schwach die Em-
pfindung, die mein Inneres umwühlt, -- es
zerfleischt -- mit Worten auszudraucken.
Hier sind die Furien, die mit Schlangen den
Verbrecher ohne Aufhören peitschen, bis er
endlich gaenzlich ermattet, von niemanden
bedauert, von jederman verachtet, -- ach!
von keinem Kinde beweint, vor der Zeit sei-
ne befleckte Seele aushaucht, und seinen aus-
gemergelten Körper, als wahren Koth, der Er-
de wiedergiebt, der er nicht einmal einen gu-
ten Daunger verschaft, denn er verwesete
schon, ehe ihn die Seele verliess. Ich muss
hier abbrechen.

O Jüngling, der du dich diesem Laster er-
gabst, o könnt ich doch diess Bild dir leb-
haft vor Augen stellen! Betrachte es, und

kehre

erſchöpfliche Quelle von Freuden dieſs ſey,
und welchen Vorzug dieſe Verbindung vor
jeder andern, ſelbſt der beſten Freunde, habe;
ein Feuer in ſeinem Innern brennen fühlen,
ohne es vermögen zu næhren, oder auszu-
löſchen; die Beraubung der Hofnung je den
ſüſſen Vaternamen führen zu können — o
dieſs Gefühl macht mich raſend — bringt
Tod mit ſich — ich bin zu ſchwach die Em-
pfindung, die mein Inneres umwühlt, — es
zerfleiſcht — mit Worten auszudrûcken.
Hier ſind die Furien, die mit Schlangen den
Verbrecher ohne Aufhören peitſchen, bis er
endlich gænzlich ermattet, von niemanden
bedauert, von jederman verachtet, — ach!
von keinem Kinde beweint, vor der Zeit ſei-
ne befleckte Seele aushaucht, und ſeinen aus-
gemergelten Körper, als wahren Koth, der Er-
de wiedergiebt, der er nicht einmal einen gu-
ten Dûnger verſchaft, denn er verweſete
ſchon, ehe ihn die Seele verlieſs. Ich muſs
hier abbrechen.

O Jüngling, der du dich dieſem Laſter er-
gabſt, o könnt ich doch dieſs Bild dir leb-
haft vor Augen ſtellen! Betrachte es, und

kehre
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[64/0074] erſchöpfliche Quelle von Freuden dieſs ſey, und welchen Vorzug dieſe Verbindung vor jeder andern, ſelbſt der beſten Freunde, habe; ein Feuer in ſeinem Innern brennen fühlen, ohne es vermögen zu næhren, oder auszu- löſchen; die Beraubung der Hofnung je den ſüſſen Vaternamen führen zu können — o dieſs Gefühl macht mich raſend — bringt Tod mit ſich — ich bin zu ſchwach die Em- pfindung, die mein Inneres umwühlt, — es zerfleiſcht — mit Worten auszudrûcken. Hier ſind die Furien, die mit Schlangen den Verbrecher ohne Aufhören peitſchen, bis er endlich gænzlich ermattet, von niemanden bedauert, von jederman verachtet, — ach! von keinem Kinde beweint, vor der Zeit ſei- ne befleckte Seele aushaucht, und ſeinen aus- gemergelten Körper, als wahren Koth, der Er- de wiedergiebt, der er nicht einmal einen gu- ten Dûnger verſchaft, denn er verweſete ſchon, ehe ihn die Seele verlieſs. Ich muſs hier abbrechen. O Jüngling, der du dich dieſem Laſter er- gabſt, o könnt ich doch dieſs Bild dir leb- haft vor Augen ſtellen! Betrachte es, und kehre

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/74>, abgerufen am 28.03.2024.