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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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werden, so muss dieses nothwendig Kraft-
losigkeit zum Handeln, Mangel an Auf-
strebung nach sich ziehen, den Menschen
untüchtig machen, sich über das Alltaegliche
zu erheben, und etwas zu unternehmen, des-
sen Ausführung Muth und etwas ungewöhn-
liche Anstrengung erfordert. Da, wo ein
anderer handelt, wird ein solcher Geschwaech-
ter dulden, und bey Vorfaellen, die alle Kraef-
te des Ungeschwaechten in Thaetigkeit setzen,
wird ein solcher lamentiren. Castration
schwaecht allemal den Muth, und die unna-
türliche Entziehung der edelsten Saefte, zumal
wenn sie zur Fertigkeit geworden ist, ist
wahre Castration.

Da es freylich ungleiche Differenzen
giebt, wenn gleiche Grössen von ungleichen
abgezogen werden, so muss auch diese trau-
rige Wirkung mehr oder weniger sichtbar
seyn, je weniger oder je mehr der Ge-
schwaechte Kraefte zuzusetzen hat. Die naem-
liche Fertigkeit, die den Schwachen ganz
nerven- und muthlos macht, kann einem

andern,
(D 2)

werden, ſo muſs dieſes nothwendig Kraft-
loſigkeit zum Handeln, Mangel an Auf-
ſtrebung nach ſich ziehen, den Menſchen
untüchtig machen, ſich über das Alltægliche
zu erheben, und etwas zu unternehmen, deſ-
ſen Ausführung Muth und etwas ungewöhn-
liche Anſtrengung erfordert. Da, wo ein
anderer handelt, wird ein ſolcher Geſchwæch-
ter dulden, und bey Vorfællen, die alle Kræf-
te des Ungeſchwæchten in Thætigkeit ſetzen,
wird ein ſolcher lamentiren. Caſtration
ſchwæcht allemal den Muth, und die unna-
türliche Entziehung der edelſten Sæfte, zumal
wenn ſie zur Fertigkeit geworden iſt, iſt
wahre Caſtration.

Da es freylich ungleiche Differenzen
giebt, wenn gleiche Gröſſen von ungleichen
abgezogen werden, ſo muſs auch dieſe trau-
rige Wirkung mehr oder weniger ſichtbar
ſeyn, je weniger oder je mehr der Ge-
ſchwæchte Kræfte zuzuſetzen hat. Die næm-
liche Fertigkeit, die den Schwachen ganz
nerven- und muthlos macht, kann einem

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(D 2)
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[51/0061] werden, ſo muſs dieſes nothwendig Kraft- loſigkeit zum Handeln, Mangel an Auf- ſtrebung nach ſich ziehen, den Menſchen untüchtig machen, ſich über das Alltægliche zu erheben, und etwas zu unternehmen, deſ- ſen Ausführung Muth und etwas ungewöhn- liche Anſtrengung erfordert. Da, wo ein anderer handelt, wird ein ſolcher Geſchwæch- ter dulden, und bey Vorfællen, die alle Kræf- te des Ungeſchwæchten in Thætigkeit ſetzen, wird ein ſolcher lamentiren. Caſtration ſchwæcht allemal den Muth, und die unna- türliche Entziehung der edelſten Sæfte, zumal wenn ſie zur Fertigkeit geworden iſt, iſt wahre Caſtration. Da es freylich ungleiche Differenzen giebt, wenn gleiche Gröſſen von ungleichen abgezogen werden, ſo muſs auch dieſe trau- rige Wirkung mehr oder weniger ſichtbar ſeyn, je weniger oder je mehr der Ge- ſchwæchte Kræfte zuzuſetzen hat. Die næm- liche Fertigkeit, die den Schwachen ganz nerven- und muthlos macht, kann einem andern, (D 2)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/61>, abgerufen am 19.04.2024.