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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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aufgelegt! daher finden wir, dass diese Sün-
de mit den Verirrungen des menschlichen
Verstandes gemeiniglich parallel gehe. Sie
raste ohne Zweifel am staerksten, da das
Mönchs- und Nonnenwesen auf kam. Es kann
ja nicht anders seyn. -- Wir bemerken aber
auch, dass die grössten Tollheiten des
menschlichen Verstandes in diesen Zeitpunkt
fallen.

Auch in unsern Tagen haben diese
Sünden leider um sich gegriffen, aber eben
so die Rasereyen des menschlichen Ver-
standes. Zu eben der Zeit, da von allen
Orten her Klagen erschallen, dass fast die
ganze Jugend von diesen heimlichen Sünden
angestecket sey, laufen auch Nachrichten ein,
dass man sich bemühe Geister zu beschwö-
ren, und durch gewisse Ceremonien die See-
len der Verstorbenen und der Lebendigen
herbeyzubringen. Welche Tollheit! Wie
kann ich sie mir anders erklaeren, als dass
das Gehirn auf eine unnatürliche Art müsse
seyn zerrüttet worden?

Es
(Von heimlichen Sünden.) (D)

aufgelegt! daher finden wir, daſs dieſe Sün-
de mit den Verirrungen des menſchlichen
Verſtandes gemeiniglich parallel gehe. Sie
raſte ohne Zweifel am ſtærkſten, da das
Mönchs- und Nonnenweſen auf kam. Es kann
ja nicht anders ſeyn. — Wir bemerken aber
auch, daſs die gröſsten Tollheiten des
menſchlichen Verſtandes in dieſen Zeitpunkt
fallen.

Auch in unſern Tagen haben dieſe
Sünden leider um ſich gegriffen, aber eben
ſo die Raſereyen des menſchlichen Ver-
ſtandes. Zu eben der Zeit, da von allen
Orten her Klagen erſchallen, daſs faſt die
ganze Jugend von dieſen heimlichen Sünden
angeſtecket ſey, laufen auch Nachrichten ein,
daſs man ſich bemühe Geiſter zu beſchwö-
ren, und durch gewiſſe Ceremonien die See-
len der Verſtorbenen und der Lebendigen
herbeyzubringen. Welche Tollheit! Wie
kann ich ſie mir anders erklæren, als daſs
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[49/0059] aufgelegt! daher finden wir, daſs dieſe Sün- de mit den Verirrungen des menſchlichen Verſtandes gemeiniglich parallel gehe. Sie raſte ohne Zweifel am ſtærkſten, da das Mönchs- und Nonnenweſen auf kam. Es kann ja nicht anders ſeyn. — Wir bemerken aber auch, daſs die gröſsten Tollheiten des menſchlichen Verſtandes in dieſen Zeitpunkt fallen. Auch in unſern Tagen haben dieſe Sünden leider um ſich gegriffen, aber eben ſo die Raſereyen des menſchlichen Ver- ſtandes. Zu eben der Zeit, da von allen Orten her Klagen erſchallen, daſs faſt die ganze Jugend von dieſen heimlichen Sünden angeſtecket ſey, laufen auch Nachrichten ein, daſs man ſich bemühe Geiſter zu beſchwö- ren, und durch gewiſſe Ceremonien die See- len der Verſtorbenen und der Lebendigen herbeyzubringen. Welche Tollheit! Wie kann ich ſie mir anders erklæren, als daſs das Gehirn auf eine unnatürliche Art müſſe ſeyn zerrüttet worden? Es (Von heimlichen Sünden.) (D)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/59>, abgerufen am 18.04.2024.