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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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Diejenigen müssen, also von den man-
nichfaltigen Gefahren, denen die Unschuld
der Kinder ausgesetzt ist, nicht gut unter-
richtet seyn, die von einem Manne verlan-
gen, dass er der einzige Erzieher mehrerer
Kinder seyn soll, da es beynahe die mensch-
lichen Kraefte übersteigt, seine ganze Auf-
merksamkeit, vom Morgen bis zum Abend,
auf einen Gegenstand zu richten, oder die
ganz sorgloss ihre Kinder und Zöglinge,
Stundenlang, ohne Aufsicht lassen.

Man wird zwar dagegen verschiedenes
einwenden, das aber doch, wie ich glaube,
nicht so erheblich ist, dass es mich zur Ab-
aenderung meiner Meynung bewegen könnte.

Die Kinder, wird man sagen, werden
durch die bestaendige Beobachtung scheu ge-
macht, und zur Heucheley gewöhnt wer-
den.

Diess sind freylich unangenehme Eigen-

schaften,

Diejenigen müſſen, alſo von den man-
nichfaltigen Gefahren, denen die Unſchuld
der Kinder ausgeſetzt iſt, nicht gut unter-
richtet ſeyn, die von einem Manne verlan-
gen, daſs er der einzige Erzieher mehrerer
Kinder ſeyn ſoll, da es beynahe die menſch-
lichen Kræfte überſteigt, ſeine ganze Auf-
merkſamkeit, vom Morgen bis zum Abend,
auf einen Gegenſtand zu richten, oder die
ganz ſorgloſs ihre Kinder und Zöglinge,
Stundenlang, ohne Aufſicht laſſen.

Man wird zwar dagegen verſchiedenes
einwenden, das aber doch, wie ich glaube,
nicht ſo erheblich iſt, daſs es mich zur Ab-
ænderung meiner Meynung bewegen könnte.

Die Kinder, wird man ſagen, werden
durch die beſtændige Beobachtung ſcheu ge-
macht, und zur Heucheley gewöhnt wer-
den.

Dieſs ſind freylich unangenehme Eigen-

ſchaften,
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[238/0248] Diejenigen müſſen, alſo von den man- nichfaltigen Gefahren, denen die Unſchuld der Kinder ausgeſetzt iſt, nicht gut unter- richtet ſeyn, die von einem Manne verlan- gen, daſs er der einzige Erzieher mehrerer Kinder ſeyn ſoll, da es beynahe die menſch- lichen Kræfte überſteigt, ſeine ganze Auf- merkſamkeit, vom Morgen bis zum Abend, auf einen Gegenſtand zu richten, oder die ganz ſorgloſs ihre Kinder und Zöglinge, Stundenlang, ohne Aufſicht laſſen. Man wird zwar dagegen verſchiedenes einwenden, das aber doch, wie ich glaube, nicht ſo erheblich iſt, daſs es mich zur Ab- ænderung meiner Meynung bewegen könnte. Die Kinder, wird man ſagen, werden durch die beſtændige Beobachtung ſcheu ge- macht, und zur Heucheley gewöhnt wer- den. Dieſs ſind freylich unangenehme Eigen- ſchaften,

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/248>, abgerufen am 24.04.2024.