Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

auf sehen, dass kein Schüler sich in den Man-
tel einwickeln dürfe, sondern ihn frey von
den Schultern herabhaengen liesse, damit der
Vorderleib unbedeckt bleibe,

Zweytens ist es auch eine Gelegenheit,
wenn die Lehrer mehrern Schülern zugleich
erlauben, sich aus der Classe zu entfernen,
um sich der natürlichen Nothdurft zu entle-
digen. Sie versammeln sich alsdann auf dem
Abtritte, und übt einer an dem andern das
Laster aus.

Die dritte Gelegenheit ist das Beysammen-
schlafen mehrerer Jünglinge auf der Schule.
Es lehrt es einer den andern; die aeltern den
jüngern, und so wird es auf der ganzen Schu-
le ausgebreitet.

Ueberhaupt ist mir die Sorglosigkeit der
Lehrer auf der Schule in diesem Punkte sehr
befremdend vorgekommen. Die meisten
thun gar nicht, als ob sie diess Laster selbst
kennten, oder dass es auf der Schule ausgeübt
werden könne.

Anmer-
(O 4)

auf ſehen, daſs kein Schüler ſich in den Man-
tel einwickeln dürfe, ſondern ihn frey von
den Schultern herabhængen lieſse, damit der
Vorderleib unbedeckt bleibe,

Zweytens iſt es auch eine Gelegenheit,
wenn die Lehrer mehrern Schülern zugleich
erlauben, ſich aus der Claſſe zu entfernen,
um ſich der natürlichen Nothdurft zu entle-
digen. Sie verſammeln ſich alsdann auf dem
Abtritte, und übt einer an dem andern das
Laſter aus.

Die dritte Gelegenheit iſt das Beyſammen-
ſchlafen mehrerer Jünglinge auf der Schule.
Es lehrt es einer den andern; die æltern den
jüngern, und ſo wird es auf der ganzen Schu-
le ausgebreitet.

Ueberhaupt iſt mir die Sorgloſigkeit der
Lehrer auf der Schule in dieſem Punkte ſehr
befremdend vorgekommen. Die meiſten
thun gar nicht, als ob ſie dieſs Laſter ſelbſt
kennten, oder daſs es auf der Schule ausgeübt
werden könne.

Anmer-
(O 4)
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0225" n="215"/>
auf &#x017F;ehen, da&#x017F;s kein Schüler &#x017F;ich in den Man-<lb/>
tel einwickeln dürfe, &#x017F;ondern ihn frey von<lb/>
den Schultern herabhængen lie&#x017F;se, damit der<lb/>
Vorderleib unbedeckt bleibe,</p><lb/>
            <p>Zweytens i&#x017F;t es auch eine Gelegenheit,<lb/>
wenn die Lehrer mehrern Schülern zugleich<lb/>
erlauben, &#x017F;ich aus der Cla&#x017F;&#x017F;e zu entfernen,<lb/>
um &#x017F;ich der natürlichen Nothdurft zu entle-<lb/>
digen. Sie ver&#x017F;ammeln &#x017F;ich alsdann auf dem<lb/>
Abtritte, und übt einer an dem andern das<lb/>
La&#x017F;ter aus.</p><lb/>
            <p>Die dritte Gelegenheit i&#x017F;t das Bey&#x017F;ammen-<lb/>
&#x017F;chlafen mehrerer Jünglinge auf der Schule.<lb/>
Es lehrt es einer den andern; die æltern den<lb/>
jüngern, und &#x017F;o wird es auf der ganzen Schu-<lb/>
le ausgebreitet.</p><lb/>
            <p>Ueberhaupt i&#x017F;t mir die Sorglo&#x017F;igkeit der<lb/>
Lehrer auf der Schule in die&#x017F;em Punkte &#x017F;ehr<lb/>
befremdend vorgekommen. Die mei&#x017F;ten<lb/>
thun gar nicht, als ob &#x017F;ie die&#x017F;s La&#x017F;ter &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
kennten, oder da&#x017F;s es auf der Schule ausgeübt<lb/>
werden könne.</p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">(O 4)</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#i">Anmer-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0225] auf ſehen, daſs kein Schüler ſich in den Man- tel einwickeln dürfe, ſondern ihn frey von den Schultern herabhængen lieſse, damit der Vorderleib unbedeckt bleibe, Zweytens iſt es auch eine Gelegenheit, wenn die Lehrer mehrern Schülern zugleich erlauben, ſich aus der Claſſe zu entfernen, um ſich der natürlichen Nothdurft zu entle- digen. Sie verſammeln ſich alsdann auf dem Abtritte, und übt einer an dem andern das Laſter aus. Die dritte Gelegenheit iſt das Beyſammen- ſchlafen mehrerer Jünglinge auf der Schule. Es lehrt es einer den andern; die æltern den jüngern, und ſo wird es auf der ganzen Schu- le ausgebreitet. Ueberhaupt iſt mir die Sorgloſigkeit der Lehrer auf der Schule in dieſem Punkte ſehr befremdend vorgekommen. Die meiſten thun gar nicht, als ob ſie dieſs Laſter ſelbſt kennten, oder daſs es auf der Schule ausgeübt werden könne. Anmer- (O 4)

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/225
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/225>, abgerufen am 19.04.2024.