Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

wiederholte Ausübung desselben. Doch setz-
ten mich die Vorwürfe meines Gewissens,
und ein Ueberrest von Schamhaftigkeit (den
ich zu meinem Glück nie gaenzlich habe ver-
tilgen können) öfters in eine beaengstigende
Unruhe: und es mag nun aus diesem Grunde,
oder meines Alters wegen, geschehen seyn,
welches das schaendliche Vergnügen bey die-
ser unnatürlichen Wollust noch nicht völlig
empfinden konnte, kurz, ich unterliess diese
abscheuliche Gewohnheit wieder, bis in
mein vierzehntes Jahr. Doch hier öfnete sich
für mich eine neue Quelle von Elend.

IV.

Wir betasteten einander, und da wir
ganz ohne Zeugen waren, so setzten
wir es so lange fort, bis sich bey beyden
beynahe zugleich, die Natur ergoss, und wir
einander halb ohnmaechtig in die Arme fielen.
Einige Tage darauf philosophirten wir mit
einander über diesen Vorgang, es endigte sich
aber dieser, und alle folgende Discourse über
diese Materie immer damit, dass wir es wie-
derhohlten, und das immer öfterer und öf-

terer,

wiederholte Ausübung deſſelben. Doch ſetz-
ten mich die Vorwürfe meines Gewiſſens,
und ein Ueberreſt von Schamhaftigkeit (den
ich zu meinem Glück nie gænzlich habe ver-
tilgen können) öfters in eine beængſtigende
Unruhe: und es mag nun aus dieſem Grunde,
oder meines Alters wegen, geſchehen ſeyn,
welches das ſchændliche Vergnügen bey die-
ſer unnatürlichen Wolluſt noch nicht völlig
empfinden konnte, kurz, ich unterlieſs dieſe
abſcheuliche Gewohnheit wieder, bis in
mein vierzehntes Jahr. Doch hier öfnete ſich
für mich eine neue Quelle von Elend.

IV.

Wir betaſteten einander, und da wir
ganz ohne Zeugen waren, ſo ſetzten
wir es ſo lange fort, bis ſich bey beyden
beynahe zugleich, die Natur ergoſs, und wir
einander halb ohnmæchtig in die Arme fielen.
Einige Tage darauf philoſophirten wir mit
einander über dieſen Vorgang, es endigte ſich
aber dieſer, und alle folgende Diſcourſe über
dieſe Materie immer damit, daſs wir es wie-
derhohlten, und das immer öfterer und öf-

terer,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0192" n="182"/>
wiederholte Ausübung de&#x017F;&#x017F;elben. Doch &#x017F;etz-<lb/>
ten mich die Vorwürfe meines Gewi&#x017F;&#x017F;ens,<lb/>
und ein Ueberre&#x017F;t von Schamhaftigkeit (den<lb/>
ich zu meinem Glück nie gænzlich habe ver-<lb/>
tilgen können) öfters in eine beæng&#x017F;tigende<lb/>
Unruhe: und es mag nun aus die&#x017F;em Grunde,<lb/>
oder meines Alters wegen, ge&#x017F;chehen &#x017F;eyn,<lb/>
welches das &#x017F;chændliche Vergnügen bey die-<lb/>
&#x017F;er unnatürlichen Wollu&#x017F;t noch nicht völlig<lb/>
empfinden konnte, kurz, ich unterlie&#x017F;s die&#x017F;e<lb/>
ab&#x017F;cheuliche Gewohnheit wieder, bis in<lb/>
mein vierzehntes Jahr. Doch hier öfnete &#x017F;ich<lb/>
für mich eine neue Quelle von Elend.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">IV.</hi> </hi> </head><lb/>
            <p>Wir beta&#x017F;teten einander, und da wir<lb/>
ganz ohne Zeugen waren, &#x017F;o &#x017F;etzten<lb/>
wir es &#x017F;o lange fort, bis &#x017F;ich bey beyden<lb/>
beynahe zugleich, die Natur ergo&#x017F;s, und wir<lb/>
einander halb ohnmæchtig in die Arme fielen.<lb/>
Einige Tage darauf philo&#x017F;ophirten wir mit<lb/>
einander über die&#x017F;en Vorgang, es endigte &#x017F;ich<lb/>
aber die&#x017F;er, und alle folgende Di&#x017F;cour&#x017F;e über<lb/>
die&#x017F;e Materie immer damit, da&#x017F;s wir es wie-<lb/>
derhohlten, und das immer öfterer und öf-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">terer,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[182/0192] wiederholte Ausübung deſſelben. Doch ſetz- ten mich die Vorwürfe meines Gewiſſens, und ein Ueberreſt von Schamhaftigkeit (den ich zu meinem Glück nie gænzlich habe ver- tilgen können) öfters in eine beængſtigende Unruhe: und es mag nun aus dieſem Grunde, oder meines Alters wegen, geſchehen ſeyn, welches das ſchændliche Vergnügen bey die- ſer unnatürlichen Wolluſt noch nicht völlig empfinden konnte, kurz, ich unterlieſs dieſe abſcheuliche Gewohnheit wieder, bis in mein vierzehntes Jahr. Doch hier öfnete ſich für mich eine neue Quelle von Elend. IV. Wir betaſteten einander, und da wir ganz ohne Zeugen waren, ſo ſetzten wir es ſo lange fort, bis ſich bey beyden beynahe zugleich, die Natur ergoſs, und wir einander halb ohnmæchtig in die Arme fielen. Einige Tage darauf philoſophirten wir mit einander über dieſen Vorgang, es endigte ſich aber dieſer, und alle folgende Diſcourſe über dieſe Materie immer damit, daſs wir es wie- derhohlten, und das immer öfterer und öf- terer,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/192
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/192>, abgerufen am 25.04.2024.