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Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

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aus elendem Schulgeschwaetze und jaemmer-
licher Polemick; und konnte keinen Men-
schen vernünftiger, weiser, tugendhafter und
glückseliger machen. Der Rektor, besinne
ich mich, sahe es einigemal selbst: so unge-
scheut und öffentlich wurde es getrieben;
aber, anstatt nachzudenken, wie dieses einge-
rissene Uebel gründlich zu heben sey, anstatt
die Schüler von der Schaedlichkeit und den
schrecklichen Folgen dieser Ausschweifung
auberzeugend zu unterrichten, und sie dadurch
davon abzubringen, fieng er an, ihnen den
Fluch zu geben, und ihnen Gottes ewige
Strafen im Pfuhle der Hölle und der Gesell-
schaft der Teufel anzukündigen, darum dass
sie die Schule, diesen Tempel des h. Geistes,
so entweiheten. Ausser der Schule also, dach-
ten wir, wird es wohl erlaubt seyn. Von
den natürlichen, unausbleiblichen, Folgen die-
ses schaendlichen Verbrechens sagte er kein
Wort. Die Androhung zukünftiger Strafen
aber rührte diese sinnliehe Menschen nicht;
und von dem Elende, das sich schon der
Sünder in diesem Leben unausbleiblich zu-
zieht, hörten und wusten sie nichts. Sie
trieben es also nach wie vor.

Und
(A 5)

aus elendem Schulgeſchwætze und jæmmer-
licher Polemick; und konnte keinen Men-
ſchen vernünftiger, weiſer, tugendhafter und
glückſeliger machen. Der Rektor, beſinne
ich mich, ſahe es einigemal ſelbſt: ſo unge-
ſcheut und öffentlich wurde es getrieben;
aber, anſtatt nachzudenken, wie dieſes einge-
riſsene Uebel gründlich zu heben ſey, anſtatt
die Schüler von der Schædlichkeit und den
ſchrecklichen Folgen dieſer Ausſchweifung
ûberzeugend zu unterrichten, und ſie dadurch
davon abzubringen, fieng er an, ihnen den
Fluch zu geben, und ihnen Gottes ewige
Strafen im Pfuhle der Hölle und der Geſell-
ſchaft der Teufel anzukündigen, darum daſs
ſie die Schule, dieſen Tempel des h. Geiſtes,
ſo entweiheten. Auſſer der Schule alſo, dach-
ten wir, wird es wohl erlaubt ſeyn. Von
den natürlichen, unausbleiblichen, Folgen die-
ſes ſchændlichen Verbrechens ſagte er kein
Wort. Die Androhung zukünftiger Strafen
aber rührte dieſe ſinnliehe Menſchen nicht;
und von dem Elende, das ſich ſchon der
Sünder in dieſem Leben unausbleiblich zu-
zieht, hörten und wuſten ſie nichts. Sie
trieben es alſo nach wie vor.

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(A 5)
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[9/0019] aus elendem Schulgeſchwætze und jæmmer- licher Polemick; und konnte keinen Men- ſchen vernünftiger, weiſer, tugendhafter und glückſeliger machen. Der Rektor, beſinne ich mich, ſahe es einigemal ſelbſt: ſo unge- ſcheut und öffentlich wurde es getrieben; aber, anſtatt nachzudenken, wie dieſes einge- riſsene Uebel gründlich zu heben ſey, anſtatt die Schüler von der Schædlichkeit und den ſchrecklichen Folgen dieſer Ausſchweifung ûberzeugend zu unterrichten, und ſie dadurch davon abzubringen, fieng er an, ihnen den Fluch zu geben, und ihnen Gottes ewige Strafen im Pfuhle der Hölle und der Geſell- ſchaft der Teufel anzukündigen, darum daſs ſie die Schule, dieſen Tempel des h. Geiſtes, ſo entweiheten. Auſſer der Schule alſo, dach- ten wir, wird es wohl erlaubt ſeyn. Von den natürlichen, unausbleiblichen, Folgen die- ſes ſchændlichen Verbrechens ſagte er kein Wort. Die Androhung zukünftiger Strafen aber rührte dieſe ſinnliehe Menſchen nicht; und von dem Elende, das ſich ſchon der Sünder in dieſem Leben unausbleiblich zu- zieht, hörten und wuſten ſie nichts. Sie trieben es alſo nach wie vor. Und (A 5)

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Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/19>, abgerufen am 19.04.2024.