Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

Grundlage darzu gelegt. Er habe in der Nae-
he von der Schlafkammer seiner Eltern ge-
schlafen. Sehr ofte habe er in der Nacht ein
Lachen und liebkosendes Aechzen und zaert-
liche Laute gehört. Anfangs habe er sein
Ohr nur an die Wand gelegt und zugehört;
nachmals sey er neugieriger geworden, und
habe sich heimlich an die Kammerthüre seiner
Eltern geschlichen, auch wohl durchs Schlüs-
selloch, da seine Eltern ein Licht brennen las-
sen, geguckt. In dieser Stellung, die er ge-
nommen, und bey dem, was er gehört und
gesehen, sey er so erhitzt worden, dass er in
der Folge der Zeit, bey der Gelegenheit, sich
selber gereizet. Damals sey er etwa 12 bis
13 Jahre alt gewesen.

Da man nicht viele Gelegenheit haben
wird, eine aufrichtige und ungeheuchelte Er-
zaehlung von dem Ursprunge dieser Vergehung
zu vernehmen, so muss ein einziges solches
Exempel uns zu mehrerer Betrachtung leiten.
Wie ofte schlafen Eltern und Kinder in einer
Kammer. Eltern glauben oft die Kinder
schlafen, da sie vielleicht noch munter sind,
und die kleinste Bewegung ihrer Eltern hö-
ren. Auch schallt der geringste Laut deutlich

in

Grundlage darzu gelegt. Er habe in der Næ-
he von der Schlafkammer ſeiner Eltern ge-
ſchlafen. Sehr ofte habe er in der Nacht ein
Lachen und liebkoſendes Aechzen und zært-
liche Laute gehört. Anfangs habe er ſein
Ohr nur an die Wand gelegt und zugehört;
nachmals ſey er neugieriger geworden, und
habe ſich heimlich an die Kammerthüre ſeiner
Eltern geſchlichen, auch wohl durchs Schlüſ-
ſelloch, da ſeine Eltern ein Licht brennen laſ-
ſen, geguckt. In dieſer Stellung, die er ge-
nommen, und bey dem, was er gehört und
geſehen, ſey er ſo erhitzt worden, daſs er in
der Folge der Zeit, bey der Gelegenheit, ſich
ſelber gereizet. Damals ſey er etwa 12 bis
13 Jahre alt geweſen.

Da man nicht viele Gelegenheit haben
wird, eine aufrichtige und ungeheuchelte Er-
zæhlung von dem Urſprunge dieſer Vergehung
zu vernehmen, ſo muſs ein einziges ſolches
Exempel uns zu mehrerer Betrachtung leiten.
Wie ofte ſchlafen Eltern und Kinder in einer
Kammer. Eltern glauben oft die Kinder
ſchlafen, da ſie vielleicht noch munter ſind,
und die kleinſte Bewegung ihrer Eltern hö-
ren. Auch ſchallt der geringſte Laut deutlich

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0169" n="159"/>
Grundlage darzu gelegt. Er habe in der Næ-<lb/>
he von der Schlafkammer &#x017F;einer Eltern ge-<lb/>
&#x017F;chlafen. Sehr ofte habe er in der Nacht ein<lb/>
Lachen und liebko&#x017F;endes Aechzen und zært-<lb/>
liche Laute gehört. Anfangs habe er &#x017F;ein<lb/>
Ohr nur an die Wand gelegt und zugehört;<lb/>
nachmals &#x017F;ey er neugieriger geworden, und<lb/>
habe &#x017F;ich heimlich an die Kammerthüre &#x017F;einer<lb/>
Eltern ge&#x017F;chlichen, auch wohl durchs Schlü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elloch, da &#x017F;eine Eltern ein Licht brennen la&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, geguckt. In die&#x017F;er Stellung, die er ge-<lb/>
nommen, und bey dem, was er gehört und<lb/>
ge&#x017F;ehen, &#x017F;ey er &#x017F;o erhitzt worden, da&#x017F;s er in<lb/>
der Folge der Zeit, bey der Gelegenheit, &#x017F;ich<lb/>
&#x017F;elber gereizet. Damals &#x017F;ey er etwa 12 bis<lb/>
13 Jahre alt gewe&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Da man nicht viele Gelegenheit haben<lb/>
wird, eine aufrichtige und ungeheuchelte Er-<lb/>
zæhlung von dem Ur&#x017F;prunge die&#x017F;er Vergehung<lb/>
zu vernehmen, &#x017F;o mu&#x017F;s ein einziges &#x017F;olches<lb/>
Exempel uns zu mehrerer Betrachtung leiten.<lb/>
Wie ofte &#x017F;chlafen Eltern und Kinder in einer<lb/>
Kammer. Eltern glauben oft die Kinder<lb/>
&#x017F;chlafen, da &#x017F;ie vielleicht noch munter &#x017F;ind,<lb/>
und die klein&#x017F;te Bewegung ihrer Eltern hö-<lb/>
ren. Auch &#x017F;challt der gering&#x017F;te Laut deutlich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[159/0169] Grundlage darzu gelegt. Er habe in der Næ- he von der Schlafkammer ſeiner Eltern ge- ſchlafen. Sehr ofte habe er in der Nacht ein Lachen und liebkoſendes Aechzen und zært- liche Laute gehört. Anfangs habe er ſein Ohr nur an die Wand gelegt und zugehört; nachmals ſey er neugieriger geworden, und habe ſich heimlich an die Kammerthüre ſeiner Eltern geſchlichen, auch wohl durchs Schlüſ- ſelloch, da ſeine Eltern ein Licht brennen laſ- ſen, geguckt. In dieſer Stellung, die er ge- nommen, und bey dem, was er gehört und geſehen, ſey er ſo erhitzt worden, daſs er in der Folge der Zeit, bey der Gelegenheit, ſich ſelber gereizet. Damals ſey er etwa 12 bis 13 Jahre alt geweſen. Da man nicht viele Gelegenheit haben wird, eine aufrichtige und ungeheuchelte Er- zæhlung von dem Urſprunge dieſer Vergehung zu vernehmen, ſo muſs ein einziges ſolches Exempel uns zu mehrerer Betrachtung leiten. Wie ofte ſchlafen Eltern und Kinder in einer Kammer. Eltern glauben oft die Kinder ſchlafen, da ſie vielleicht noch munter ſind, und die kleinſte Bewegung ihrer Eltern hö- ren. Auch ſchallt der geringſte Laut deutlich in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/169
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/169>, abgerufen am 18.04.2024.