Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785.

Bild:
<< vorherige Seite

ley gute Grundsaetze beyzubringsn; aber die
Anwendung davon auf das Verhalten gegen
seinen Körper, und gewisse Theile desselben
zu machen, unterlaesst man, man erwartet sie
von dem Kinde selbst, und erwartet sie fast
immer vergeblich, weil die jugendliche Flat-
terhaftigkeit es zu ernstlichen Ueberlegun-
gen unfaehig macht. Daher kommt es, dass
die besten Grundsaetze nicht vermögend sind,
die Kinder gegen die heimlichen Sünden zu
schützen. Dass sie bey den besten Grund-
saetzen dieselben forttreiben können, ohne
darinne etwas unrechtmaesiges zu finden.
Diess habe ich im ersten Abschnitte hinlaeng-
lich bewiesen.

Itzo frage ich nur, was mag wohl die
Ursache davon seyn, dass man in Ansehung
der nöthigsten und heilsamsten Erinnerungen
so sehr zurückhaltend ist? dass man so nach-
drücklich vor Diebstahl, fast gar nicht aber
vor diesen Sünden warnt, da doch gewiss
die Reizungen zu denselben weit staerker als

zum

ley gute Grundſætze beyzubringsn; aber die
Anwendung davon auf das Verhalten gegen
ſeinen Körper, und gewiſſe Theile deſſelben
zu machen, unterlæſst man, man erwartet ſie
von dem Kinde ſelbſt, und erwartet ſie faſt
immer vergeblich, weil die jugendliche Flat-
terhaftigkeit es zu ernſtlichen Ueberlegun-
gen unfæhig macht. Daher kommt es, daſs
die beſten Grundſætze nicht vermögend ſind,
die Kinder gegen die heimlichen Sünden zu
ſchützen. Daſs ſie bey den beſten Grund-
ſætzen dieſelben forttreiben können, ohne
darinne etwas unrechtmæſiges zu finden.
Dieſs habe ich im erſten Abſchnitte hinlæng-
lich bewieſen.

Itzo frage ich nur, was mag wohl die
Urſache davon ſeyn, daſs man in Anſehung
der nöthigſten und heilſamſten Erinnerungen
ſo ſehr zurückhaltend iſt? daſs man ſo nach-
drücklich vor Diebſtahl, faſt gar nicht aber
vor dieſen Sünden warnt, da doch gewiſs
die Reizungen zu denſelben weit ſtærker als

zum
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0116" n="106"/>
ley gute Grund&#x017F;ætze beyzubringsn; aber die<lb/>
Anwendung davon auf das Verhalten gegen<lb/>
&#x017F;einen Körper, und gewi&#x017F;&#x017F;e Theile de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
zu machen, unterlæ&#x017F;st man, man erwartet &#x017F;ie<lb/>
von dem Kinde &#x017F;elb&#x017F;t, und erwartet &#x017F;ie fa&#x017F;t<lb/>
immer vergeblich, weil die jugendliche Flat-<lb/>
terhaftigkeit es zu ern&#x017F;tlichen Ueberlegun-<lb/>
gen unfæhig macht. Daher kommt es, da&#x017F;s<lb/>
die be&#x017F;ten Grund&#x017F;ætze nicht vermögend &#x017F;ind,<lb/>
die Kinder gegen die heimlichen Sünden zu<lb/>
&#x017F;chützen. Da&#x017F;s &#x017F;ie bey den be&#x017F;ten Grund-<lb/>
&#x017F;ætzen die&#x017F;elben forttreiben können, ohne<lb/>
darinne etwas unrechtmæ&#x017F;iges zu finden.<lb/>
Die&#x017F;s habe ich im er&#x017F;ten Ab&#x017F;chnitte hinlæng-<lb/>
lich bewie&#x017F;en.</p><lb/>
          <p>Itzo frage ich nur, was mag wohl die<lb/>
Ur&#x017F;ache davon &#x017F;eyn, da&#x017F;s man in An&#x017F;ehung<lb/>
der nöthig&#x017F;ten und heil&#x017F;am&#x017F;ten Erinnerungen<lb/>
&#x017F;o &#x017F;ehr zurückhaltend i&#x017F;t? da&#x017F;s man &#x017F;o nach-<lb/>
drücklich vor Dieb&#x017F;tahl, fa&#x017F;t gar nicht aber<lb/>
vor die&#x017F;en Sünden warnt, da doch gewi&#x017F;s<lb/>
die Reizungen zu den&#x017F;elben weit &#x017F;tærker als<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">zum</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0116] ley gute Grundſætze beyzubringsn; aber die Anwendung davon auf das Verhalten gegen ſeinen Körper, und gewiſſe Theile deſſelben zu machen, unterlæſst man, man erwartet ſie von dem Kinde ſelbſt, und erwartet ſie faſt immer vergeblich, weil die jugendliche Flat- terhaftigkeit es zu ernſtlichen Ueberlegun- gen unfæhig macht. Daher kommt es, daſs die beſten Grundſætze nicht vermögend ſind, die Kinder gegen die heimlichen Sünden zu ſchützen. Daſs ſie bey den beſten Grund- ſætzen dieſelben forttreiben können, ohne darinne etwas unrechtmæſiges zu finden. Dieſs habe ich im erſten Abſchnitte hinlæng- lich bewieſen. Itzo frage ich nur, was mag wohl die Urſache davon ſeyn, daſs man in Anſehung der nöthigſten und heilſamſten Erinnerungen ſo ſehr zurückhaltend iſt? daſs man ſo nach- drücklich vor Diebſtahl, faſt gar nicht aber vor dieſen Sünden warnt, da doch gewiſs die Reizungen zu denſelben weit ſtærker als zum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/116
Zitationshilfe: Salzmann, Christian Gotthilf: Ueber die heimlichen Sünden der Jugend. Leipzig, 1785, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/salzmann_suenden_1785/116>, abgerufen am 19.04.2024.