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Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875.

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Die deutschen und niederländischen Botaniker
dieff undersich schliefen, die bekleiben seer liederlich, stoßen alle zeit
neue und junge Dolden wie hopffen."

Darauf folgt ein langer Abschnitt über die Namen d. h. eine
kritische Zusammenstellung der Meinungen verschiedener Schriftsteller
darüber, welcher Name des Dioskorides oder Plinius auf die
beschriebene Pflanze anzuwenden sei. "Mich will bedunken, heißt
es weiter, diese blum mit ir gantzen art sei ein wild geschlecht,
scammoniae Dioscoridis (doch onschädlich), welches Kraut Dioscorides
auch colophoniam, dactylion, apopleumenon, sanilum und colophonium
nennet, u. s. w. dann folgt ein Kapitel von der Kraft und Wirkung
innerlich und äußerlich.

Was die Anordnung der von Bock beschriebenen 567 Pflan-
zenarten betrifft, so behandelt er dieselben in 3 Theilen des
Buches, von denen der erste und zweite kleinere Kräuter, der
dritte aber Sträucher und Bäume umfaßt. Innerhalb eines
jeden Theils finden sich gewöhnlich nahe verwandte Pflanzen in
mehr oder minder großer Zahl unmittelbar hintereinander abge-
handelt, wobei aber die verschiedensten Rücksichten für den Ver-
fasser maßgebend sind, ohne daß irgend ein allgemeines Princip
befolgt würde. So steht z. B. unser Convolvulus mitten unter
einer Anzahl anderer sehr verschiedener Pflanzen, welche entweder
klettern wie der Epheu oder mit Ranken winden wie Smilax, dann
folgt das Engelkraut (Lysimachia nummularia), welches einfach
auf der Erde hinläuft, dann der Hopfen, das Bittersüß (Sola-
num dulcamara
), dann die Wildrebe (Clematis), der Hunds-
kürbis (Bryonia), das Geisblatt (Lonicera), dann verschiedene
Cucurbitaceen, worauf er ohne Unterbrechung zu den Kletten,
Karden, Disteln übergeht, um einige Umbelliferen folgen zu
lassen. In ähnlicher Art ist das ganze Werk verfaßt, das Gefühl
für Verwandtschaft innerhalb der engsten Verwandtschaftskreise
ist deutlich vorhanden, ohne jedoch einen entsprechenden Ausdruck
zu finden, häufig durch Rücksicht auf biologischen Habitus ge-
stört; das tritt besonders am Anfang des dritten Theils hervor,
der von Stauden, Hecken und Bäumen, "so in unserm Teutschen
landen wachsen", handelt; das erste Capitel nämlich handelt von

Die deutſchen und niederländiſchen Botaniker
dieff underſich ſchliefen, die bekleiben ſeer liederlich, ſtoßen alle zeit
neue und junge Dolden wie hopffen.“

Darauf folgt ein langer Abſchnitt über die Namen d. h. eine
kritiſche Zuſammenſtellung der Meinungen verſchiedener Schriftſteller
darüber, welcher Name des Dioskorides oder Plinius auf die
beſchriebene Pflanze anzuwenden ſei. „Mich will bedunken, heißt
es weiter, dieſe blum mit ir gantzen art ſei ein wild geſchlecht,
scammoniae Dioscoridis (doch onſchädlich), welches Kraut Dioscorides
auch colophoniam, dactylion, apopleumenon, sanilum und colophonium
nennet, u. ſ. w. dann folgt ein Kapitel von der Kraft und Wirkung
innerlich und äußerlich.

Was die Anordnung der von Bock beſchriebenen 567 Pflan-
zenarten betrifft, ſo behandelt er dieſelben in 3 Theilen des
Buches, von denen der erſte und zweite kleinere Kräuter, der
dritte aber Sträucher und Bäume umfaßt. Innerhalb eines
jeden Theils finden ſich gewöhnlich nahe verwandte Pflanzen in
mehr oder minder großer Zahl unmittelbar hintereinander abge-
handelt, wobei aber die verſchiedenſten Rückſichten für den Ver-
faſſer maßgebend ſind, ohne daß irgend ein allgemeines Princip
befolgt würde. So ſteht z. B. unſer Convolvulus mitten unter
einer Anzahl anderer ſehr verſchiedener Pflanzen, welche entweder
klettern wie der Epheu oder mit Ranken winden wie Smilax, dann
folgt das Engelkraut (Lysimachia nummularia), welches einfach
auf der Erde hinläuft, dann der Hopfen, das Bitterſüß (Sola-
num dulcamara
), dann die Wildrebe (Clematis), der Hunds-
kürbis (Bryonia), das Geisblatt (Lonicera), dann verſchiedene
Cucurbitaceen, worauf er ohne Unterbrechung zu den Kletten,
Karden, Diſteln übergeht, um einige Umbelliferen folgen zu
laſſen. In ähnlicher Art iſt das ganze Werk verfaßt, das Gefühl
für Verwandtſchaft innerhalb der engſten Verwandtſchaftskreiſe
iſt deutlich vorhanden, ohne jedoch einen entſprechenden Ausdruck
zu finden, häufig durch Rückſicht auf biologiſchen Habitus ge-
ſtört; das tritt beſonders am Anfang des dritten Theils hervor,
der von Stauden, Hecken und Bäumen, „ſo in unſerm Teutſchen
landen wachſen“, handelt; das erſte Capitel nämlich handelt von

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[30/0042] Die deutſchen und niederländiſchen Botaniker dieff underſich ſchliefen, die bekleiben ſeer liederlich, ſtoßen alle zeit neue und junge Dolden wie hopffen.“ Darauf folgt ein langer Abſchnitt über die Namen d. h. eine kritiſche Zuſammenſtellung der Meinungen verſchiedener Schriftſteller darüber, welcher Name des Dioskorides oder Plinius auf die beſchriebene Pflanze anzuwenden ſei. „Mich will bedunken, heißt es weiter, dieſe blum mit ir gantzen art ſei ein wild geſchlecht, scammoniae Dioscoridis (doch onſchädlich), welches Kraut Dioscorides auch colophoniam, dactylion, apopleumenon, sanilum und colophonium nennet, u. ſ. w. dann folgt ein Kapitel von der Kraft und Wirkung innerlich und äußerlich. Was die Anordnung der von Bock beſchriebenen 567 Pflan- zenarten betrifft, ſo behandelt er dieſelben in 3 Theilen des Buches, von denen der erſte und zweite kleinere Kräuter, der dritte aber Sträucher und Bäume umfaßt. Innerhalb eines jeden Theils finden ſich gewöhnlich nahe verwandte Pflanzen in mehr oder minder großer Zahl unmittelbar hintereinander abge- handelt, wobei aber die verſchiedenſten Rückſichten für den Ver- faſſer maßgebend ſind, ohne daß irgend ein allgemeines Princip befolgt würde. So ſteht z. B. unſer Convolvulus mitten unter einer Anzahl anderer ſehr verſchiedener Pflanzen, welche entweder klettern wie der Epheu oder mit Ranken winden wie Smilax, dann folgt das Engelkraut (Lysimachia nummularia), welches einfach auf der Erde hinläuft, dann der Hopfen, das Bitterſüß (Sola- num dulcamara), dann die Wildrebe (Clematis), der Hunds- kürbis (Bryonia), das Geisblatt (Lonicera), dann verſchiedene Cucurbitaceen, worauf er ohne Unterbrechung zu den Kletten, Karden, Diſteln übergeht, um einige Umbelliferen folgen zu laſſen. In ähnlicher Art iſt das ganze Werk verfaßt, das Gefühl für Verwandtſchaft innerhalb der engſten Verwandtſchaftskreiſe iſt deutlich vorhanden, ohne jedoch einen entſprechenden Ausdruck zu finden, häufig durch Rückſicht auf biologiſchen Habitus ge- ſtört; das tritt beſonders am Anfang des dritten Theils hervor, der von Stauden, Hecken und Bäumen, „ſo in unſerm Teutſchen landen wachſen“, handelt; das erſte Capitel nämlich handelt von

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Zitationshilfe: Sachs, Julius: Geschichte der Botanik. München, 1875, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/sachs_botanik_1875/42>, abgerufen am 29.03.2024.