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Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831.

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wendetem Meißel Raum gemacht hat. Nichts kann das spä-
tere Datum dieser Verzierungen besser ins Licht setzen, als
diese Thatsache.

Die römische Schule der longobardischen Architecten wird
indeß deutlicher, als durch jene unscheinbaren Ueberreste, durch
einige besser bewahrte Denkmale der Größe der alten Her-
zoge von Spoleto in das Licht gestellt.

Durch historische Redlichkeit und rege Theilnahme an
vaterländischen Dingen gelangte schon im siebzehnten Jahr-
hundert der Graf Campello *) zu der Einsicht, welche neue-
ren Forschern zu fehlen scheint: daß gediegene Arbeit, Mäch-
tigkeit der Construction, bey völliger Schmucklosigkeit, der
Charakter derjenigen Bauart sey, welche unter der Herrschaft
der Longobarden in Italien bey öffentlichen Werken in An-
wendung kam. Den longobardischen Ursprung der wunder-
würdigen Wasserleitung zu Spoleto erhob er zu großer Wahr-
scheinlichkeit, **) indem er die Arbeit daran mit den colossa-
len Substructionen der Kirche und des Klosters S. Pietro
di Ferentillo verglich, über deren Stiftung kein Zweifel ob-
waltet. ***) Er sah noch Ueberreste des alten herzoglichen
Palastes, +) und die Kirche S. Sabino zu Spoleti.

*) Bernardino de' Co. di Campello, Hist. di Spoleti etc. To. I.
Spoleti 1672. 4.
**) Ders. das. lib. XII. p. 359. Dieses gilt von den alten, der
ersten Anlage des Werks angehörenden Theilen (Grundlagen, Pfei-
lern); denn Vieles ist darin, nach Kriegen, ergänzt worden.
***) Das. p. 373., 381. Anm. und lib. XIII. zu Anfang. -- Eine
etwas freye und malerische Abbildung dieser merkwürdigen Substruction,
welche in der Folge auf jene des heil. Franz zu Asisi geleitet haben
mag, in dem großen Kupferwerke des Piranesi.
+) Das. lib. XII. p. 361.
III. 12

wendetem Meißel Raum gemacht hat. Nichts kann das ſpaͤ-
tere Datum dieſer Verzierungen beſſer ins Licht ſetzen, als
dieſe Thatſache.

Die roͤmiſche Schule der longobardiſchen Architecten wird
indeß deutlicher, als durch jene unſcheinbaren Ueberreſte, durch
einige beſſer bewahrte Denkmale der Groͤße der alten Her-
zoge von Spoleto in das Licht geſtellt.

Durch hiſtoriſche Redlichkeit und rege Theilnahme an
vaterlaͤndiſchen Dingen gelangte ſchon im ſiebzehnten Jahr-
hundert der Graf Campello *) zu der Einſicht, welche neue-
ren Forſchern zu fehlen ſcheint: daß gediegene Arbeit, Maͤch-
tigkeit der Conſtruction, bey voͤlliger Schmuckloſigkeit, der
Charakter derjenigen Bauart ſey, welche unter der Herrſchaft
der Longobarden in Italien bey oͤffentlichen Werken in An-
wendung kam. Den longobardiſchen Urſprung der wunder-
wuͤrdigen Waſſerleitung zu Spoleto erhob er zu großer Wahr-
ſcheinlichkeit, **) indem er die Arbeit daran mit den coloſſa-
len Subſtructionen der Kirche und des Kloſters S. Pietro
di Ferentillo verglich, uͤber deren Stiftung kein Zweifel ob-
waltet. ***) Er ſah noch Ueberreſte des alten herzoglichen
Palaſtes, †) und die Kirche S. Sabino zu Spoleti.

*) Bernardino de’ Co. di Campello, Hist. di Spoleti etc. To. I.
Spoleti 1672. 4.
**) Derſ. daſ. lib. XII. p. 359. Dieſes gilt von den alten, der
erſten Anlage des Werks angehörenden Theilen (Grundlagen, Pfei-
lern); denn Vieles iſt darin, nach Kriegen, ergänzt worden.
***) Daſ. p. 373., 381. Anm. und lib. XIII. zu Anfang. — Eine
etwas freye und maleriſche Abbildung dieſer merkwuͤrdigen Subſtruction,
welche in der Folge auf jene des heil. Franz zu Aſiſi geleitet haben
mag, in dem großen Kupferwerke des Piraneſi.
†) Daſ. lib. XII. p. 361.
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[177/0199] wendetem Meißel Raum gemacht hat. Nichts kann das ſpaͤ- tere Datum dieſer Verzierungen beſſer ins Licht ſetzen, als dieſe Thatſache. Die roͤmiſche Schule der longobardiſchen Architecten wird indeß deutlicher, als durch jene unſcheinbaren Ueberreſte, durch einige beſſer bewahrte Denkmale der Groͤße der alten Her- zoge von Spoleto in das Licht geſtellt. Durch hiſtoriſche Redlichkeit und rege Theilnahme an vaterlaͤndiſchen Dingen gelangte ſchon im ſiebzehnten Jahr- hundert der Graf Campello *) zu der Einſicht, welche neue- ren Forſchern zu fehlen ſcheint: daß gediegene Arbeit, Maͤch- tigkeit der Conſtruction, bey voͤlliger Schmuckloſigkeit, der Charakter derjenigen Bauart ſey, welche unter der Herrſchaft der Longobarden in Italien bey oͤffentlichen Werken in An- wendung kam. Den longobardiſchen Urſprung der wunder- wuͤrdigen Waſſerleitung zu Spoleto erhob er zu großer Wahr- ſcheinlichkeit, **) indem er die Arbeit daran mit den coloſſa- len Subſtructionen der Kirche und des Kloſters S. Pietro di Ferentillo verglich, uͤber deren Stiftung kein Zweifel ob- waltet. ***) Er ſah noch Ueberreſte des alten herzoglichen Palaſtes, †) und die Kirche S. Sabino zu Spoleti. *) Bernardino de’ Co. di Campello, Hist. di Spoleti etc. To. I. Spoleti 1672. 4. **) Derſ. daſ. lib. XII. p. 359. Dieſes gilt von den alten, der erſten Anlage des Werks angehörenden Theilen (Grundlagen, Pfei- lern); denn Vieles iſt darin, nach Kriegen, ergänzt worden. ***) Daſ. p. 373., 381. Anm. und lib. XIII. zu Anfang. — Eine etwas freye und maleriſche Abbildung dieſer merkwuͤrdigen Subſtruction, welche in der Folge auf jene des heil. Franz zu Aſiſi geleitet haben mag, in dem großen Kupferwerke des Piraneſi. †) Daſ. lib. XII. p. 361. III. 12

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Zitationshilfe: Rumohr, Karl Friedrich von: Italienische Forschungen. T. 3. Berlin u. a., 1831, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rumohr_forschungen03_1831/199>, abgerufen am 19.04.2024.