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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839.

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1.
Wer unter Weisen ist nicht von den Ueberweisen,
Nur unterweisen will er dich, nicht überweisen.
Von dem, was über dem Bereich der Sinne liegt,
Wohin der kühne Geist auf seinen Schlüssen fliegt,
Sagt er nur was er meint, sagt er nur was ihm scheint,
Wenn er entschieden auch bejahet und verneint.
Sagt er auch nicht dazu: so mein' ich und so scheint es;
Von selbst versteht es sich: es scheint ihm und er meint es.
Nimm davon an, was sich mag deinem Sinn vereinen,
Und hab' im Uebrigen dein Scheinen selbst und Meinen.

1.
Wer unter Weiſen iſt nicht von den Ueberweiſen,
Nur unterweiſen will er dich, nicht uͤberweiſen.
Von dem, was uͤber dem Bereich der Sinne liegt,
Wohin der kuͤhne Geiſt auf ſeinen Schluͤſſen fliegt,
Sagt er nur was er meint, ſagt er nur was ihm ſcheint,
Wenn er entſchieden auch bejahet und verneint.
Sagt er auch nicht dazu: ſo mein' ich und ſo ſcheint es;
Von ſelbſt verſteht es ſich: es ſcheint ihm und er meint es.
Nimm davon an, was ſich mag deinem Sinn vereinen,
Und hab' im Uebrigen dein Scheinen ſelbſt und Meinen.

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[[111]/0121] 1. Wer unter Weiſen iſt nicht von den Ueberweiſen, Nur unterweiſen will er dich, nicht uͤberweiſen. Von dem, was uͤber dem Bereich der Sinne liegt, Wohin der kuͤhne Geiſt auf ſeinen Schluͤſſen fliegt, Sagt er nur was er meint, ſagt er nur was ihm ſcheint, Wenn er entſchieden auch bejahet und verneint. Sagt er auch nicht dazu: ſo mein' ich und ſo ſcheint es; Von ſelbſt verſteht es ſich: es ſcheint ihm und er meint es. Nimm davon an, was ſich mag deinem Sinn vereinen, Und hab' im Uebrigen dein Scheinen ſelbſt und Meinen.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 6. Leipzig, 1839, S. [111]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane06_1839/121>, abgerufen am 20.04.2024.