Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.Die Biene wehret sich mit scharfen Stachels Witzen, Und die Ameise mit des gift'gen Saftes Spritzen. Und aus der Biene Fleiß wird solch ein süßer Most, Aus der Ameise Schweiß solch eine bittre Kost. Verschiedentlich geschöpft ist aus demselben Born Honig kristallisirt, geronnen Weihrauchkorn. Und endlich kommen die verschiednen auch zusammen, Wie Alles Lebende, in Götteropferflammen; Wo Bienennektar träuft aus goldnem Spendgeschirre, Und um die Glut gehäuft verdampft Ameisen-Mirre. Die Mirre schwimmt empor, der Nektar rinnt herab, Alswie die Biene selbst am Ende geht ins Grab, Und wie die Ameis' auch vom Erdwall, den sie hügelt, Wann sie zum Tod ist reif, steigt in die Luft geflügelt. Die Biene wehret ſich mit ſcharfen Stachels Witzen, Und die Ameiſe mit des gift'gen Saftes Spritzen. Und aus der Biene Fleiß wird ſolch ein ſuͤßer Moſt, Aus der Ameiſe Schweiß ſolch eine bittre Koſt. Verſchiedentlich geſchoͤpft iſt aus demſelben Born Honig kriſtalliſirt, geronnen Weihrauchkorn. Und endlich kommen die verſchiednen auch zuſammen, Wie Alles Lebende, in Goͤtteropferflammen; Wo Bienennektar traͤuft aus goldnem Spendgeſchirre, Und um die Glut gehaͤuft verdampft Ameiſen-Mirre. Die Mirre ſchwimmt empor, der Nektar rinnt herab, Alswie die Biene ſelbſt am Ende geht ins Grab, Und wie die Ameiſ' auch vom Erdwall, den ſie huͤgelt, Wann ſie zum Tod iſt reif, ſteigt in die Luft gefluͤgelt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0089" n="79"/> <lg n="17"> <l>Die Biene wehret ſich mit ſcharfen Stachels Witzen,</l><lb/> <l>Und die Ameiſe mit des gift'gen Saftes Spritzen.</l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Und aus der Biene Fleiß wird ſolch ein ſuͤßer Moſt,</l><lb/> <l>Aus der Ameiſe Schweiß ſolch eine bittre Koſt.</l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Verſchiedentlich geſchoͤpft iſt aus demſelben Born</l><lb/> <l>Honig kriſtalliſirt, geronnen Weihrauchkorn.</l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Und endlich kommen die verſchiednen auch zuſammen,</l><lb/> <l>Wie Alles Lebende, in Goͤtteropferflammen;</l> </lg><lb/> <lg n="21"> <l>Wo Bienennektar traͤuft aus goldnem Spendgeſchirre,</l><lb/> <l>Und um die Glut gehaͤuft verdampft Ameiſen-Mirre.</l> </lg><lb/> <lg n="22"> <l>Die Mirre ſchwimmt empor, der Nektar rinnt herab,</l><lb/> <l>Alswie die Biene ſelbſt am Ende geht ins Grab,</l> </lg><lb/> <lg n="23"> <l>Und wie die Ameiſ' auch vom Erdwall, den ſie huͤgelt,</l><lb/> <l>Wann ſie zum Tod iſt reif, ſteigt in die Luft gefluͤgelt.</l> </lg><lb/> </lg> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [79/0089]
Die Biene wehret ſich mit ſcharfen Stachels Witzen,
Und die Ameiſe mit des gift'gen Saftes Spritzen.
Und aus der Biene Fleiß wird ſolch ein ſuͤßer Moſt,
Aus der Ameiſe Schweiß ſolch eine bittre Koſt.
Verſchiedentlich geſchoͤpft iſt aus demſelben Born
Honig kriſtalliſirt, geronnen Weihrauchkorn.
Und endlich kommen die verſchiednen auch zuſammen,
Wie Alles Lebende, in Goͤtteropferflammen;
Wo Bienennektar traͤuft aus goldnem Spendgeſchirre,
Und um die Glut gehaͤuft verdampft Ameiſen-Mirre.
Die Mirre ſchwimmt empor, der Nektar rinnt herab,
Alswie die Biene ſelbſt am Ende geht ins Grab,
Und wie die Ameiſ' auch vom Erdwall, den ſie huͤgelt,
Wann ſie zum Tod iſt reif, ſteigt in die Luft gefluͤgelt.
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