Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
64.
Was uranfänglich ist, das ist auch unanfänglich,
Und unanfängliches nothwendig unvergänglich.
Was irgend wo und wann hat selber angefangen,
Kann nicht der Anfang seyn, und muß ein End' erlangen.
Der Anfang nur allein kann nie zu Ende gehn,
Weil er aus Nichts entstand, Nichts ohn' ihn kann entstehn.
Worin die Welt entsteht, besteht, und untergeht,
Und neu entsteht, ist das, was in sich selber steht;
Was in sich selber kreist, und Alles kreisen macht,
Sich selbst bewegend, Allbewegung hat gebracht.
Und ein Bewegtes, das als Hebel der Bewegung
In sich den Anfang fühlt, ist selbst Uranfangsregung.
Drum wenn du fühlst in dir ein Uranfängliches,
In dem Gefühl hast du dein Unvergängliches.

64.
Was uranfaͤnglich iſt, das iſt auch unanfaͤnglich,
Und unanfaͤngliches nothwendig unvergaͤnglich.
Was irgend wo und wann hat ſelber angefangen,
Kann nicht der Anfang ſeyn, und muß ein End' erlangen.
Der Anfang nur allein kann nie zu Ende gehn,
Weil er aus Nichts entſtand, Nichts ohn' ihn kann entſtehn.
Worin die Welt entſteht, beſteht, und untergeht,
Und neu entſteht, iſt das, was in ſich ſelber ſteht;
Was in ſich ſelber kreiſt, und Alles kreiſen macht,
Sich ſelbſt bewegend, Allbewegung hat gebracht.
Und ein Bewegtes, das als Hebel der Bewegung
In ſich den Anfang fuͤhlt, iſt ſelbſt Uranfangsregung.
Drum wenn du fuͤhlſt in dir ein Uranfaͤngliches,
In dem Gefuͤhl haſt du dein Unvergaͤngliches.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0073" n="63"/>
        <div n="2">
          <head>64.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Was uranfa&#x0364;nglich i&#x017F;t, das i&#x017F;t auch unanfa&#x0364;nglich,</l><lb/>
              <l>Und unanfa&#x0364;ngliches nothwendig unverga&#x0364;nglich.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Was irgend wo und wann hat &#x017F;elber angefangen,</l><lb/>
              <l>Kann nicht der Anfang &#x017F;eyn, und muß ein End' erlangen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Der Anfang nur allein kann nie zu Ende gehn,</l><lb/>
              <l>Weil er aus Nichts ent&#x017F;tand, Nichts ohn' ihn kann ent&#x017F;tehn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="4">
              <l>Worin die Welt ent&#x017F;teht, be&#x017F;teht, und untergeht,</l><lb/>
              <l>Und neu ent&#x017F;teht, i&#x017F;t das, was in &#x017F;ich &#x017F;elber &#x017F;teht;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="5">
              <l>Was in &#x017F;ich &#x017F;elber krei&#x017F;t, und Alles krei&#x017F;en macht,</l><lb/>
              <l>Sich &#x017F;elb&#x017F;t bewegend, Allbewegung hat gebracht.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="6">
              <l>Und ein Bewegtes, das als Hebel der Bewegung</l><lb/>
              <l>In &#x017F;ich den Anfang fu&#x0364;hlt, i&#x017F;t &#x017F;elb&#x017F;t Uranfangsregung.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="7">
              <l>Drum wenn du fu&#x0364;hl&#x017F;t in dir ein Uranfa&#x0364;ngliches,</l><lb/>
              <l>In dem Gefu&#x0364;hl ha&#x017F;t du dein Unverga&#x0364;ngliches.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0073] 64. Was uranfaͤnglich iſt, das iſt auch unanfaͤnglich, Und unanfaͤngliches nothwendig unvergaͤnglich. Was irgend wo und wann hat ſelber angefangen, Kann nicht der Anfang ſeyn, und muß ein End' erlangen. Der Anfang nur allein kann nie zu Ende gehn, Weil er aus Nichts entſtand, Nichts ohn' ihn kann entſtehn. Worin die Welt entſteht, beſteht, und untergeht, Und neu entſteht, iſt das, was in ſich ſelber ſteht; Was in ſich ſelber kreiſt, und Alles kreiſen macht, Sich ſelbſt bewegend, Allbewegung hat gebracht. Und ein Bewegtes, das als Hebel der Bewegung In ſich den Anfang fuͤhlt, iſt ſelbſt Uranfangsregung. Drum wenn du fuͤhlſt in dir ein Uranfaͤngliches, In dem Gefuͤhl haſt du dein Unvergaͤngliches.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/73
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/73>, abgerufen am 29.03.2024.