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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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Nur daß er eins vergaß, und eines nicht besaß,
Wodurch im Gleichgewicht die Welt sich hält, das Maß.
Das Maß hielt Gottes Geist, als er erschuf die Welt,
Dadurch erhält er sie, daß er ihr Maß erhält.
Wo dieses Aeußre nicht das Innre hält in Schranken,
Versteigen sich ins Blau die schwindelnden Gedanken.
Das Maß fürs Aeußere gilt auch für das Abstrakte:
Das Krumme ist nicht grad, nicht wahr das Abgeschmackte.
Dies Richtmaß halte fest! der Glaube wird zum Thoren,
Zum Narr'n die Wissenschaft, wo sie das Maß verloren.

Nur daß er eins vergaß, und eines nicht beſaß,
Wodurch im Gleichgewicht die Welt ſich haͤlt, das Maß.
Das Maß hielt Gottes Geiſt, als er erſchuf die Welt,
Dadurch erhaͤlt er ſie, daß er ihr Maß erhaͤlt.
Wo dieſes Aeußre nicht das Innre haͤlt in Schranken,
Verſteigen ſich ins Blau die ſchwindelnden Gedanken.
Das Maß fuͤrs Aeußere gilt auch fuͤr das Abſtrakte:
Das Krumme iſt nicht grad, nicht wahr das Abgeſchmackte.
Dies Richtmaß halte feſt! der Glaube wird zum Thoren,
Zum Narr'n die Wiſſenſchaft, wo ſie das Maß verloren.

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[198/0208] Nur daß er eins vergaß, und eines nicht beſaß, Wodurch im Gleichgewicht die Welt ſich haͤlt, das Maß. Das Maß hielt Gottes Geiſt, als er erſchuf die Welt, Dadurch erhaͤlt er ſie, daß er ihr Maß erhaͤlt. Wo dieſes Aeußre nicht das Innre haͤlt in Schranken, Verſteigen ſich ins Blau die ſchwindelnden Gedanken. Das Maß fuͤrs Aeußere gilt auch fuͤr das Abſtrakte: Das Krumme iſt nicht grad, nicht wahr das Abgeſchmackte. Dies Richtmaß halte feſt! der Glaube wird zum Thoren, Zum Narr'n die Wiſſenſchaft, wo ſie das Maß verloren.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/208>, abgerufen am 24.04.2024.