Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
Und Gottes Athem geht ein Morgenhauch durchs Schiff,
Einsammelnd jeglicher Verehrung Inbegriff.
Sein Lächeln streuet Duft in trüber Inbrunst Glimmen,
Sein Säuseln Einigung in widerstreit'ge Stimmen,
Aus jedem Opferrauch nimmt er das feinste Korn,
Den reinsten Tropfen auch aus jedem Andachtsborn;
Aus jedem Wortgebet den ihm bewußten Sinn;
Er selbst legt ihn hinein, und findet ihn darinn.
Dann will er auch den Sinn der Sinnenden entfalten,
Daß immer würdiger sie ihm die Feier halten;
Daß die gebundnen frei zu höhrer Wonn' aufgehn;
Denn das ist seine Lust, der Schöpfung Lust zu sehn.

Und Gottes Athem geht ein Morgenhauch durchs Schiff,
Einſammelnd jeglicher Verehrung Inbegriff.
Sein Laͤcheln ſtreuet Duft in truͤber Inbrunſt Glimmen,
Sein Saͤuſeln Einigung in widerſtreit'ge Stimmen,
Aus jedem Opferrauch nimmt er das feinſte Korn,
Den reinſten Tropfen auch aus jedem Andachtsborn;
Aus jedem Wortgebet den ihm bewußten Sinn;
Er ſelbſt legt ihn hinein, und findet ihn darinn.
Dann will er auch den Sinn der Sinnenden entfalten,
Daß immer wuͤrdiger ſie ihm die Feier halten;
Daß die gebundnen frei zu hoͤhrer Wonn' aufgehn;
Denn das iſt ſeine Luſt, der Schoͤpfung Luſt zu ſehn.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0198" n="188"/>
            <lg n="8">
              <l>Und Gottes Athem geht ein Morgenhauch durchs Schiff,</l><lb/>
              <l>Ein&#x017F;ammelnd jeglicher Verehrung Inbegriff.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="9">
              <l>Sein La&#x0364;cheln &#x017F;treuet Duft in tru&#x0364;ber Inbrun&#x017F;t Glimmen,</l><lb/>
              <l>Sein Sa&#x0364;u&#x017F;eln Einigung in wider&#x017F;treit'ge Stimmen,</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="10">
              <l>Aus jedem Opferrauch nimmt er das fein&#x017F;te Korn,</l><lb/>
              <l>Den rein&#x017F;ten Tropfen auch aus jedem Andachtsborn;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="11">
              <l>Aus jedem Wortgebet den ihm bewußten Sinn;</l><lb/>
              <l>Er &#x017F;elb&#x017F;t legt ihn hinein, und findet ihn darinn.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="12">
              <l>Dann will er auch den Sinn der Sinnenden entfalten,</l><lb/>
              <l>Daß immer wu&#x0364;rdiger &#x017F;ie ihm die Feier halten;</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="13">
              <l>Daß die gebundnen frei zu ho&#x0364;hrer Wonn' aufgehn;</l><lb/>
              <l>Denn das i&#x017F;t &#x017F;eine Lu&#x017F;t, der Scho&#x0364;pfung Lu&#x017F;t zu &#x017F;ehn.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[188/0198] Und Gottes Athem geht ein Morgenhauch durchs Schiff, Einſammelnd jeglicher Verehrung Inbegriff. Sein Laͤcheln ſtreuet Duft in truͤber Inbrunſt Glimmen, Sein Saͤuſeln Einigung in widerſtreit'ge Stimmen, Aus jedem Opferrauch nimmt er das feinſte Korn, Den reinſten Tropfen auch aus jedem Andachtsborn; Aus jedem Wortgebet den ihm bewußten Sinn; Er ſelbſt legt ihn hinein, und findet ihn darinn. Dann will er auch den Sinn der Sinnenden entfalten, Daß immer wuͤrdiger ſie ihm die Feier halten; Daß die gebundnen frei zu hoͤhrer Wonn' aufgehn; Denn das iſt ſeine Luſt, der Schoͤpfung Luſt zu ſehn.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/198
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/198>, abgerufen am 29.03.2024.