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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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63.
Von einer Seele träumt' ich, einer fernen lieben,
An die ich lange nicht gedacht und nicht geschrieben.
In der Erinnerung war mir das Angesicht
Erblichen, und nun zeigt' ein Traum es mir ganz licht.
Ich sprach im Traum: Wer sagt mir, was der Traum bedeute,
Daß ich dich schleierlos erblick' im Glanz der Bräute?
Des andern Tages kam die Botschaft mir, es sei
Die liebe Seele hingegangen körperfrei.
Das hat der Traum gemeint, daß sie nicht ist gestorben,
Daß sie den rechten Glanz des Daseyns nun erworben.

63.
Von einer Seele traͤumt' ich, einer fernen lieben,
An die ich lange nicht gedacht und nicht geſchrieben.
In der Erinnerung war mir das Angeſicht
Erblichen, und nun zeigt' ein Traum es mir ganz licht.
Ich ſprach im Traum: Wer ſagt mir, was der Traum bedeute,
Daß ich dich ſchleierlos erblick' im Glanz der Braͤute?
Des andern Tages kam die Botſchaft mir, es ſei
Die liebe Seele hingegangen koͤrperfrei.
Das hat der Traum gemeint, daß ſie nicht iſt geſtorben,
Daß ſie den rechten Glanz des Daſeyns nun erworben.

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[164/0174] 63. Von einer Seele traͤumt' ich, einer fernen lieben, An die ich lange nicht gedacht und nicht geſchrieben. In der Erinnerung war mir das Angeſicht Erblichen, und nun zeigt' ein Traum es mir ganz licht. Ich ſprach im Traum: Wer ſagt mir, was der Traum bedeute, Daß ich dich ſchleierlos erblick' im Glanz der Braͤute? Des andern Tages kam die Botſchaft mir, es ſei Die liebe Seele hingegangen koͤrperfrei. Das hat der Traum gemeint, daß ſie nicht iſt geſtorben, Daß ſie den rechten Glanz des Daſeyns nun erworben.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/174>, abgerufen am 28.03.2024.