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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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44.
So sprach des Löwen Muth zu seinem eignen Rachen,
Als er in ihrem Nest fand eine Brut von Drachen:
Friß du zum Frühstück sie oder zum Mittagsessen,
Eh sie zur Vesper dich oder zur Nachtkost fressen.

45.
So sprach ein Wandersmann zu seinem Weggesellen,
Dem eingebildeten die Augen aufzuhellen:
Weil jeder Wandrer trägt die Bürd' auf seinem Rücken,
Siehst du die Uebel leicht, die deinen Vormann drücken,
Bedenkest aber nicht, daß nach dir andre gehn,
Die ebenso die Last auf deinem Rücken sehn.

44.
So ſprach des Loͤwen Muth zu ſeinem eignen Rachen,
Als er in ihrem Neſt fand eine Brut von Drachen:
Friß du zum Fruͤhſtuͤck ſie oder zum Mittagseſſen,
Eh ſie zur Veſper dich oder zur Nachtkoſt freſſen.

45.
So ſprach ein Wandersmann zu ſeinem Weggeſellen,
Dem eingebildeten die Augen aufzuhellen:
Weil jeder Wandrer traͤgt die Buͤrd' auf ſeinem Ruͤcken,
Siehſt du die Uebel leicht, die deinen Vormann druͤcken,
Bedenkeſt aber nicht, daß nach dir andre gehn,
Die ebenſo die Laſt auf deinem Ruͤcken ſehn.

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[148/0158] 44. So ſprach des Loͤwen Muth zu ſeinem eignen Rachen, Als er in ihrem Neſt fand eine Brut von Drachen: Friß du zum Fruͤhſtuͤck ſie oder zum Mittagseſſen, Eh ſie zur Veſper dich oder zur Nachtkoſt freſſen. 45. So ſprach ein Wandersmann zu ſeinem Weggeſellen, Dem eingebildeten die Augen aufzuhellen: Weil jeder Wandrer traͤgt die Buͤrd' auf ſeinem Ruͤcken, Siehſt du die Uebel leicht, die deinen Vormann druͤcken, Bedenkeſt aber nicht, daß nach dir andre gehn, Die ebenſo die Laſt auf deinem Ruͤcken ſehn.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/158>, abgerufen am 19.04.2024.