Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

Bild:
<< vorherige Seite
3.
Gott ist, drum denkt er; denkt, drum spricht er, und ein Wort,
Wie er es denkt und spricht, so stehts geschaffen dort.
Du bist und denkest auch, du denkst und sprichst, allein
Kein Wesen ist das Wort, es ist ein Bild und Schein.
Das macht: du sprichst nur nach, du denkst nur nach, du bist
Nur nach dem Ersten, der dir vorspricht, denkt und ist.

4.
Der neugeborne Gott schlief an der Erde Grund;
Neugierig öffnete die Mutter seinen Mund.
Die Mutter wußte nicht vor Lust wie ihr geschah,
Als sie im Kindesmund den Glanz der Welten sah.
Die sieben Himmel und acht Paradiese sah
Sie im gewölbten Mund, fern waren sie und nah.
3.
Gott iſt, drum denkt er; denkt, drum ſpricht er, und ein Wort,
Wie er es denkt und ſpricht, ſo ſtehts geſchaffen dort.
Du biſt und denkeſt auch, du denkſt und ſprichſt, allein
Kein Weſen iſt das Wort, es iſt ein Bild und Schein.
Das macht: du ſprichſt nur nach, du denkſt nur nach, du biſt
Nur nach dem Erſten, der dir vorſpricht, denkt und iſt.

4.
Der neugeborne Gott ſchlief an der Erde Grund;
Neugierig oͤffnete die Mutter ſeinen Mund.
Die Mutter wußte nicht vor Luſt wie ihr geſchah,
Als ſie im Kindesmund den Glanz der Welten ſah.
Die ſieben Himmel und acht Paradieſe ſah
Sie im gewoͤlbten Mund, fern waren ſie und nah.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0015" n="5"/>
        <div n="2">
          <head>3.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Gott i&#x017F;t, drum denkt er; denkt, drum &#x017F;pricht er, und ein Wort,</l><lb/>
              <l>Wie er es denkt und &#x017F;pricht, &#x017F;o &#x017F;tehts ge&#x017F;chaffen dort.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Du bi&#x017F;t und denke&#x017F;t auch, du denk&#x017F;t und &#x017F;prich&#x017F;t, allein</l><lb/>
              <l>Kein We&#x017F;en i&#x017F;t das Wort, es i&#x017F;t ein Bild und Schein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Das macht: du &#x017F;prich&#x017F;t nur nach, du denk&#x017F;t nur nach, du bi&#x017F;t</l><lb/>
              <l>Nur nach dem Er&#x017F;ten, der dir vor&#x017F;pricht, denkt und i&#x017F;t.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>4.</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <lg n="1">
              <l>Der neugeborne Gott &#x017F;chlief an der Erde Grund;</l><lb/>
              <l>Neugierig o&#x0364;ffnete die Mutter &#x017F;einen Mund.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <l>Die Mutter wußte nicht vor Lu&#x017F;t wie ihr ge&#x017F;chah,</l><lb/>
              <l>Als &#x017F;ie im Kindesmund den Glanz der Welten &#x017F;ah.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <l>Die &#x017F;ieben Himmel und acht Paradie&#x017F;e &#x017F;ah</l><lb/>
              <l>Sie im gewo&#x0364;lbten Mund, fern waren &#x017F;ie und nah.</l>
            </lg><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[5/0015] 3. Gott iſt, drum denkt er; denkt, drum ſpricht er, und ein Wort, Wie er es denkt und ſpricht, ſo ſtehts geſchaffen dort. Du biſt und denkeſt auch, du denkſt und ſprichſt, allein Kein Weſen iſt das Wort, es iſt ein Bild und Schein. Das macht: du ſprichſt nur nach, du denkſt nur nach, du biſt Nur nach dem Erſten, der dir vorſpricht, denkt und iſt. 4. Der neugeborne Gott ſchlief an der Erde Grund; Neugierig oͤffnete die Mutter ſeinen Mund. Die Mutter wußte nicht vor Luſt wie ihr geſchah, Als ſie im Kindesmund den Glanz der Welten ſah. Die ſieben Himmel und acht Paradieſe ſah Sie im gewoͤlbten Mund, fern waren ſie und nah.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/15
Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/15>, abgerufen am 20.04.2024.