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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839.

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109.
Wer mit geschickter Hand die heilge Schrift abschreibt,
Kein Zweifel ist daß er ein fromm Geschäft betreibt.
Denn an der Abschrift kann ein Frommer sich erbaun,
Sich freuen Gottes Wort so klar vor sich zu schaun.
Doch wenn der Schreiber selbst nichts weiter thut wan schreiben,
So wird, was andern frommt, ihm selbst unfruchtbar bleiben.
Und also, wenn du machst dein eignes Seyn und Leben
Zu einem schönen Buch, um es der Welt zu geben;
Wenn es auch alle Welt mit Lust und Andacht schaut,
Was nützt es dir, wenn es dich selber nicht erbaut?

109.
Wer mit geſchickter Hand die heilge Schrift abſchreibt,
Kein Zweifel iſt daß er ein fromm Geſchaͤft betreibt.
Denn an der Abſchrift kann ein Frommer ſich erbaun,
Sich freuen Gottes Wort ſo klar vor ſich zu ſchaun.
Doch wenn der Schreiber ſelbſt nichts weiter thut wan ſchreiben,
So wird, was andern frommt, ihm ſelbſt unfruchtbar bleiben.
Und alſo, wenn du machſt dein eignes Seyn und Leben
Zu einem ſchoͤnen Buch, um es der Welt zu geben;
Wenn es auch alle Welt mit Luſt und Andacht ſchaut,
Was nuͤtzt es dir, wenn es dich ſelber nicht erbaut?

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[112/0122] 109. Wer mit geſchickter Hand die heilge Schrift abſchreibt, Kein Zweifel iſt daß er ein fromm Geſchaͤft betreibt. Denn an der Abſchrift kann ein Frommer ſich erbaun, Sich freuen Gottes Wort ſo klar vor ſich zu ſchaun. Doch wenn der Schreiber ſelbſt nichts weiter thut wan ſchreiben, So wird, was andern frommt, ihm ſelbſt unfruchtbar bleiben. Und alſo, wenn du machſt dein eignes Seyn und Leben Zu einem ſchoͤnen Buch, um es der Welt zu geben; Wenn es auch alle Welt mit Luſt und Andacht ſchaut, Was nuͤtzt es dir, wenn es dich ſelber nicht erbaut?

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 5. Leipzig, 1839, S. 112. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane05_1839/122>, abgerufen am 23.04.2024.