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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

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Erröthend ließen sie den Kranz im Körbchen liegen,
Und jede hätte gern sich selbst den Fund verschwiegen.
Doch als der Abschied kam, verrieth die holde Scham
Von jeder jeder wohl, was jede mit sich nahm.
Sie brauchten sich es nicht zu fragen noch zu sagen,
Und fühlten sich beglückt all' einen Kranz zu tragen.

112.
Mit Stolz genießen wir, was wir mit Kampf erwarben;
Die Wunden sind geheilt, es schmücken uns die Narben.
Doch einen Stachel läßt der Kampf zurück im Herzen;
Bei bösem Wetter wird die Ehrennarbe schmerzen.

Erroͤthend ließen ſie den Kranz im Koͤrbchen liegen,
Und jede haͤtte gern ſich ſelbſt den Fund verſchwiegen.
Doch als der Abſchied kam, verrieth die holde Scham
Von jeder jeder wohl, was jede mit ſich nahm.
Sie brauchten ſich es nicht zu fragen noch zu ſagen,
Und fuͤhlten ſich begluͤckt all' einen Kranz zu tragen.

112.
Mit Stolz genießen wir, was wir mit Kampf erwarben;
Die Wunden ſind geheilt, es ſchmuͤcken uns die Narben.
Doch einen Stachel laͤßt der Kampf zuruͤck im Herzen;
Bei boͤſem Wetter wird die Ehrennarbe ſchmerzen.

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[207/0217] Erroͤthend ließen ſie den Kranz im Koͤrbchen liegen, Und jede haͤtte gern ſich ſelbſt den Fund verſchwiegen. Doch als der Abſchied kam, verrieth die holde Scham Von jeder jeder wohl, was jede mit ſich nahm. Sie brauchten ſich es nicht zu fragen noch zu ſagen, Und fuͤhlten ſich begluͤckt all' einen Kranz zu tragen. 112. Mit Stolz genießen wir, was wir mit Kampf erwarben; Die Wunden ſind geheilt, es ſchmuͤcken uns die Narben. Doch einen Stachel laͤßt der Kampf zuruͤck im Herzen; Bei boͤſem Wetter wird die Ehrennarbe ſchmerzen.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/217>, abgerufen am 24.04.2024.