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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837.

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69.
Mein Sohn, das Ehrgefühl ist eine Umgestaltung
Vom allgemeinen Trieb des Lebens, Selbsterhaltung.
Wir fühlen unser Seyn gesteigert und gemehrt,
Indem wir anerkannt uns sehen und geehrt,
Und mögen billig bis von uns erworbne Leben
Vertheidigen sogut wie das uns Gott gegeben.

70.
Die Stimmenmehrheit nur entscheidet jeden Streit,
Doch ehr entscheiden sollt' ihn Stimmenminderheit.
Denn gelten sollten mehr die Weisen als die Thoren,
Und stets zur Minderheit sind jene auserkoren.

69.
Mein Sohn, das Ehrgefuͤhl iſt eine Umgeſtaltung
Vom allgemeinen Trieb des Lebens, Selbſterhaltung.
Wir fuͤhlen unſer Seyn geſteigert und gemehrt,
Indem wir anerkannt uns ſehen und geehrt,
Und moͤgen billig bis von uns erworbne Leben
Vertheidigen ſogut wie das uns Gott gegeben.

70.
Die Stimmenmehrheit nur entſcheidet jeden Streit,
Doch ehr entſcheiden ſollt' ihn Stimmenminderheit.
Denn gelten ſollten mehr die Weiſen als die Thoren,
Und ſtets zur Minderheit ſind jene auserkoren.

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[163/0173] 69. Mein Sohn, das Ehrgefuͤhl iſt eine Umgeſtaltung Vom allgemeinen Trieb des Lebens, Selbſterhaltung. Wir fuͤhlen unſer Seyn geſteigert und gemehrt, Indem wir anerkannt uns ſehen und geehrt, Und moͤgen billig bis von uns erworbne Leben Vertheidigen ſogut wie das uns Gott gegeben. 70. Die Stimmenmehrheit nur entſcheidet jeden Streit, Doch ehr entſcheiden ſollt' ihn Stimmenminderheit. Denn gelten ſollten mehr die Weiſen als die Thoren, Und ſtets zur Minderheit ſind jene auserkoren.

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 3. Leipzig, 1837, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane03_1837/173>, abgerufen am 16.04.2024.