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Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836.

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1.
Ein indischer Brahman, geboren auf der Flur,
Der nichts gelesen als den Weda der Natur;
Hat viel gesehn, gedacht, noch mehr geahnt, gefühlt,
Und mit Betrachtungen die Leidenschaft gekühlt;
Spricht bald was klar ihm ward, bald um sich's klar zu machen,
Von ihn angeh'nden halb, halb nicht angeh'nden Sachen.
Er hat die Eigenheit, nur Einzelnes zu sehn,
Doch alles Einzelne als Ganzes zu verstehn.
Woran er immer nur sieht schimmern einen Glanz,
Wird ein Betkügelchen an seinem Rosenkranz.


1*
1.
Ein indiſcher Brahman, geboren auf der Flur,
Der nichts geleſen als den Weda der Natur;
Hat viel geſehn, gedacht, noch mehr geahnt, gefuͤhlt,
Und mit Betrachtungen die Leidenſchaft gekuͤhlt;
Spricht bald was klar ihm ward, bald um ſich's klar zu machen,
Von ihn angeh'nden halb, halb nicht angeh'nden Sachen.
Er hat die Eigenheit, nur Einzelnes zu ſehn,
Doch alles Einzelne als Ganzes zu verſtehn.
Woran er immer nur ſieht ſchimmern einen Glanz,
Wird ein Betkuͤgelchen an ſeinem Roſenkranz.


1*
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[[3]/0013] 1. Ein indiſcher Brahman, geboren auf der Flur, Der nichts geleſen als den Weda der Natur; Hat viel geſehn, gedacht, noch mehr geahnt, gefuͤhlt, Und mit Betrachtungen die Leidenſchaft gekuͤhlt; Spricht bald was klar ihm ward, bald um ſich's klar zu machen, Von ihn angeh'nden halb, halb nicht angeh'nden Sachen. Er hat die Eigenheit, nur Einzelnes zu ſehn, Doch alles Einzelne als Ganzes zu verſtehn. Woran er immer nur ſieht ſchimmern einen Glanz, Wird ein Betkuͤgelchen an ſeinem Roſenkranz. 1*

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Zitationshilfe: Rückert, Friedrich: Die Weisheit des Brahmanen. Bd. 1. Leipzig, 1836, S. [3]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rueckert_brahmane01_1836/13>, abgerufen am 28.03.2024.