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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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A. Leistungen derselben.

Wenn die Blutgefässwandung diese Eigenschaften hat, so
ergeben sich alle angeführten und auch die der Kürze halber
hier nicht erwähnten, aber gleichfalls in der oben genannten
Schrift beschriebenen Gestaltungen ganz von selber!

Andererseits hat aber auch die Blutgefässwandung an den
Stellen, wo es für den Organismus nöthig ist, die Fähigkeit,
selbst dem stärksten Flüssigkeitsstoss zu widerstehen, womit
das Wunderbare ihrer Eigenschaften noch bedeutend vermehrt
wird. Und doch erscheint es naturgemässer, diese drei Eigen-
schaften, welche für todte Substanz sich widersprechen würden,
der lebenden Wandung zuzuschreiben, als jede einzelne der
Millionen Verästelungsstellen durch formale Einzelgesetze ent-
stehen zu lassen, womit auch die Ausbildung der gleichen Ein-
richtungen in abnormen neuen Verhältnissen, nach Unterbindung
von Arterien etc., keine Erklärung fände. Aus diesem letzteren
Verhalten folgt wieder, wie bei den vorher besprochenen Bildungen,
dass die bezüglichen Gestaltungen nicht durch Einzelvariation
und Auslese entstanden und gezüchtet worden sein können;
ganz abgesehen davon, dass diese Züchtung wiederum auch gar
nicht möglich gewesen wäre, da das zufällige Vorkommen einiger
derartiger Variationen im Kampfe um's Dasein absolut nichts
genützt haben würde, und ausserdem ein zufälliges Vorkommen
solcher Formen bei der Feinheit derselben, gegen welche die
Architectur der Knochenspongiosa balkengrob ist, durchaus in
das Bereich der Unwahrscheinlichkeit gehört, denn die Charaktere
am Astursprungskegel sind so feine, dass sie beim Abzeichnen
durch eine Abweichung von nur Strichbreite oft ganz verloren
gehen.

So weisen auch diese Gestaltungen wieder auf
das Vorhandensein von Qualitäten im Organismus
hin, welche auf die Einwirkung functioneller Reize
das Zweckmässige in höchster denkbarer Vollkom-

Roux, Kampf der Theile. 3
A. Leistungen derselben.

Wenn die Blutgefässwandung diese Eigenschaften hat, so
ergeben sich alle angeführten und auch die der Kürze halber
hier nicht erwähnten, aber gleichfalls in der oben genannten
Schrift beschriebenen Gestaltungen ganz von selber!

Andererseits hat aber auch die Blutgefässwandung an den
Stellen, wo es für den Organismus nöthig ist, die Fähigkeit,
selbst dem stärksten Flüssigkeitsstoss zu widerstehen, womit
das Wunderbare ihrer Eigenschaften noch bedeutend vermehrt
wird. Und doch erscheint es naturgemässer, diese drei Eigen-
schaften, welche für todte Substanz sich widersprechen würden,
der lebenden Wandung zuzuschreiben, als jede einzelne der
Millionen Verästelungsstellen durch formale Einzelgesetze ent-
stehen zu lassen, womit auch die Ausbildung der gleichen Ein-
richtungen in abnormen neuen Verhältnissen, nach Unterbindung
von Arterien etc., keine Erklärung fände. Aus diesem letzteren
Verhalten folgt wieder, wie bei den vorher besprochenen Bildungen,
dass die bezüglichen Gestaltungen nicht durch Einzelvariation
und Auslese entstanden und gezüchtet worden sein können;
ganz abgesehen davon, dass diese Züchtung wiederum auch gar
nicht möglich gewesen wäre, da das zufällige Vorkommen einiger
derartiger Variationen im Kampfe um’s Dasein absolut nichts
genützt haben würde, und ausserdem ein zufälliges Vorkommen
solcher Formen bei der Feinheit derselben, gegen welche die
Architectur der Knochenspongiosa balkengrob ist, durchaus in
das Bereich der Unwahrscheinlichkeit gehört, denn die Charaktere
am Astursprungskegel sind so feine, dass sie beim Abzeichnen
durch eine Abweichung von nur Strichbreite oft ganz verloren
gehen.

So weisen auch diese Gestaltungen wieder auf
das Vorhandensein von Qualitäten im Organismus
hin, welche auf die Einwirkung functioneller Reize
das Zweckmässige in höchster denkbarer Vollkom-

Roux, Kampf der Theile. 3
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[33/0047] A. Leistungen derselben. Wenn die Blutgefässwandung diese Eigenschaften hat, so ergeben sich alle angeführten und auch die der Kürze halber hier nicht erwähnten, aber gleichfalls in der oben genannten Schrift beschriebenen Gestaltungen ganz von selber! Andererseits hat aber auch die Blutgefässwandung an den Stellen, wo es für den Organismus nöthig ist, die Fähigkeit, selbst dem stärksten Flüssigkeitsstoss zu widerstehen, womit das Wunderbare ihrer Eigenschaften noch bedeutend vermehrt wird. Und doch erscheint es naturgemässer, diese drei Eigen- schaften, welche für todte Substanz sich widersprechen würden, der lebenden Wandung zuzuschreiben, als jede einzelne der Millionen Verästelungsstellen durch formale Einzelgesetze ent- stehen zu lassen, womit auch die Ausbildung der gleichen Ein- richtungen in abnormen neuen Verhältnissen, nach Unterbindung von Arterien etc., keine Erklärung fände. Aus diesem letzteren Verhalten folgt wieder, wie bei den vorher besprochenen Bildungen, dass die bezüglichen Gestaltungen nicht durch Einzelvariation und Auslese entstanden und gezüchtet worden sein können; ganz abgesehen davon, dass diese Züchtung wiederum auch gar nicht möglich gewesen wäre, da das zufällige Vorkommen einiger derartiger Variationen im Kampfe um’s Dasein absolut nichts genützt haben würde, und ausserdem ein zufälliges Vorkommen solcher Formen bei der Feinheit derselben, gegen welche die Architectur der Knochenspongiosa balkengrob ist, durchaus in das Bereich der Unwahrscheinlichkeit gehört, denn die Charaktere am Astursprungskegel sind so feine, dass sie beim Abzeichnen durch eine Abweichung von nur Strichbreite oft ganz verloren gehen. So weisen auch diese Gestaltungen wieder auf das Vorhandensein von Qualitäten im Organismus hin, welche auf die Einwirkung functioneller Reize das Zweckmässige in höchster denkbarer Vollkom- Roux, Kampf der Theile. 3

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/47>, abgerufen am 23.04.2024.