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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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A. Leistungen derselben.
bei den kurzen Muskeln, deren ganze Länge durch nur eine
Faser gebildet wird, schon aus der äusseren Betrachtung. Bei
den langen Muskeln, deren Länge durch Aneinanderreihungen
von mehreren Muskelfasern sich zusammensetzt, gleichfalls aus
dem Ausbleiben einer Verlängerung des ganzen Organes, denn
diese müsste nothwendig ebenfalls eintreten, wenn die Elemen-
tartheile länger würden. Es sei denn, dass sie entweder ihre
relative Lage zu den anderen änderten, indem sie sich mehr
in der Richtung der Länge zusammenschieben, oder dass, ent-
sprechend der Verlängerung der Fasern an einigen Stellen, an
den anderen Theilen des Muskels Verkleinerung derselben statt-
fände, beides schon an sich gleich unwahrscheinliche Vorgänge,
ganz abgesehen von der damit entstandenen Abweichung von
dem Verhalten bei den kürzeren Muskeln. Dass aber die Mus-
keln die Verstärkung der Thätigkeit mit dem Querschnitt zu
leisten haben, bedarf wohl keiner Erläuterung.

Warum ordnen sich die neugebildeten Protoplasmatheil-
chen der Faser blos in die Dimensionen des Querschnittes mit
Ausschluss der Länge? Warum thun dasselbe die neugebildeten
Muskelfasern?

Abweichungen von diesem typischen Verhalten kommen
am Herzen und den anderen Höhlenmuskeln in Blase,
Magen, Darm, Gebärmutter etc. nicht selten vor, indem mit
der Verdickung auch entsprechende oder nicht entsprechende
Verlängerung der Fasern, somit Vergrösserung des umschlosse-
nen Hohlraumes verbunden ist. Gerade das principiell andere
Verhalten an diesen Localitäten giebt uns einen bedeutsamen
Fingerzeig nach der Ursache der obigen Erscheinung an der
Skeletmuskulatur.

Ferner ist zum Belege des oben ausgesprochenen Gesetzes
anzuführen das Verhalten der Sehnen und Gelenkbänder.
Diese werden bekanntlich bei stärkerer Function gleichfalls

Roux, Kampf der Theile. 2

A. Leistungen derselben.
bei den kurzen Muskeln, deren ganze Länge durch nur eine
Faser gebildet wird, schon aus der äusseren Betrachtung. Bei
den langen Muskeln, deren Länge durch Aneinanderreihungen
von mehreren Muskelfasern sich zusammensetzt, gleichfalls aus
dem Ausbleiben einer Verlängerung des ganzen Organes, denn
diese müsste nothwendig ebenfalls eintreten, wenn die Elemen-
tartheile länger würden. Es sei denn, dass sie entweder ihre
relative Lage zu den anderen änderten, indem sie sich mehr
in der Richtung der Länge zusammenschieben, oder dass, ent-
sprechend der Verlängerung der Fasern an einigen Stellen, an
den anderen Theilen des Muskels Verkleinerung derselben statt-
fände, beides schon an sich gleich unwahrscheinliche Vorgänge,
ganz abgesehen von der damit entstandenen Abweichung von
dem Verhalten bei den kürzeren Muskeln. Dass aber die Mus-
keln die Verstärkung der Thätigkeit mit dem Querschnitt zu
leisten haben, bedarf wohl keiner Erläuterung.

Warum ordnen sich die neugebildeten Protoplasmatheil-
chen der Faser blos in die Dimensionen des Querschnittes mit
Ausschluss der Länge? Warum thun dasselbe die neugebildeten
Muskelfasern?

Abweichungen von diesem typischen Verhalten kommen
am Herzen und den anderen Höhlenmuskeln in Blase,
Magen, Darm, Gebärmutter etc. nicht selten vor, indem mit
der Verdickung auch entsprechende oder nicht entsprechende
Verlängerung der Fasern, somit Vergrösserung des umschlosse-
nen Hohlraumes verbunden ist. Gerade das principiell andere
Verhalten an diesen Localitäten giebt uns einen bedeutsamen
Fingerzeig nach der Ursache der obigen Erscheinung an der
Skeletmuskulatur.

Ferner ist zum Belege des oben ausgesprochenen Gesetzes
anzuführen das Verhalten der Sehnen und Gelenkbänder.
Diese werden bekanntlich bei stärkerer Function gleichfalls

Roux, Kampf der Theile. 2
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[17/0031] A. Leistungen derselben. bei den kurzen Muskeln, deren ganze Länge durch nur eine Faser gebildet wird, schon aus der äusseren Betrachtung. Bei den langen Muskeln, deren Länge durch Aneinanderreihungen von mehreren Muskelfasern sich zusammensetzt, gleichfalls aus dem Ausbleiben einer Verlängerung des ganzen Organes, denn diese müsste nothwendig ebenfalls eintreten, wenn die Elemen- tartheile länger würden. Es sei denn, dass sie entweder ihre relative Lage zu den anderen änderten, indem sie sich mehr in der Richtung der Länge zusammenschieben, oder dass, ent- sprechend der Verlängerung der Fasern an einigen Stellen, an den anderen Theilen des Muskels Verkleinerung derselben statt- fände, beides schon an sich gleich unwahrscheinliche Vorgänge, ganz abgesehen von der damit entstandenen Abweichung von dem Verhalten bei den kürzeren Muskeln. Dass aber die Mus- keln die Verstärkung der Thätigkeit mit dem Querschnitt zu leisten haben, bedarf wohl keiner Erläuterung. Warum ordnen sich die neugebildeten Protoplasmatheil- chen der Faser blos in die Dimensionen des Querschnittes mit Ausschluss der Länge? Warum thun dasselbe die neugebildeten Muskelfasern? Abweichungen von diesem typischen Verhalten kommen am Herzen und den anderen Höhlenmuskeln in Blase, Magen, Darm, Gebärmutter etc. nicht selten vor, indem mit der Verdickung auch entsprechende oder nicht entsprechende Verlängerung der Fasern, somit Vergrösserung des umschlosse- nen Hohlraumes verbunden ist. Gerade das principiell andere Verhalten an diesen Localitäten giebt uns einen bedeutsamen Fingerzeig nach der Ursache der obigen Erscheinung an der Skeletmuskulatur. Ferner ist zum Belege des oben ausgesprochenen Gesetzes anzuführen das Verhalten der Sehnen und Gelenkbänder. Diese werden bekanntlich bei stärkerer Function gleichfalls Roux, Kampf der Theile. 2

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/31>, abgerufen am 29.03.2024.