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Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857.

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Von den verschiedenen Arten der Aquarien.
sende deutsche Benennung zu finden. Leider ist es mir nicht gelungen,
eine zu finden, welche kurz und bündig in einem Worte das Ding gut
und wohlklingend bezeichnet hätte. "Der See im Glase", wie ich in mei-
nem vorjährigen Artikel in der "Gartenlaube" das Aquarium zu nennen
mich bereden ließ, hat, wie ich voraussah, als zu lang keinen Eingang
gefunden. Eine wörtliche Verdeutschung von Aquarium könnte nur
"Wasserei" lauten, was doch gar zu sehr wie ein Mißwort Joachim
Heinrich Campe's geklungen haben würde. "Bücherei" hat den Fremdling
Bibliothek noch nicht über die Grenze zu jagen vermocht, trotz der Bun-
desgenossen Reiterei, Käserei und andere. Sollte wider alles Erwarten
Wasserei Anklang und Eingang finden, so wird es alsdann als usus
auch bald ein tyrannus werden, aber ein tyrannus läßt sich selbst nicht
zwingen und erzwingen.

Darum lassen wir es bei Aquarium. Eben in der Weite seiner Be-
deutung und in seiner Neuheit und Fremdartigkeit neben der Neuheit des
Dinges selbst liegt des Wortes Annehmbarkeit. Wenn die von jedem
Freunde der Humanität ersehnte Weltsprache erreichbar sein sollte, so kann
sie es nur auf dem Wege der natürlichen Entwicklung, d. h. dadurch wer-
den, daß sich die herrschenden Sprachstämme in einander verschmelzen.

Doch genug gelegentlicher Gelehrtthuerei!

Von den Seewasser-Aquarien sehe ich in Nachstehendem ganz ab,
weil ich darüber keine Erfahrungen habe, und weil ich nicht glaube, daß
es jemals gelingen werde, anders als mit großen Kosten tief im Bin-
nenlande dergleichen herzustellen.

Aber auch die Süßwasser- oder meinetwegen Teich-Aquarien können
auf mancherlei Weise eingerichtet werden, wenigstens hinsichtlich ihres
Umfanges und der dadurch gebotenen Wahl der Form und des Stoffes
der Gefäße.

Am beliebtesten und bis jetzt wenigstens beinahe allein im Gebrauch
sind die Kelch-Aquarien, wie ich der Kürze wegen diejenigen nennen
will, welche aus einem großen, weiten, kelchartigen Glasgefäße bestehen.
Das Titelbild zeigt ein solches auf der linken Seite.

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Von den verſchiedenen Arten der Aquarien.
ſende deutſche Benennung zu finden. Leider iſt es mir nicht gelungen,
eine zu finden, welche kurz und bündig in einem Worte das Ding gut
und wohlklingend bezeichnet hätte. „Der See im Glaſe“, wie ich in mei-
nem vorjährigen Artikel in der „Gartenlaube“ das Aquarium zu nennen
mich bereden ließ, hat, wie ich vorausſah, als zu lang keinen Eingang
gefunden. Eine wörtliche Verdeutſchung von Aquarium könnte nur
„Waſſerei“ lauten, was doch gar zu ſehr wie ein Mißwort Joachim
Heinrich Campe’s geklungen haben würde. „Bücherei“ hat den Fremdling
Bibliothek noch nicht über die Grenze zu jagen vermocht, trotz der Bun-
desgenoſſen Reiterei, Käſerei und andere. Sollte wider alles Erwarten
Waſſerei Anklang und Eingang finden, ſo wird es alsdann als usus
auch bald ein tyrannus werden, aber ein tyrannus läßt ſich ſelbſt nicht
zwingen und erzwingen.

Darum laſſen wir es bei Aquarium. Eben in der Weite ſeiner Be-
deutung und in ſeiner Neuheit und Fremdartigkeit neben der Neuheit des
Dinges ſelbſt liegt des Wortes Annehmbarkeit. Wenn die von jedem
Freunde der Humanität erſehnte Weltſprache erreichbar ſein ſollte, ſo kann
ſie es nur auf dem Wege der natürlichen Entwicklung, d. h. dadurch wer-
den, daß ſich die herrſchenden Sprachſtämme in einander verſchmelzen.

Doch genug gelegentlicher Gelehrtthuerei!

Von den Seewaſſer-Aquarien ſehe ich in Nachſtehendem ganz ab,
weil ich darüber keine Erfahrungen habe, und weil ich nicht glaube, daß
es jemals gelingen werde, anders als mit großen Koſten tief im Bin-
nenlande dergleichen herzuſtellen.

Aber auch die Süßwaſſer- oder meinetwegen Teich-Aquarien können
auf mancherlei Weiſe eingerichtet werden, wenigſtens hinſichtlich ihres
Umfanges und der dadurch gebotenen Wahl der Form und des Stoffes
der Gefäße.

Am beliebteſten und bis jetzt wenigſtens beinahe allein im Gebrauch
ſind die Kelch-Aquarien, wie ich der Kürze wegen diejenigen nennen
will, welche aus einem großen, weiten, kelchartigen Glasgefäße beſtehen.
Das Titelbild zeigt ein ſolches auf der linken Seite.

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[3/0019] Von den verſchiedenen Arten der Aquarien. ſende deutſche Benennung zu finden. Leider iſt es mir nicht gelungen, eine zu finden, welche kurz und bündig in einem Worte das Ding gut und wohlklingend bezeichnet hätte. „Der See im Glaſe“, wie ich in mei- nem vorjährigen Artikel in der „Gartenlaube“ das Aquarium zu nennen mich bereden ließ, hat, wie ich vorausſah, als zu lang keinen Eingang gefunden. Eine wörtliche Verdeutſchung von Aquarium könnte nur „Waſſerei“ lauten, was doch gar zu ſehr wie ein Mißwort Joachim Heinrich Campe’s geklungen haben würde. „Bücherei“ hat den Fremdling Bibliothek noch nicht über die Grenze zu jagen vermocht, trotz der Bun- desgenoſſen Reiterei, Käſerei und andere. Sollte wider alles Erwarten Waſſerei Anklang und Eingang finden, ſo wird es alsdann als usus auch bald ein tyrannus werden, aber ein tyrannus läßt ſich ſelbſt nicht zwingen und erzwingen. Darum laſſen wir es bei Aquarium. Eben in der Weite ſeiner Be- deutung und in ſeiner Neuheit und Fremdartigkeit neben der Neuheit des Dinges ſelbſt liegt des Wortes Annehmbarkeit. Wenn die von jedem Freunde der Humanität erſehnte Weltſprache erreichbar ſein ſollte, ſo kann ſie es nur auf dem Wege der natürlichen Entwicklung, d. h. dadurch wer- den, daß ſich die herrſchenden Sprachſtämme in einander verſchmelzen. Doch genug gelegentlicher Gelehrtthuerei! Von den Seewaſſer-Aquarien ſehe ich in Nachſtehendem ganz ab, weil ich darüber keine Erfahrungen habe, und weil ich nicht glaube, daß es jemals gelingen werde, anders als mit großen Koſten tief im Bin- nenlande dergleichen herzuſtellen. Aber auch die Süßwaſſer- oder meinetwegen Teich-Aquarien können auf mancherlei Weiſe eingerichtet werden, wenigſtens hinſichtlich ihres Umfanges und der dadurch gebotenen Wahl der Form und des Stoffes der Gefäße. Am beliebteſten und bis jetzt wenigſtens beinahe allein im Gebrauch ſind die Kelch-Aquarien, wie ich der Kürze wegen diejenigen nennen will, welche aus einem großen, weiten, kelchartigen Glasgefäße beſtehen. Das Titelbild zeigt ein ſolches auf der linken Seite. 1*

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Zitationshilfe: Roßmäßler, Emil Adolf: Das Süßwasser-Aquarium. Leipzig, 1857, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rossmaessler_suesswasseraquarium_1857/19>, abgerufen am 23.04.2024.