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Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853.

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kann nur begriffen werden als die Mitte zwischen dem
Schönen und dem Komischen. Das Komische ist ohne
ein Ingrediens von Häßlichkeit, das von ihm aufgelöst
und in die Freiheit des Schönen zurückgebildet wird,
unmöglich. Dieser überall sich ergebende heitere Aus¬
gang unserer Untersuchung wird für das unleugbar
Peinliche mancher Abschnitte entschädigen.

Im Verlauf der Abhandlung habe ich mich ein¬
mal darüber gewissermaaßen entschuldigt, so viel in
Beispielen zu denken. Allein ich sehe ein, daß ich es
gar nicht nöthig gehabt hätte, denn alle Aesthetiker,
auch Winkelmann, auch Lessing, auch Kant, auch Jean
Paul, auch Hegel, auch Vischer, und Schiller selbst,
der den sparsamen Gebrauch des Beispiels empfiehlt,
verfahren in dieser Weise. Von dem Material, das
ich eine Reihe von Jahren über zu diesem Zweck an¬
gehäuft hatte, habe ich übrigens nur etwas über die
Hälfte verwendet und darf insofern behaupten, recht
sparsam gewesen zu sein. Bei der Auswahl der Beispiele
ist es mir nur darauf angekommen, vielseitig zu sein,
um nicht durch das Beispiel, wie die Geschichte aller
Wissenschaften zeigt, eine beschränkte Auffassung des
Allgemeingültigen zu veranlassen.

kann nur begriffen werden als die Mitte zwiſchen dem
Schönen und dem Komiſchen. Das Komiſche iſt ohne
ein Ingrediens von Häßlichkeit, das von ihm aufgelöſt
und in die Freiheit des Schönen zurückgebildet wird,
unmöglich. Dieſer überall ſich ergebende heitere Aus¬
gang unſerer Unterſuchung wird für das unleugbar
Peinliche mancher Abſchnitte entſchädigen.

Im Verlauf der Abhandlung habe ich mich ein¬
mal darüber gewiſſermaaßen entſchuldigt, ſo viel in
Beiſpielen zu denken. Allein ich ſehe ein, daß ich es
gar nicht nöthig gehabt hätte, denn alle Aeſthetiker,
auch Winkelmann, auch Leſſing, auch Kant, auch Jean
Paul, auch Hegel, auch Viſcher, und Schiller ſelbſt,
der den ſparſamen Gebrauch des Beiſpiels empfiehlt,
verfahren in dieſer Weiſe. Von dem Material, das
ich eine Reihe von Jahren über zu dieſem Zweck an¬
gehäuft hatte, habe ich übrigens nur etwas über die
Hälfte verwendet und darf inſofern behaupten, recht
ſparſam geweſen zu ſein. Bei der Auswahl der Beiſpiele
iſt es mir nur darauf angekommen, vielſeitig zu ſein,
um nicht durch das Beiſpiel, wie die Geſchichte aller
Wiſſenſchaften zeigt, eine beſchränkte Auffaſſung des
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[VII/0015] kann nur begriffen werden als die Mitte zwiſchen dem Schönen und dem Komiſchen. Das Komiſche iſt ohne ein Ingrediens von Häßlichkeit, das von ihm aufgelöſt und in die Freiheit des Schönen zurückgebildet wird, unmöglich. Dieſer überall ſich ergebende heitere Aus¬ gang unſerer Unterſuchung wird für das unleugbar Peinliche mancher Abſchnitte entſchädigen. Im Verlauf der Abhandlung habe ich mich ein¬ mal darüber gewiſſermaaßen entſchuldigt, ſo viel in Beiſpielen zu denken. Allein ich ſehe ein, daß ich es gar nicht nöthig gehabt hätte, denn alle Aeſthetiker, auch Winkelmann, auch Leſſing, auch Kant, auch Jean Paul, auch Hegel, auch Viſcher, und Schiller ſelbſt, der den ſparſamen Gebrauch des Beiſpiels empfiehlt, verfahren in dieſer Weiſe. Von dem Material, das ich eine Reihe von Jahren über zu dieſem Zweck an¬ gehäuft hatte, habe ich übrigens nur etwas über die Hälfte verwendet und darf inſofern behaupten, recht ſparſam geweſen zu ſein. Bei der Auswahl der Beiſpiele iſt es mir nur darauf angekommen, vielſeitig zu ſein, um nicht durch das Beiſpiel, wie die Geſchichte aller Wiſſenſchaften zeigt, eine beſchränkte Auffaſſung des Allgemeingültigen zu veranlaſſen.

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Zitationshilfe: Rosenkranz, Karl: Ästhetik des Häßlichen. Königsberg, 1853, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rosenkranz_aesthetik_1853/15>, abgerufen am 25.04.2024.