Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603.

Bild:
<< vorherige Seite

zu dem du dichs im geringsten nicht versehen
hettest.

Da fielen mir die Threnen aus den Augen/ vnd
meine gute Freunde/ die vmb vnd bey mir stunden/
weineten desselben gleichen/ welche keinen betrug
oder heimlich Schelmstück im Sinne hatten/ son-
dern für mich wol in den todt gegangen we-
ren.

Folgendes Morgens dachte ich/ ich wolte wie-
derumb auffstehen/ denn ich hatte noch nicht gefra-
get/ ob ich mich auch für meinen besten freunden hü-
ten solte. Ob das Oraculum vnd Warsagen auch
in diesem fall den Alexandrum warnen wolte. Als
wir nun hingiengen mahlzeit zu halten/ war ich so
bestürtzt/ das ich mich wolt zu ruhe legen. Meine
freunde aber baten mich/ ich solte mich mit sölchen
mühseligen gedancken vnd Hunger nicht außmat-
ten/ darauff ich denn ein par bissen/ wieder meinen
willen/ essen muste. Legte mich her nacher an die hei-
lige stete/ damit ich als bald mit der Sonnen auff-
gang auffwarten könte.

Als ich nun folgends tages mit dem aller frü-
esten erwachte/ weckete ich meine Freunde eilends
auff/ die denn alle hart eingeschlaffen waren. Ja
der Priester selber lag vnter seinen Thierheuten
vnd schlieff/ vnd hatte noch ein theil Kuchen/ auff
einen Elphenbeinen Teller für sich legen. Welches

er von
F iij

zu dem du dichs im geringſten nicht verſehen
hetteſt.

Da fielen mir die Threnen aus den Augen/ vnd
meine gute Freunde/ die vmb vnd bey mir ſtunden/
weineten deſſelben gleichen/ welche keinen betrug
oder heimlich Schelmſtuͤck im Sinne hatten/ ſon-
dern fuͤr mich wol in den todt gegangen we-
ren.

Folgendes Morgens dachte ich/ ich wolte wie-
derumb auffſtehen/ denn ich hatte noch nicht gefra-
get/ ob ich mich auch fuͤr meinen beſten freunden huͤ-
ten ſolte. Ob das Oraculum vnd Warſagen auch
in dieſem fall den Alexandrum warnen wolte. Als
wir nun hingiengen mahlzeit zu halten/ war ich ſo
beſtuͤrtzt/ das ich mich wolt zu ruhe legen. Meine
freunde aber baten mich/ ich ſolte mich mit ſoͤlchen
muͤhſeligen gedancken vnd Hunger nicht außmat-
ten/ darauff ich denn ein par biſſen/ wieder meinen
willen/ eſſen muſte. Legte mich her nacher an die hei-
lige ſtete/ damit ich als bald mit der Sonnen auff-
gang auffwarten koͤnte.

Als ich nun folgends tages mit dem aller fruͤ-
eſten erwachte/ weckete ich meine Freunde eilends
auff/ die denn alle hart eingeſchlaffen waren. Ja
der Prieſter ſelber lag vnter ſeinen Thierheuten
vnd ſchlieff/ vnd hatte noch ein theil Kuchen/ auff
einen Elphenbeinen Teller fuͤr ſich legen. Welches

er von
F iij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0047" n="37"/>
zu dem du dichs im gering&#x017F;ten nicht ver&#x017F;ehen<lb/>
hette&#x017F;t.</p><lb/>
            <p>Da fielen mir die Threnen aus den Augen/ vnd<lb/>
meine gute Freunde/ die vmb vnd bey mir &#x017F;tunden/<lb/>
weineten de&#x017F;&#x017F;elben gleichen/ welche keinen betrug<lb/>
oder heimlich Schelm&#x017F;tu&#x0364;ck im Sinne hatten/ &#x017F;on-<lb/>
dern fu&#x0364;r mich wol in den todt gegangen we-<lb/>
ren.</p><lb/>
            <p>Folgendes Morgens dachte ich/ ich wolte wie-<lb/>
derumb auff&#x017F;tehen/ denn ich hatte noch nicht gefra-<lb/>
get/ ob ich mich auch fu&#x0364;r meinen be&#x017F;ten freunden hu&#x0364;-<lb/>
ten &#x017F;olte. Ob das <hi rendition="#aq">Oraculum</hi> vnd War&#x017F;agen auch<lb/>
in die&#x017F;em fall den Alexandrum warnen wolte. Als<lb/>
wir nun hingiengen mahlzeit zu halten/ war ich &#x017F;o<lb/>
be&#x017F;tu&#x0364;rtzt/ das ich mich wolt zu ruhe legen. Meine<lb/>
freunde aber baten mich/ ich &#x017F;olte mich mit &#x017F;o&#x0364;lchen<lb/>
mu&#x0364;h&#x017F;eligen gedancken vnd Hunger nicht außmat-<lb/>
ten/ darauff ich denn ein par bi&#x017F;&#x017F;en/ wieder meinen<lb/>
willen/ e&#x017F;&#x017F;en mu&#x017F;te. Legte mich her nacher an die hei-<lb/>
lige &#x017F;tete/ damit ich als bald mit der Sonnen auff-<lb/>
gang auffwarten ko&#x0364;nte.</p><lb/>
            <p>Als ich nun folgends tages mit dem aller fru&#x0364;-<lb/>
e&#x017F;ten erwachte/ weckete ich meine Freunde eilends<lb/>
auff/ die denn alle hart einge&#x017F;chlaffen waren. Ja<lb/>
der Prie&#x017F;ter &#x017F;elber lag vnter &#x017F;einen Thierheuten<lb/>
vnd &#x017F;chlieff/ vnd hatte noch ein theil Kuchen/ auff<lb/>
einen Elphenbeinen Teller fu&#x0364;r &#x017F;ich legen. Welches<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F iij</fw><fw place="bottom" type="catch">er von</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[37/0047] zu dem du dichs im geringſten nicht verſehen hetteſt. Da fielen mir die Threnen aus den Augen/ vnd meine gute Freunde/ die vmb vnd bey mir ſtunden/ weineten deſſelben gleichen/ welche keinen betrug oder heimlich Schelmſtuͤck im Sinne hatten/ ſon- dern fuͤr mich wol in den todt gegangen we- ren. Folgendes Morgens dachte ich/ ich wolte wie- derumb auffſtehen/ denn ich hatte noch nicht gefra- get/ ob ich mich auch fuͤr meinen beſten freunden huͤ- ten ſolte. Ob das Oraculum vnd Warſagen auch in dieſem fall den Alexandrum warnen wolte. Als wir nun hingiengen mahlzeit zu halten/ war ich ſo beſtuͤrtzt/ das ich mich wolt zu ruhe legen. Meine freunde aber baten mich/ ich ſolte mich mit ſoͤlchen muͤhſeligen gedancken vnd Hunger nicht außmat- ten/ darauff ich denn ein par biſſen/ wieder meinen willen/ eſſen muſte. Legte mich her nacher an die hei- lige ſtete/ damit ich als bald mit der Sonnen auff- gang auffwarten koͤnte. Als ich nun folgends tages mit dem aller fruͤ- eſten erwachte/ weckete ich meine Freunde eilends auff/ die denn alle hart eingeſchlaffen waren. Ja der Prieſter ſelber lag vnter ſeinen Thierheuten vnd ſchlieff/ vnd hatte noch ein theil Kuchen/ auff einen Elphenbeinen Teller fuͤr ſich legen. Welches er von F iij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/47
Zitationshilfe: Rollenhagen, Gabriel: Vier Bücher Wunderbarlicher biß daher vnerhörter/ vnd vngleublicher Jndianischer reysen. Magdeburg, 1603, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rollenhagen_reysen_1603/47>, abgerufen am 29.03.2024.