Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

Bild:
<< vorherige Seite

tzungen des Peter de Crescentiis bemerket, welche
das Museum Rusticum im 1sten Theil S. 77.
erwähnt.

Es
1609 setzt: allein der deutsche Herausgeber des
Musei rustici et commerc. im 1sten Theil S. 75.
behauptet, daß Coleri Handbuch schon 1595 zu
Wittenberg in 4. gedruckt sey, und merkt dieses
als einen Fehler des Gelehrten Lexici an. Doch
Hr. Lueder in seinen Briefen über die Küchengär-
ten im 3ten Theile S. 354 will behaupten, daß
damals vielleicht das Calendarium zuerst erschie-
nen sey, nicht aber das Handbuch, giebt es aber
blos als eine Vermuthung. Es ist dieses über-
haupt eins der ersten deutschen vollständigen Wer-
ke über die Oekonomie. Er führt nicht nur alles
an, was in den alten griechischen und römischen
Schriftstellern für die Oekonomie in Deutschland
brauchbar ist, und fügte die bis zu seinen Zeiten
gemachten neuern Beobachtungen bey. Hierdurch
wurde dieses Buch gleichsam ein Innbegriff aller
ökonomischen Kenntnisse, die er aus den Schrift-
stellern und eigenen Erfahrungen hatte. Coler,
als ein Schlesier, kannte die schlesische Wirthschaft,
hatte in Brandenburg und Mecklenburg die Wirth-
schaftsarten, so wie auf seinen Reisen die meisten
Provinzialculturen kennen lernen, und konnte
also seinem Buche den Grad der Vollkommenheit
geben, den zu seinen Zeiten auch entfernte Schrift-
steller zu schätzen wußten. Die deutschen Oeko-
nomen und Schriftsteller scheinen von der Zeit an
die Griechen und Römer und die Uebersetzungen
derselben nicht mehr so zu achten, und dieses ist
wahrscheinlich die Ursache, daß sie, ungeachtet sie
in der letztern Hälfte des 16ten Jahrhunders so oft
gedruckt waren, sich so sehr verloren, und so selten
gewor-

tzungen des Peter de Creſcentiis bemerket, welche
das Muſeum Ruſticum im 1ſten Theil S. 77.
erwaͤhnt.

Es
1609 ſetzt: allein der deutſche Herausgeber des
Muſei ruſtici et commerc. im 1ſten Theil S. 75.
behauptet, daß Coleri Handbuch ſchon 1595 zu
Wittenberg in 4. gedruckt ſey, und merkt dieſes
als einen Fehler des Gelehrten Lexici an. Doch
Hr. Lueder in ſeinen Briefen uͤber die Kuͤchengaͤr-
ten im 3ten Theile S. 354 will behaupten, daß
damals vielleicht das Calendarium zuerſt erſchie-
nen ſey, nicht aber das Handbuch, giebt es aber
blos als eine Vermuthung. Es iſt dieſes uͤber-
haupt eins der erſten deutſchen vollſtaͤndigen Wer-
ke uͤber die Oekonomie. Er fuͤhrt nicht nur alles
an, was in den alten griechiſchen und roͤmiſchen
Schriftſtellern fuͤr die Oekonomie in Deutſchland
brauchbar iſt, und fuͤgte die bis zu ſeinen Zeiten
gemachten neuern Beobachtungen bey. Hierdurch
wurde dieſes Buch gleichſam ein Innbegriff aller
oͤkonomiſchen Kenntniſſe, die er aus den Schrift-
ſtellern und eigenen Erfahrungen hatte. Coler,
als ein Schleſier, kannte die ſchleſiſche Wirthſchaft,
hatte in Brandenburg und Mecklenburg die Wirth-
ſchaftsarten, ſo wie auf ſeinen Reiſen die meiſten
Provinzialculturen kennen lernen, und konnte
alſo ſeinem Buche den Grad der Vollkommenheit
geben, den zu ſeinen Zeiten auch entfernte Schrift-
ſteller zu ſchaͤtzen wußten. Die deutſchen Oeko-
nomen und Schriftſteller ſcheinen von der Zeit an
die Griechen und Roͤmer und die Ueberſetzungen
derſelben nicht mehr ſo zu achten, und dieſes iſt
wahrſcheinlich die Urſache, daß ſie, ungeachtet ſie
in der letztern Haͤlfte des 16ten Jahrhunders ſo oft
gedruckt waren, ſich ſo ſehr verloren, und ſo ſelten
gewor-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0042" n="16"/>
tzungen des Peter de Cre&#x017F;centiis bemerket, welche<lb/>
das Mu&#x017F;eum Ru&#x017F;ticum im 1&#x017F;ten Theil S. 77.<lb/>
erwa&#x0364;hnt.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        <p>
          <note next="#seg2pn_4_3" xml:id="seg2pn_4_2" prev="#seg2pn_4_1" place="foot" n="i)">1609 &#x017F;etzt: allein der deut&#x017F;che Herausgeber des<lb/><hi rendition="#aq">Mu&#x017F;ei ru&#x017F;tici et commerc.</hi> im 1&#x017F;ten Theil S. 75.<lb/>
behauptet, daß Coleri Handbuch &#x017F;chon 1595 zu<lb/>
Wittenberg in 4. gedruckt &#x017F;ey, und merkt die&#x017F;es<lb/>
als einen Fehler des Gelehrten Lexici an. Doch<lb/>
Hr. Lueder in &#x017F;einen Briefen u&#x0364;ber die Ku&#x0364;chenga&#x0364;r-<lb/>
ten im 3ten Theile S. 354 will behaupten, daß<lb/>
damals vielleicht das <hi rendition="#aq">Calendarium</hi> zuer&#x017F;t er&#x017F;chie-<lb/>
nen &#x017F;ey, nicht aber das Handbuch, giebt es aber<lb/>
blos als eine Vermuthung. Es i&#x017F;t die&#x017F;es u&#x0364;ber-<lb/>
haupt eins der er&#x017F;ten deut&#x017F;chen voll&#x017F;ta&#x0364;ndigen Wer-<lb/>
ke u&#x0364;ber die Oekonomie. Er fu&#x0364;hrt nicht nur alles<lb/>
an, was in den alten griechi&#x017F;chen und ro&#x0364;mi&#x017F;chen<lb/>
Schrift&#x017F;tellern fu&#x0364;r die Oekonomie in Deut&#x017F;chland<lb/>
brauchbar i&#x017F;t, und fu&#x0364;gte die bis zu &#x017F;einen Zeiten<lb/>
gemachten neuern Beobachtungen bey. Hierdurch<lb/>
wurde die&#x017F;es Buch gleich&#x017F;am ein Innbegriff aller<lb/>
o&#x0364;konomi&#x017F;chen Kenntni&#x017F;&#x017F;e, die er aus den Schrift-<lb/>
&#x017F;tellern und eigenen Erfahrungen hatte. Coler,<lb/>
als ein Schle&#x017F;ier, kannte die &#x017F;chle&#x017F;i&#x017F;che Wirth&#x017F;chaft,<lb/>
hatte in Brandenburg und Mecklenburg die Wirth-<lb/>
&#x017F;chaftsarten, &#x017F;o wie auf &#x017F;einen Rei&#x017F;en die mei&#x017F;ten<lb/>
Provinzialculturen kennen lernen, und konnte<lb/>
al&#x017F;o &#x017F;einem Buche den Grad der Vollkommenheit<lb/>
geben, den zu &#x017F;einen Zeiten auch entfernte Schrift-<lb/>
&#x017F;teller zu &#x017F;cha&#x0364;tzen wußten. Die deut&#x017F;chen Oeko-<lb/>
nomen und Schrift&#x017F;teller &#x017F;cheinen von der Zeit an<lb/>
die Griechen und Ro&#x0364;mer und die Ueber&#x017F;etzungen<lb/>
der&#x017F;elben nicht mehr &#x017F;o zu achten, und die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich die Ur&#x017F;ache, daß &#x017F;ie, ungeachtet &#x017F;ie<lb/>
in der letztern Ha&#x0364;lfte des 16ten Jahrhunders &#x017F;o oft<lb/>
gedruckt waren, &#x017F;ich &#x017F;o &#x017F;ehr verloren, und &#x017F;o &#x017F;elten<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gewor-</fw></note>
        </p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[16/0042] tzungen des Peter de Creſcentiis bemerket, welche das Muſeum Ruſticum im 1ſten Theil S. 77. erwaͤhnt. Es i) i) 1609 ſetzt: allein der deutſche Herausgeber des Muſei ruſtici et commerc. im 1ſten Theil S. 75. behauptet, daß Coleri Handbuch ſchon 1595 zu Wittenberg in 4. gedruckt ſey, und merkt dieſes als einen Fehler des Gelehrten Lexici an. Doch Hr. Lueder in ſeinen Briefen uͤber die Kuͤchengaͤr- ten im 3ten Theile S. 354 will behaupten, daß damals vielleicht das Calendarium zuerſt erſchie- nen ſey, nicht aber das Handbuch, giebt es aber blos als eine Vermuthung. Es iſt dieſes uͤber- haupt eins der erſten deutſchen vollſtaͤndigen Wer- ke uͤber die Oekonomie. Er fuͤhrt nicht nur alles an, was in den alten griechiſchen und roͤmiſchen Schriftſtellern fuͤr die Oekonomie in Deutſchland brauchbar iſt, und fuͤgte die bis zu ſeinen Zeiten gemachten neuern Beobachtungen bey. Hierdurch wurde dieſes Buch gleichſam ein Innbegriff aller oͤkonomiſchen Kenntniſſe, die er aus den Schrift- ſtellern und eigenen Erfahrungen hatte. Coler, als ein Schleſier, kannte die ſchleſiſche Wirthſchaft, hatte in Brandenburg und Mecklenburg die Wirth- ſchaftsarten, ſo wie auf ſeinen Reiſen die meiſten Provinzialculturen kennen lernen, und konnte alſo ſeinem Buche den Grad der Vollkommenheit geben, den zu ſeinen Zeiten auch entfernte Schrift- ſteller zu ſchaͤtzen wußten. Die deutſchen Oeko- nomen und Schriftſteller ſcheinen von der Zeit an die Griechen und Roͤmer und die Ueberſetzungen derſelben nicht mehr ſo zu achten, und dieſes iſt wahrſcheinlich die Urſache, daß ſie, ungeachtet ſie in der letztern Haͤlfte des 16ten Jahrhunders ſo oft gedruckt waren, ſich ſo ſehr verloren, und ſo ſelten gewor-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/42
Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/42>, abgerufen am 29.03.2024.