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Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781.

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um der Sprache willen. Und hatten die
Deutschen nicht um eben die Zeiten einen
Budäus, Erasmus und andere, die sich
mit den ökonomischen Schriftstellern der
Alten beschäfftigten? Erschienen nicht
auch in Deutschland die römischen öko-
nomischen Schriftsteller? nicht auch in
Frankreich? Und wenn gleich die Ita-
liäner einen Petrus de Crescentiis schon
in ältern Zeiten haben, so haben doch
auch die Deutschen einen Friedrich den
II, und vielleicht noch andere itzt unbe-
kannte Werke. Allein alles dieses brau-
chen wir nicht, um den Verdiensten der
Deutschen den Vorzug hierinne zu geben.

Es kommt bey der Aufnahme und
Beförderung der Oekonomie unstreitig
das meiste darauf an, und ist die wich-
tigste Veränderung, daß sie ein Gegen-
stand vor die Regierung wurde; diese
empfahl sie den Gelehrten noch mehr, und
beförderte sie durch Anstalten unter dem
nährenden Stande, welche nur sie allein
machen konnte. Dieses that zuerst Sach-
sen, und durch dieses Deutschland.

Die Bemühungen der Italiäner und
der andern Nationen waren bloße Pri-

vat-

um der Sprache willen. Und hatten die
Deutſchen nicht um eben die Zeiten einen
Budaͤus, Eraſmus und andere, die ſich
mit den oͤkonomiſchen Schriftſtellern der
Alten beſchaͤfftigten? Erſchienen nicht
auch in Deutſchland die roͤmiſchen oͤko-
nomiſchen Schriftſteller? nicht auch in
Frankreich? Und wenn gleich die Ita-
liaͤner einen Petrus de Creſcentiis ſchon
in aͤltern Zeiten haben, ſo haben doch
auch die Deutſchen einen Friedrich den
II, und vielleicht noch andere itzt unbe-
kannte Werke. Allein alles dieſes brau-
chen wir nicht, um den Verdienſten der
Deutſchen den Vorzug hierinne zu geben.

Es kommt bey der Aufnahme und
Befoͤrderung der Oekonomie unſtreitig
das meiſte darauf an, und iſt die wich-
tigſte Veraͤnderung, daß ſie ein Gegen-
ſtand vor die Regierung wurde; dieſe
empfahl ſie den Gelehrten noch mehr, und
befoͤrderte ſie durch Anſtalten unter dem
naͤhrenden Stande, welche nur ſie allein
machen konnte. Dieſes that zuerſt Sach-
ſen, und durch dieſes Deutſchland.

Die Bemuͤhungen der Italiaͤner und
der andern Nationen waren bloße Pri-

vat-
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[XV/0021] um der Sprache willen. Und hatten die Deutſchen nicht um eben die Zeiten einen Budaͤus, Eraſmus und andere, die ſich mit den oͤkonomiſchen Schriftſtellern der Alten beſchaͤfftigten? Erſchienen nicht auch in Deutſchland die roͤmiſchen oͤko- nomiſchen Schriftſteller? nicht auch in Frankreich? Und wenn gleich die Ita- liaͤner einen Petrus de Creſcentiis ſchon in aͤltern Zeiten haben, ſo haben doch auch die Deutſchen einen Friedrich den II, und vielleicht noch andere itzt unbe- kannte Werke. Allein alles dieſes brau- chen wir nicht, um den Verdienſten der Deutſchen den Vorzug hierinne zu geben. Es kommt bey der Aufnahme und Befoͤrderung der Oekonomie unſtreitig das meiſte darauf an, und iſt die wich- tigſte Veraͤnderung, daß ſie ein Gegen- ſtand vor die Regierung wurde; dieſe empfahl ſie den Gelehrten noch mehr, und befoͤrderte ſie durch Anſtalten unter dem naͤhrenden Stande, welche nur ſie allein machen konnte. Dieſes that zuerſt Sach- ſen, und durch dieſes Deutſchland. Die Bemuͤhungen der Italiaͤner und der andern Nationen waren bloße Pri- vat-

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Zitationshilfe: Rössig, Carl Gottlob: Versuch einer pragmatischen Geschichte der Ökonomie- Polizey- und Cameralwissenschaften. Deutschland. Bd. 1. Leipzig, 1781, S. XV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roessig_oekonomie01_1781/21>, abgerufen am 28.03.2024.