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Röntgen, Wilhelm Conrad: Ueber eine neue Art von Strahlen. Vorläufige Mittheilung. 2. Aufl. Würzburg, 1896.

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als Phosphore bekannten Calciumverbindungen, dann Uranglas,
gewöhnliches Glas, Kalkspath, Steinsalz etc.

Von besonderer Bedeutung in mancher Hinsicht ist die
Thatsache, dass photographische Trockenplatten sich als em-
pfindlich für die X-Strahlen erwiesen haben. Man ist im Stande
manche Erscheinung zu fixiren, wodurch Täuschungen leichter
ausgeschlossen werden; und ich habe, wo es irgend anging, jede
wichtigere Beobachtung, die ich mit dem Auge am Fluorescenz-
schirm machte, durch eine photographische Aufnahme controllirt.

Dabei kommt die Eigenschaft der Strahlen, fast ungehindert
durch dünnere Holz-, Papier- und Stanniolschichten hindurchgehen
zu können, sehr zu Statten; man kann die Aufnahmen mit der
in der Cassette, oder in einer Papierumhüllung eingeschlossenen
photographischen Platte im beleuchteten Zimmer machen. An-
dererseits hat diese Eigenschaft auch zur Folge, dass man un-
entwickelte Platten nicht bloss durch die gebräuchliche Hülle
aus Pappendeckel und Papier geschützt längere Zeit in der Nähe
des Entladungsapparates liegen lassen darf.

Fraglich erscheint es noch, ob die chemische Wirkung auf
die Silbersalze der photographischen Platte direct von den
X-Strahlen ausgeübt wird. Möglich ist es, dass diese Wirkung
herrührt von dem Fluorescenzlicht, das, wie oben angegeben, in
der Glasplatte, oder vielleicht in der Gelatineschicht erzeugt
wird. "Films" können übrigens ebenso gut wie Glasplatten ver-
wendet werden.

Dass die X-Strahlen auch eine Wärmewirkung auszuüben
im Stande sind, habe ich noch nicht experimentell nachgewiesen;
doch darf man wohl diese Eigenschaft als vorhanden annehmen,
nachdem durch die Fluorescenzerscheinungen die Fähigkeit der
X-Strahlen, verwandelt zu werden, nachgewiesen ist, und es
sicher ist, dass nicht alle auffallenden X-Strahlen den Körper
als solche wieder verlassen.

Die Retina des Auges ist für unsere Strahlen unempfind-
lich; das dicht an den Entladungsapparat herangebrachte Auge
bemerkt nichts, wiewohl nach den gemachten Erfahrungen die
im Auge enthaltenen Medien für die Strahlen durchlässig genug
sein müssen.

7. Nachdem ich die Durchlässigkeit verschiedener Körper
von relativ grosser Dicke erkannt hatte, beeilte ich mich, zu
erfahren, wie sich die X-Strahlen beim Durchgang durch ein

als Phosphore bekannten Calciumverbindungen, dann Uranglas,
gewöhnliches Glas, Kalkspath, Steinsalz etc.

Von besonderer Bedeutung in mancher Hinsicht ist die
Thatsache, dass photographische Trockenplatten sich als em-
pfindlich für die X-Strahlen erwiesen haben. Man ist im Stande
manche Erscheinung zu fixiren, wodurch Täuschungen leichter
ausgeschlossen werden; und ich habe, wo es irgend anging, jede
wichtigere Beobachtung, die ich mit dem Auge am Fluorescenz-
schirm machte, durch eine photographische Aufnahme controllirt.

Dabei kommt die Eigenschaft der Strahlen, fast ungehindert
durch dünnere Holz-, Papier- und Stanniolschichten hindurchgehen
zu können, sehr zu Statten; man kann die Aufnahmen mit der
in der Cassette, oder in einer Papierumhüllung eingeschlossenen
photographischen Platte im beleuchteten Zimmer machen. An-
dererseits hat diese Eigenschaft auch zur Folge, dass man un-
entwickelte Platten nicht bloss durch die gebräuchliche Hülle
aus Pappendeckel und Papier geschützt längere Zeit in der Nähe
des Entladungsapparates liegen lassen darf.

Fraglich erscheint es noch, ob die chemische Wirkung auf
die Silbersalze der photographischen Platte direct von den
X-Strahlen ausgeübt wird. Möglich ist es, dass diese Wirkung
herrührt von dem Fluorescenzlicht, das, wie oben angegeben, in
der Glasplatte, oder vielleicht in der Gelatineschicht erzeugt
wird. „Films“ können übrigens ebenso gut wie Glasplatten ver-
wendet werden.

Dass die X-Strahlen auch eine Wärmewirkung auszuüben
im Stande sind, habe ich noch nicht experimentell nachgewiesen;
doch darf man wohl diese Eigenschaft als vorhanden annehmen,
nachdem durch die Fluorescenzerscheinungen die Fähigkeit der
X-Strahlen, verwandelt zu werden, nachgewiesen ist, und es
sicher ist, dass nicht alle auffallenden X-Strahlen den Körper
als solche wieder verlassen.

Die Retina des Auges ist für unsere Strahlen unempfind-
lich; das dicht an den Entladungsapparat herangebrachte Auge
bemerkt nichts, wiewohl nach den gemachten Erfahrungen die
im Auge enthaltenen Medien für die Strahlen durchlässig genug
sein müssen.

7. Nachdem ich die Durchlässigkeit verschiedener Körper
von relativ grosser Dicke erkannt hatte, beeilte ich mich, zu
erfahren, wie sich die X-Strahlen beim Durchgang durch ein

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[6/0013] als Phosphore bekannten Calciumverbindungen, dann Uranglas, gewöhnliches Glas, Kalkspath, Steinsalz etc. Von besonderer Bedeutung in mancher Hinsicht ist die Thatsache, dass photographische Trockenplatten sich als em- pfindlich für die X-Strahlen erwiesen haben. Man ist im Stande manche Erscheinung zu fixiren, wodurch Täuschungen leichter ausgeschlossen werden; und ich habe, wo es irgend anging, jede wichtigere Beobachtung, die ich mit dem Auge am Fluorescenz- schirm machte, durch eine photographische Aufnahme controllirt. Dabei kommt die Eigenschaft der Strahlen, fast ungehindert durch dünnere Holz-, Papier- und Stanniolschichten hindurchgehen zu können, sehr zu Statten; man kann die Aufnahmen mit der in der Cassette, oder in einer Papierumhüllung eingeschlossenen photographischen Platte im beleuchteten Zimmer machen. An- dererseits hat diese Eigenschaft auch zur Folge, dass man un- entwickelte Platten nicht bloss durch die gebräuchliche Hülle aus Pappendeckel und Papier geschützt längere Zeit in der Nähe des Entladungsapparates liegen lassen darf. Fraglich erscheint es noch, ob die chemische Wirkung auf die Silbersalze der photographischen Platte direct von den X-Strahlen ausgeübt wird. Möglich ist es, dass diese Wirkung herrührt von dem Fluorescenzlicht, das, wie oben angegeben, in der Glasplatte, oder vielleicht in der Gelatineschicht erzeugt wird. „Films“ können übrigens ebenso gut wie Glasplatten ver- wendet werden. Dass die X-Strahlen auch eine Wärmewirkung auszuüben im Stande sind, habe ich noch nicht experimentell nachgewiesen; doch darf man wohl diese Eigenschaft als vorhanden annehmen, nachdem durch die Fluorescenzerscheinungen die Fähigkeit der X-Strahlen, verwandelt zu werden, nachgewiesen ist, und es sicher ist, dass nicht alle auffallenden X-Strahlen den Körper als solche wieder verlassen. Die Retina des Auges ist für unsere Strahlen unempfind- lich; das dicht an den Entladungsapparat herangebrachte Auge bemerkt nichts, wiewohl nach den gemachten Erfahrungen die im Auge enthaltenen Medien für die Strahlen durchlässig genug sein müssen. 7. Nachdem ich die Durchlässigkeit verschiedener Körper von relativ grosser Dicke erkannt hatte, beeilte ich mich, zu erfahren, wie sich die X-Strahlen beim Durchgang durch ein

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Zitationshilfe: Röntgen, Wilhelm Conrad: Ueber eine neue Art von Strahlen. Vorläufige Mittheilung. 2. Aufl. Würzburg, 1896, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roentgen_strahlen_1896/13>, abgerufen am 29.03.2024.