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Röntgen, Wilhelm Conrad: Ueber eine neue Art von Strahlen. Vorläufige Mittheilung. 2. Aufl. Würzburg, 1896.

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und Schirm gehalten macht sich dem Auge fast gar nicht be-
merkbar. -- Auch ein einfaches Blatt Stanniol ist kaum wahr-
zunehmen; erst nachdem mehrere Lagen über einander gelegt
sind, sieht man ihren Schatten deutlich auf dem Schirm. --
Dicke Holzblöcke sind noch durchlässig; zwei bis drei cm dicke
Bretter aus Tannenholz absorbiren nur sehr wenig. -- Eine ca.
15 mm dicke Aluminiumschicht schwächte die Wirkung recht
beträchtlich, war aber nicht im Stande, die Fluorescenz ganz
zum Verschwinden zu bringen. -- Mehrere cm dicke Hartgummi-
scheiben lassen noch Strahlen1) hindurch. -- Glasplatten gleicher
Dicke verhalten sich verschieden, je nachdem sie bleihaltig sind
(Flintglas) oder nicht; erstere sind viel weniger durchlässig als
letztere. -- Hält man die Hand zwischen den Entladungsapparat
und den Schirm, so sieht man die dunkleren Schatten der Hand-
knochen in dem nur wenig dunklen Schattenbild der Hand. --
Wasser, Schwefelkohlenstoff und verschiedene andere Flüssig-
keiten erweisen sich in Glimmergefässen untersucht als sehr
durchlässig. -- Dass Wasserstoff wesentlich durchlässiger wäre
als Luft habe ich nicht finden können. -- Hinter Platten aus
Kupfer, resp. Silber, Blei, Gold, Platin ist die Fluorescenz noch
deutlich zu erkennen, doch nur dann, wenn die Plattendicke
nicht zu bedeutend ist. Platin von 0,2 mm Dicke ist noch durch-
lässig; die Silber- und Kupferplatten können schon stärker sein.
Blei in 1.5 mm Dicke ist so gut wie undurchlässig und wurde des-
halb häufig wegen dieser Eigenschaft verwendet. -- Ein Holzstab
mit quadratischem Querschnitt (20 x 20 mm), dessen eine Seite
mit Bleifarbe weiss angestrichen ist, verhält sich verschieden,
je nachdem er zwischen Apparat und Schirm gehalten wird;
fast vollständig wirkungslos, wenn die X-Strahlen parallel der
angestrichenen Seite durchgehen, entwirft der Stab einen dunklen
Schatten, wenn die Strahlen die Anstrichfarbe durchsetzen
müssen. -- In eine ähnliche Reihe, wie die Metalle, lassen
sich ihre Salze, fest oder in Lösung, in Bezug auf ihre Durch-
lässigkeit ordnen.

3. Die angeführten Versuchsergebnisse und andere führen
zu der Folgerung, dass die Durchlässigkeit der verschiedenen

1) Der Kürze halber möchte ich den Ausdruck "Strahlen" und zwar zur
Unterscheidung von anderen den Namen "X-Strahlen" gebrauchen. Vergl. u. pag. 9.

und Schirm gehalten macht sich dem Auge fast gar nicht be-
merkbar. — Auch ein einfaches Blatt Stanniol ist kaum wahr-
zunehmen; erst nachdem mehrere Lagen über einander gelegt
sind, sieht man ihren Schatten deutlich auf dem Schirm. —
Dicke Holzblöcke sind noch durchlässig; zwei bis drei cm dicke
Bretter aus Tannenholz absorbiren nur sehr wenig. — Eine ca.
15 mm dicke Aluminiumschicht schwächte die Wirkung recht
beträchtlich, war aber nicht im Stande, die Fluorescenz ganz
zum Verschwinden zu bringen. — Mehrere cm dicke Hartgummi-
scheiben lassen noch Strahlen1) hindurch. — Glasplatten gleicher
Dicke verhalten sich verschieden, je nachdem sie bleihaltig sind
(Flintglas) oder nicht; erstere sind viel weniger durchlässig als
letztere. — Hält man die Hand zwischen den Entladungsapparat
und den Schirm, so sieht man die dunkleren Schatten der Hand-
knochen in dem nur wenig dunklen Schattenbild der Hand. —
Wasser, Schwefelkohlenstoff und verschiedene andere Flüssig-
keiten erweisen sich in Glimmergefässen untersucht als sehr
durchlässig. — Dass Wasserstoff wesentlich durchlässiger wäre
als Luft habe ich nicht finden können. — Hinter Platten aus
Kupfer, resp. Silber, Blei, Gold, Platin ist die Fluorescenz noch
deutlich zu erkennen, doch nur dann, wenn die Plattendicke
nicht zu bedeutend ist. Platin von 0,2 mm Dicke ist noch durch-
lässig; die Silber- und Kupferplatten können schon stärker sein.
Blei in 1.5 mm Dicke ist so gut wie undurchlässig und wurde des-
halb häufig wegen dieser Eigenschaft verwendet. — Ein Holzstab
mit quadratischem Querschnitt (20 × 20 mm), dessen eine Seite
mit Bleifarbe weiss angestrichen ist, verhält sich verschieden,
je nachdem er zwischen Apparat und Schirm gehalten wird;
fast vollständig wirkungslos, wenn die X-Strahlen parallel der
angestrichenen Seite durchgehen, entwirft der Stab einen dunklen
Schatten, wenn die Strahlen die Anstrichfarbe durchsetzen
müssen. — In eine ähnliche Reihe, wie die Metalle, lassen
sich ihre Salze, fest oder in Lösung, in Bezug auf ihre Durch-
lässigkeit ordnen.

3. Die angeführten Versuchsergebnisse und andere führen
zu der Folgerung, dass die Durchlässigkeit der verschiedenen

1) Der Kürze halber möchte ich den Ausdruck „Strahlen“ und zwar zur
Unterscheidung von anderen den Namen „X-Strahlen“ gebrauchen. Vergl. u. pag. 9.
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[4/0011] und Schirm gehalten macht sich dem Auge fast gar nicht be- merkbar. — Auch ein einfaches Blatt Stanniol ist kaum wahr- zunehmen; erst nachdem mehrere Lagen über einander gelegt sind, sieht man ihren Schatten deutlich auf dem Schirm. — Dicke Holzblöcke sind noch durchlässig; zwei bis drei cm dicke Bretter aus Tannenholz absorbiren nur sehr wenig. — Eine ca. 15 mm dicke Aluminiumschicht schwächte die Wirkung recht beträchtlich, war aber nicht im Stande, die Fluorescenz ganz zum Verschwinden zu bringen. — Mehrere cm dicke Hartgummi- scheiben lassen noch Strahlen 1) hindurch. — Glasplatten gleicher Dicke verhalten sich verschieden, je nachdem sie bleihaltig sind (Flintglas) oder nicht; erstere sind viel weniger durchlässig als letztere. — Hält man die Hand zwischen den Entladungsapparat und den Schirm, so sieht man die dunkleren Schatten der Hand- knochen in dem nur wenig dunklen Schattenbild der Hand. — Wasser, Schwefelkohlenstoff und verschiedene andere Flüssig- keiten erweisen sich in Glimmergefässen untersucht als sehr durchlässig. — Dass Wasserstoff wesentlich durchlässiger wäre als Luft habe ich nicht finden können. — Hinter Platten aus Kupfer, resp. Silber, Blei, Gold, Platin ist die Fluorescenz noch deutlich zu erkennen, doch nur dann, wenn die Plattendicke nicht zu bedeutend ist. Platin von 0,2 mm Dicke ist noch durch- lässig; die Silber- und Kupferplatten können schon stärker sein. Blei in 1.5 mm Dicke ist so gut wie undurchlässig und wurde des- halb häufig wegen dieser Eigenschaft verwendet. — Ein Holzstab mit quadratischem Querschnitt (20 × 20 mm), dessen eine Seite mit Bleifarbe weiss angestrichen ist, verhält sich verschieden, je nachdem er zwischen Apparat und Schirm gehalten wird; fast vollständig wirkungslos, wenn die X-Strahlen parallel der angestrichenen Seite durchgehen, entwirft der Stab einen dunklen Schatten, wenn die Strahlen die Anstrichfarbe durchsetzen müssen. — In eine ähnliche Reihe, wie die Metalle, lassen sich ihre Salze, fest oder in Lösung, in Bezug auf ihre Durch- lässigkeit ordnen. 3. Die angeführten Versuchsergebnisse und andere führen zu der Folgerung, dass die Durchlässigkeit der verschiedenen 1) Der Kürze halber möchte ich den Ausdruck „Strahlen“ und zwar zur Unterscheidung von anderen den Namen „X-Strahlen“ gebrauchen. Vergl. u. pag. 9.

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Zitationshilfe: Röntgen, Wilhelm Conrad: Ueber eine neue Art von Strahlen. Vorläufige Mittheilung. 2. Aufl. Würzburg, 1896, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roentgen_strahlen_1896/11>, abgerufen am 29.03.2024.