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[Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772.

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tiefe Wasser, um dich zu erretten, würdest
du nicht sehr gerne sehen, wenn ein großer
Mensch käme, und trüge dich durch, und
brächte dich in Sicherheit auf die andere
Seite? Würdest du dich nicht gerne tragen
laßen, und deinem Erretter herzlich danken?

Seht, lieben Kinder! Euer Leben ist das
tiefe Wasser, wodurch ihr gehen müßt.
Eure Unwissenheit in aller nöthigen Erkennt-
niß, und die unglücklichen Wirkungen da-
von, sind die Feinde und grimmigen Thiere,
die euch verfolgen. Wenn sich Niemand
um euch bekümmerte, und euch hülfe, so
würdet ihr nicht gerettet, ihr würdet un-
glücklich seyn. Gott aber will euch retten
laßen, und glücklich machen. Darum hat
Gott, Lehrer und Schulen verordnet. Ich
bin dazu gesetzt, daß ich eurer Unwissenheit
zu Hülfe kommen soll; ich soll euch, so lan-
ge ihr Kinder, am Leibe und Verstande
seyd, durch meine Lehre tragen, bis ihr euch
selbst helfen könnt, das ist, selbst den Grund
erreichen könnt, und nicht in Gefahr steht,
durch Unwissenheit umzukommen.

Ihr sollt also, durch den Schulunter-
richt, oder die Lehre, verständig werden, und,
so viel als möglich, in jeder wichtigen Sa-
che, den Grund finden, worauf ihr vest

stehen

tiefe Waſſer, um dich zu erretten, wuͤrdeſt
du nicht ſehr gerne ſehen, wenn ein großer
Menſch kaͤme, und truͤge dich durch, und
braͤchte dich in Sicherheit auf die andere
Seite? Wuͤrdeſt du dich nicht gerne tragen
laßen, und deinem Erretter herzlich danken?

Seht, lieben Kinder! Euer Leben iſt das
tiefe Waſſer, wodurch ihr gehen muͤßt.
Eure Unwiſſenheit in aller noͤthigen Erkennt-
niß, und die ungluͤcklichen Wirkungen da-
von, ſind die Feinde und grimmigen Thiere,
die euch verfolgen. Wenn ſich Niemand
um euch bekuͤmmerte, und euch huͤlfe, ſo
wuͤrdet ihr nicht gerettet, ihr wuͤrdet un-
gluͤcklich ſeyn. Gott aber will euch retten
laßen, und gluͤcklich machen. Darum hat
Gott, Lehrer und Schulen verordnet. Ich
bin dazu geſetzt, daß ich eurer Unwiſſenheit
zu Huͤlfe kommen ſoll; ich ſoll euch, ſo lan-
ge ihr Kinder, am Leibe und Verſtande
ſeyd, durch meine Lehre tragen, bis ihr euch
ſelbſt helfen koͤnnt, das iſt, ſelbſt den Grund
erreichen koͤnnt, und nicht in Gefahr ſteht,
durch Unwiſſenheit umzukommen.

Ihr ſollt alſo, durch den Schulunter-
richt, oder die Lehre, verſtaͤndig werden, und,
ſo viel als moͤglich, in jeder wichtigen Sa-
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[15/0037] tiefe Waſſer, um dich zu erretten, wuͤrdeſt du nicht ſehr gerne ſehen, wenn ein großer Menſch kaͤme, und truͤge dich durch, und braͤchte dich in Sicherheit auf die andere Seite? Wuͤrdeſt du dich nicht gerne tragen laßen, und deinem Erretter herzlich danken? Seht, lieben Kinder! Euer Leben iſt das tiefe Waſſer, wodurch ihr gehen muͤßt. Eure Unwiſſenheit in aller noͤthigen Erkennt- niß, und die ungluͤcklichen Wirkungen da- von, ſind die Feinde und grimmigen Thiere, die euch verfolgen. Wenn ſich Niemand um euch bekuͤmmerte, und euch huͤlfe, ſo wuͤrdet ihr nicht gerettet, ihr wuͤrdet un- gluͤcklich ſeyn. Gott aber will euch retten laßen, und gluͤcklich machen. Darum hat Gott, Lehrer und Schulen verordnet. Ich bin dazu geſetzt, daß ich eurer Unwiſſenheit zu Huͤlfe kommen ſoll; ich ſoll euch, ſo lan- ge ihr Kinder, am Leibe und Verſtande ſeyd, durch meine Lehre tragen, bis ihr euch ſelbſt helfen koͤnnt, das iſt, ſelbſt den Grund erreichen koͤnnt, und nicht in Gefahr ſteht, durch Unwiſſenheit umzukommen. Ihr ſollt alſo, durch den Schulunter- richt, oder die Lehre, verſtaͤndig werden, und, ſo viel als moͤglich, in jeder wichtigen Sa- che, den Grund finden, worauf ihr veſt ſtehen

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Zitationshilfe: [Rochow, Friedrich Eberhard von]: Versuch eines Schulbuches. Berlin, 1772, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rochow_versuch_1772/37>, abgerufen am 28.03.2024.